- Kapitel 17 -

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Etwa 15 Minuten später fährt Luke auf den Besucherparkplatz des Krankenhauses und versenkt dort sein Auto gekonnt rückwärts in einer Parklücke. Ich kann es mir nicht verkneifen, ihn währenddessen zu mustern, wie er mit dem Blick nach hinten, seiner flachen Hand auf dem Rand des Lenkrades und den Arm um meine Kopflehne gelegt, sein Auto in den Parkplatz manövriert. Er dreht den Schlüssel im Schloß rum, zieht die Handbremse mit einem Ruck an und schenkt mir dann ein Lächeln. „Da wären wir!" gibt er kund und zieht den Schlüsse ab.

„Danke!", entgegne ich lächelnd und steige aus. Allerdings schaue ich zu Luke, als er ebenfalls aussteigt. Er scheint meine Gedanken lesen zu können, denn als ich etwas sagen will öffnen sich seine Lippen. „Ich kann mitkommen. Also nur, wenn du das willst" bietet er mir an und blickt gutmütig zu mir. „Musst du nicht, aber.." Ich denke kurz nach. Schließlich hat Luke meine Schwester und mich vor diesem Tyrannen gerettet, wer weiß, was noch passiert wäre. Vielleicht möchte Tamara unseren Retter auch mal persönlich sehen. „Ich würde mich freuen!" erwidere ich schließlich sein Angebot und wir gehen rein.

An der Rezeption erkundige ich mich nach meiner Schwester und bekomme von einer freundlichen Dame die Information, dass wir am Ende des Ganges mit den Fahrstuhl in den 3. Stock fahren sollen. „Frau Schwarz ist vorhin erst aufgewacht, seid also bitte ein bisschen behutsam mit ihr" fügt die Dame noch hinzu, woraufhin ich nicke. „Darf sie schon Nachhause?" will ich hoffnungsvoll wissen, doch meine Gesprächspartnerin schüttelt entschuldigend den Kopf. „Sie ist zwar stabil und ihre gebrochene Nase bekommen wir auch wieder hin, aber mental ist sie in keiner guten Verfassung. Wir behalten sie noch ein paar Tage hier" erklärt sie mir.

Ich bedanke mich bei ihr und gehe mit Luke zu dem Fahrstuhl.

„Ich hoffe einfach nur, dass sie so schnell wie möglich wieder Nachhause darf" gebe ich nervös von mir, als wir im Fahrstuhl nach oben fahren. „Hey das wird schon. Sie braucht einfach Zeit, um das alles zu verarbeiten...Genau wie du" entgegnet Luke, woraufhin ich schlucke und meinen Blick leicht senke. Ich vermisse Tamara jetzt schon, dabei sind wir noch nicht einmal 24 Stunden voneinander getrennt.

Der Fahrstuhl öffnet sich und wir begeben uns auf die Suche nach Zimmer 101, in dem Tamara liegt. Als ich das Zimmer gefunden haben und davor stehen atme ich noch einmal tief durch und klopfe dann. Vorsichtig öffne ich die Tür und strecke meinen Kopf hinein und es ist wirklich meine Schwester, die wenige Meter entfernt auf dem Bett liegt, was mich kurz erschrocken aufseufzen lässt. Die Umstände sind mir nicht neu, aber Tamara jetzt so vor mir zu sehen versetzt mich in einen kleinen Schock.

Ich mache einen Schritt zurück und stoße prompt gegen Luke, der seine Hand an meinen Arm legt. „Hey was machst du denn? Komm, geh zu ihr" flüstert er leise und schiebt mich dann wieder Richtung Bett. Während ich auf das Bett zulaufe fällt mein Blick auf die vielen Schläuche. Schließlich dreht Tamara ihren Kopf in unsere Richtung. Ihre Mundwinkel verformen sich zu einem sanften Lächeln, als sie mich sieht. Sie sieht echt fertig aus, ihre Nase trägt sogar einen Gips!

„Tammy!" stoße ich aufgebracht heraus, falte meine Hände vor meinem Mund und stelle mich nun direkt neben sie an das Bett. Mit einer leichten Handbewegung deutet sie mir, mich neben sie zu setzen und zieht sich dann mit schmerzverzogenem Gesicht ein Stück nach oben. Ich lasse meine Tasche auf den Boden fallen, setze mich zu ihr auf die Bettkante und ziehe sie behutsam in meine Arme. „Ich hatte solche Angst um dich..", schluchze ich an ihre Schulter. „Es tut mir alles so leid..was ist noch passiert? Hat er dir was angetan? Konntest du die Polizei rufen? Man konnte mir hier nicht wirklich eine Information geben. Nur das es dir gut geht und das dieser Junge aus deiner Klasse da war."

Tamara löst sich wieder aus meiner Umarmung und schaut kurz zu Luke, der hinter mir steht. „Ich wollte die Polizei anrufen und bin dabei wohl vor lauter Schreck auf Luke's Kontakt gekommen. Er hat mir geholfen. Und er hat die Polizei gerufen. Aber mir geht's gut" erkläre ich ihr und drehe mich kurz zu Luke um, der mit verschränkten Armen neben der Tür steht und sich gegen die Wand lehnt.

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