- Kapitel 65 -

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Völlig neben der Spur laufe ich zurück zum Haus und sehe dort schon Tamara und Alexander, die mich verwirrt ansehen, vorallem aber meine Schwester.

Ich war so auf Luke fixiert, das ich ganz vergessen habe das Tamara und Alex auch noch hier sind. Und ich glaube wir waren nicht gerade leise.

"Was ist gerade passiert??", will Tamara wissen, als ich mich mit gesenktem Kopf stumm an ihr vorbeidrängen will. "I-ich bin oben", stocke ich und spüre die Tränen noch nachkommen. Das war gerade ziemlich heftig.

"Moment mal, ist das Blut??" Tamara dreht mich um und fixiert meine Hände mit ihrem Blick, an denen das Blut von Luke's Nase klebt. Sie legt auch einen Finger an mein Kinn und hebt es an. "Ist das dein Blut?! Bitte sag mir nicht das er dir gerade weh getan hat!!" schreit sie komplett außer sich.

"Was?? Nein! Luke hatte Nasenbluten und - und" Ich sehe an Tamara's Blick, dass sie mir nicht glaub. Wahrscheinlich habe ich mich schon damit verraten, das ich es kaum gewagt habe in ihre Augen zu sehen. Und das sie mir jetzt nicht antwortet gibt mir zu bedeuten, das ich die Wahrheit erzählen soll.

"Okay er wurde überfallen. Ich habe ihn im Badezimmer versorgt", sage ich knapp und wische meine Tränen weg. "Und wieso ist er eben so rausgestürmt? Wieso habt ihr euch angeschriehen?", hakt sie weiter nach.

Während ich nach einer passenden Antwort suche schielt mein Blick kurz zur Wand, wo auch die Uhr hängt. 15:30, Louis! Fuck ich muss los!

"Ich kann jetzt nicht! Ich bin oben!", sage ich schnell, drehe mich um und gehe die Treppen hoch.

"Amalia!!", höre ich meine Schwester noch hinterherrufen, doch ich ingoriere sie einfach. Ich habe jetzt keine Zeit! Ich muss zu Louis, damit alles nicht noch schlimmer wird!

Schnell ziehe ich mich um und gehe ins Badezimmer, um mir das Blut von den Händen zu waschen. Im Spiegel sehe ich, das auch ein bisschen Blut an meiner Stirn klebt, genau an der Stelle wo Luke mich geküsst hat. Schnell wasche ich alles ab und sehe dann die ganzen Bluttropfen auf dem Boden.

"Fuck!", fluche ich, nehme mir Toilettenpapier und versuche alles aufzuwischen. Dabei verschmiere ich nur alles und jetzt sieht es noch schlimmer aus. Eilig blicke ich auf mein Handy und sehe, das es schon 15:45 Uhr ist. "Mist!!" Ich verlasse das Badezimmer und gehe runter. Ich kann hören wie Tamara mit Alexander über Luke und mich reden, während ich nach meinen Schlüsseln greife. Sie scheinen mich nicht zu bemerken, weswegen ich es unbemerkt aus dem Haus schaffe.

Mit dem Bus komme ich jetzt definitiv nicht mehr rechtzeitig an, weswegen ich einfach in schnellen Schritten loslaufe. Ich bin immer noch durcheinander, versuche zu sortieren was in den letzten Minuten passiert ist. Luke war so fertig, er stand komplett neben sich. Dieser Druck macht ihn kaputt und ich verfluche mich dafür, das ich nicht weiß wie ich ihm helfen kann. Hätte ich wirklich zulassen sollen, das er meine Schwester oder Alexander nach dem fehlenden Geld fragt?

Ich bin mir sicher, sie hätten ihm nicht geholfen. Vielleicht, wenn er sich etwas ausgedacht und sie angelogen hätte. Aber spätestens wenn das rausgekommen wäre, wäre die Hölle los! Tamara würde mir den Kontakt zu Luke sofort verbieten! Da bin ich mir ohne Zweifel sicher.

Ich hoffe Louis hat seine Worte ernst gemeint! Ich hoffe er will Luke wirklich helfen! Egal was er von mir verlangt, ich bin bereit es zu tun! Ich will Luke helfen damit er sieht, das ich es ernst meine! Das ich auf seiner Seite stehe und das ich ihn liebe!

