- Kapitel 27 -

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Nach einer viertelstündigen Busfahrt komme ich am Krankenhaus an. Mittlerweile kenne ich den Ablauf hier schon in und auswendig. Ich verstaue meine Kopfhörer und betrete das Gebäude, melde mich an der Rezeption und gehe dann hoch in den 3. Stock, wo sich das Zimmer von Tamara befindet. Ich klopfe zwei Mal an Zimmer 101 und gehe hinein, nachdem meine Schwester mir ein freundliches „Herein" zugerufen hat. Lächelnd betrete ich das Zimmer, strahle über beide Ohren als ich Tamara gut gelaunt auf dem Bett sitzen sehe. Sie trägt auch nicht mehr ihren Patientenkittel, sondern sieht fast wieder ganz wie die alte aus. Nur das sie eben noch ihren Gips an der Nase trägt.

„Schwesterchen!", ruft sie mir grinsend zu und steht dann auf. „Hey!", begrüße ich sie, umarme sie einmal. „Wie geht's dir? Du siehst gut aus, so glücklich irgendwie.", stellt sie fest, als sie mich eindringlich von Kopf bis Fuß abscannt. „Willst du mir was erzählen? Ich kann mir schon gut vorstellen, warum du so gut gelaunt bist!", meint sie neckend, was mir die Röte ins Gesicht treibt. Später erzähle ich ihr vielleicht von Luke. Aber ich möchte sie mit dem Thema nicht sofort überrennen, zumal sie selber schon genug Sorgen hat.

„Ich erzähls dir dann", winke ich ab und versuche schnell das Thema zu wechseln. „Du siehts so, naja gehbereit aus", stelle ich fest und ziehe fragend eine Augenbraue nach oben. „In der Tat! Ich halte es keinen Tag länger in diesem klinischen Schuppen aus! Ich hatte vorhin meine Abschlussuntersuchung und warte gerade noch auf die Ergebnisse. Wenn alles soweit passt, darf ich gehen!", erklärt sie mir lächelnd. „Oh das ist ja gut!", grinse ich. Aber wenn Tamara wieder Nachhause kommt bedeutet das bestimmt auch, dass ich wieder mit Nachhause kommen muss. Weg von Luke. Dabei habe ich bisher jeden Tag mit ihm so sehr genossen. Aber das ich nicht dauerhaft bei ihm wohnen kann, ist ja klar. Auch werden wir in Zukunft vielleicht nicht mehr ganz so viel Zeit miteinander haben. Schließlich ist morgen wieder Montag und ich habe vor, wieder in die Schule zu gehen. Ewig kann ich mich nicht davor drücken und das Leben dreht sich nunmal weiter, bis der Alltag Stück für Stück wieder einkehrt.

Die Tür geht auf und eine Dame mit weißem Kittel und einem Klemmbrett in der Hand betritt das Zimmer. Ich erkenne sie wieder, denn sie war auch hier, als ich Tamara mit Luke das erste Mal besucht habe.

„So Frau Schwarz, ich habe die Ergebnisse vorliegen. Ach hallo!", begrüßt sie mich lächelnd, als sie mich sieht. „Hallo", erwidere ich ihre Begrüßung und bin gespannt, was sie zu sagen hat. „Ihre Werte sind alle in Ordnung. Ihrer Entlassung steht also nichts mehr im Weg. Wegen ihrer Nase schauen sie bitte in einer Woche nochmal bei ihrem Hausarzt vorbei. Die Krankmeldung gibt Ihnen meine Kollegin an der Rezeption. Ansonsten wars das", erklärt sie freundlich. „Achja und ich kann Ihnen nur nahe legen sich einem Therapeuten anzuvertrauen. Ihr beide", fügt sie noch hinzu, schenkt uns ein wehmütiges Lächeln und verabschiedet sich dann mit den Worten „Alles Gute.", von uns. Kurz muss ich schlucken und fange an meine Hände zu kneten. Ich brauche doch keine Hilfe, schon garnicht von einem Therapeuten. Ich bin nicht krank.

„Also? Wollen wir?", fragt Tamara mich lächelnd und reißt mich damit wieder aus meinem kurzen Gedankengang. „Klar! Hast du denn alles?" „Jep. Viel hatte ich ja nicht dabei, komm!", grinst sie. Gemeinsam verlassen wir das Krankenhaus. „Worauf hast du Lust? Ich würde vorschlagen, wir essen erstmal etwas richtiges! Das Essen da drinnen lässt echt zu wünschen übrig!", erzählt sie mir, worauf ich nickend ihrem Vorschlag zustimme. Da ich noch nichts gefrühstückt habe, kommt mir das gerade richtig.

Mit dem nächsten Bus begeben wir uns in die Innenstadt, gehen durch die Fußgängerzone. Und entscheiden uns schließlich für ein veganes Restaurant. Von einer freundlichen Bedienung bekommen wir einen Tisch zugewiesen, setzen uns und werfen einen Blick in die Karte. Da ich großen Hunger verspüre und es Tamara scheinbar nicht anders geht, müssen wir nicht lange überlegen und bestellen zwei vegane Burger mit Süßkartoffelfritten. Dazu eine Apfelschorle für mich und eine Cola für Tamara.

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