- Kapitel 09 -

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Ich öffne meinen Laptop und rufe unsere Biologiearbeit auf, an der ich gestern Abend noch etwas gearbeitet habe. "Ich habe mich gestern nochmal rangesetzt. Die Arbeit ist soweit fertig du kannst es dir gerne durchlesen und verändern.", erkläre ich ihm und drehe meinen Laptop zu ihm hin. Ich beobachte Luke's Augen, wie sie über den Bildschirm fliegen. Von links nach rechts, dann wieder zurück, verfolgen seine Augen die schwarzen Buchstaben. "Das ist total gut! Du hast dich ja richtig reingehängt!", Luke's Lippen verformen sich zu einem breiten Lächeln. Ich zucke gleichgültig mit den Schultern und bringe ein leises "Danke" heraus. "Moment was hast du da?", Ich schaue zu Luke, im nächsten Moment seine Hand an meine Wange legt, die noch immer von heute Morgen wild pocht. Luke's Hand ist so weich, so warm, Als würde sie meine Schmerzen dämpfen, aber MOMENT! Fasst er mich gerade an?

Einfach so?! Was hat er eben noch von Grenzen geredet? MEINEN angeblichen Grenzen?? "Ernsthaft?! Fass mich nicht an!!", fahre ich ihn an, im gleichen Moment zieht er erschrocken seine Hand zurück. "Entspann dich! Ich wollte nur wissen, woher dieser Fleck an deiner Wange kommt!", seine Augen verwandeln sich in ein dunkles braun. Ich rücke ein Stück von ihm und schaue ihn finster an "Und dazu musst du mich anfassen? Und überhaupt, es geht dich einen scheiß an!"; fluche ich und verschränke meine Arme vor der Brust. "Du hast doch gestern selber gesehen, wie ich hingefallen bin!", füge ich noch hinzu. "Ja habe ich, aber dieser Fleck kommt definitiv nicht von deinem Sturz!", antwortet er felsenfest überzeugt von seiner Vermutung.

Genervt schnaufe ich aus und stehe auf. Das führt doch alles zu nichts. "Warte! Beruhig dich, okay? Es tut mir leid. Ich hol uns was zu trinken, aber bitte geh nicht direkt wieder!", meint er nun, schaut mich eindringlich an und deutet auf sein Bett. "Setzt dich doch wieder, ich bin gleich wieder da." Ich überlege kurz, entscheide mich dann aber schließlich dazu mich wieder hinzusetzen. Mit immer noch verschränkten Armen blicke ich zu ihm auf. "Danke..bin gleich wieder zurück, ja?", erklärt Luke und verlässt das Zimmer. Ich stehe auf, stelle mich vor seinen Spiegel und begutachte meine gerötete Wange. Jason's Markenzeichen ist nun wirklich nicht schwer zu übersehen. Erschrocken wandern meine Finger darüber.

Als ich Luke im Spiegelbild sehe, wie er den Raum betritt verschränke ich schnell meine Arme hinter meinem Rücken. Ich mustere Luke skeptisch, denn er hat 2 kleine Shotgläser und eine Flasche mit einer braunen Flüssigkeit darin in seinen Händen. Ich beobachte ihn, wie er die Gläser abstellt und füllt. Dann kommt er zu mir und reicht mir ein Glas. "Alkohol?", frage ich um mustere die Flüssigkeit skeptisch. "Ne Cola, weißt du? Das ist Jack Daniels!", entgegnet er mit einem leichten Grinsen und stößt mit mir an. Er kippt den Inhalt des Glases mit einem Ruck herunter und ich tue es ihm Schulter zuckend gleich. Der Geschmack des Getränks ist so brennend bitter, das ich mein Gesicht automatisch verziehe. "Ist nicht so deins, was? Warte, wie alt bist du nochmal?", will er schmunzelnd wissen. "16" antworte ich knapp. "Puh...erzähls nicht deinen Eltern, die köpfen mich bestimmt!", entgegnet er lachend. Eltern...schön, wenn ich noch welche hätte.

"Wer braucht schon Eltern?", frage ich genervt und setze mich auf Luke's Bett. Luke nimmt neben mir platz und füllt unsere Shotgläser nochmal auf. "Hey sag das nicht, okay? Du solltest froh sein, eine Familie zu haben!" Kurz herrscht Stille. Luke nutzt den Moment um sein Glas zu leeren. Ich trinke meinen zweiten Shot ebenfalls und stelle das Glas beiseite. "Kannst du dir vorstellen wie es ist, keine Mutter mehr zu haben?", fragt Luke mit belegter Stimme und bricht das Schweigen zwischen uns. Ich schaue zu ihm und sehe, wie seine Augen glasig werden. Ich weiß nicht, was ich mir bei meinem nächsten Satz gedacht habe, aber er war mehr als unpassend. Vielleicht war es der Alkohol, oder meine Hormone. "Kannst du dir vorstellen wie es ist, garkeine Eltern mehr zu haben?", raune ich und lache ihn schnippisch aus. Ehe ich mich versehe laufen auch schon die ersten Tränen meine Wangen herunter.

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