Während ich vor mich hin schluchze bin ich so in Gedanken, das ich gegen jemanden pralle. Erschrocken zucke ich zusammen, als sich zwei Arme um mich schlingen und schaue hoch, direkt in Louis blaue Augen.

"Hoppla, spät dran?", kommt es von ihm, dann verziehen seine Lippen sich zu einem breiten Grinsen.

"Du musst ihm helfen, bitte!! Bitte sag mir das du Luke hilfst! Ich tue auch alles, bitte!!", flehe ich verzweifelt und kralle meine Hände in den Stoff seines Pullovers. Seine Augen weiten sich während seine Mundwinkel sich immer weiter außeinander ziehen.

"Warte warte..wiederhol das bitte nochmal. Was würdest du tun?", fragt er mit einem schelmischen Grinsen und legt seine Finger an mein Kinn. Ich zucke zusammen und weiche etwas zurück. Scheiße! Ich hoffe das ist es Wert! Ich hoffe Luke weiß, wie sehr ich ihn liebe. Und ich hoffe er liebt mich genauso!

Kurz schweifen meine Gedanken zu unserem Streit vorhin. Luke war wie ausgewechselt. Er war fies, wütend und hat mich respektlos behandelt. Aber er steht auch unter großem Druck. Ich bin mir sicher das er das nicht so gemeint hat.

Immer wieder führe ich mir vor Augen, das alles besser wird wenn wir das überstanden haben. Luke hat es selbst gesagt. Er will ein gemeinsames Leben mit mir, er kann sich sogar vorstellen mit mir zusammen zu wohnen. Und in den Urlaub wollten wir auch. Aber um das alles zu tun müssen wir erstmal aus diesem Alptraum raus. Und das klappt nur, wenn ich jetzt für Luke stark bin!

"Alles", hauche ich mit zitternder Stimme und schlucke. "Hmm..wenn das so ist, küss mich. Fangen wir klein an", grinst er und senkt seinen Kopf, um seine Lippen auf meine zu pressen.

Angewiedert kneife ich meine Augen zusammen und erwidere den Kuss. An diesen Geschmack erinnere ich mich zu gut. Er ruft Erinnerungen in mir hervor. Der Streit mit Luke, der Club, Wodka, die KO-Tropfen. An jenem Abend habe ich mich Louis freiwillig hingeben.  Und jetzt tue ich das, weil ich es muss. Ich tue das nur für Luke!!

Auch wenn Louis mich für seine Verhältnisse relativ sanft geküsst hat, bekomme ich Angst. Er ist der Teufel in Person und ich weiß wozu er fähig ist. Gleichzeitig weiß ich nicht, was sein nächster Schritt ist. Ich schlucke und öffne meine Augen als Louis sich wieder von mir löst und die Hände an meine Wangen legt. Mit seinen rauen Fingern streicht er meine Tränen weg und ich stehe wie erstarrt da, fühle mich als hätte ich vergessen zu atmen.

"Und jetzt? Was hast du vor? Du wirst Luke helfen, oder?", frage ich nervös. Ich fühle mich so unwohl in seiner Nähe. "Eins nach dem anderen, Süße. Wir fahren jetzt erstmal", raunt er und nimmt meine Hand. Er macht eine nickende Kopfbewegung in Richtung der Parkreihe und zieht mich dann mit sich mit.

Ich hoffe es wird alles gut. Egal was Louis mit mir anstellen will, ich werde es überstehen und stark bleiben. Niemand wird uns je trennen können.

Ich atme einmal tief durch und steige dann in sein schwarzes Auto ein.

Er lässt den Motor auheulen und fährt mit Vollgas vom Parkplatz, worauf ich angespannt die Zähne aufeinander beiße. Während der Fahrt legt Louis die Hand auf meinen Oberschenkel. Normalerweise würde ich sie sofort wegschlagen, aber ich lasse es über mich ergehen. Ich möchte ihn nicht unnötig verärgern. Das könnte sonst dazu beitragen, das er es sich vielleicht nochmal anders überlegt und Luke schafft das definitiv nicht alleine!

*
Ein etwas kürzeres Kapitel, aber besser wie nichts oder? :D

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