- Kapitel 16 -

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Amalia

Als Luke das Gästezimmer verlässt, seufze ich erleichtert und lasse mich zurück ins Bett fallen. Denn in dem Moment wo er gegangen ist, hat er auch Gottseidank die Elektrizität zwischen uns mitgenommen. Habe ich wirklich auf ihm geschlafen? Ich muss mich ihm im Schlaf genähert haben. Und irgendwie war es echt schön, nach dem gestrigen Tag nicht alleine sein zu müssen. Ich weiß nicht, ob und wie ich meine Panikattacke ohne ihn in den Griff bekommen hätte. Er hat das so toll gemacht, wie er mir zugeredet hat, wie besorgt er war. Er war einfach für mich da. Nicht zu vergessen das er zu mir Nachhause gefahren ist, nachdem ich ihn wohl versehentlich angerufen habe. Wie er ohne zu zögern Jason durch die Gegend gezerrt, auf ihn eingeschlagen hat. Das war wirklich cool.

Wieder einmal war er für mich da. Langsam glaube ich wirklich er ist ein Retter-Engel, der vom Schicksal gerufen wurde. Ein gutaussehender Engel, wenn ich ehrlich sein soll. Moment, Amalia. Was??

Meine Gedanken schweifen auch kurz zu Jason ab. Wo er jetzt wohl ist? Und ob er dafür bestraft wird, was er Tamara und mir angetan hat? Bei der Erinnerung an seine Taten läuft es mir eiskalt den Rücken herunter.

Ich hoffe Tamara geht es gut! Ich freue mich jetzt schon, wenn ich sie endlich wieder sehen kann, mich mit ihr aussprechen und hoffentlich wieder versöhnen kann. Ich hoffe sie glaubt mir endlich, dass das alles nur ein Missverständnis war und Jason sich seine Karten immer zurecht gelegt hat.

Ich stehe auf, strecke mich und gehe zu dem großen, rechteckigen Fenster neben dem Bett. Ich öffne es und erlaube mir einen tiefen Atemzug von der frischen Luft. An diesem Fenster verweile ich einige Zeit, bis ich Schritte vernehme, die die Treppe herunter gehen. Ein kurzer Blick auf mein Handy verrät mir, das ich nichts verpasst habe. Keine Nachricht von Tamara oder jemand anderem.

In meiner Tasche wühle ich nach ein paar frischen Sachen und gehe damit in das Badezimmer, das direkt nebenan liegt. Als ich das Badezimmer betrete kommt mir erstmal eine dampfende Wärme inklusive dem Duft von Luke's Aftershave entgegen. Ich öffne erstmal das Fenster um den Dampf freizulassen, schäle mich Stück für Stück aus meinen Klamotten und stelle mich unter die Dusche.

Das warme Wasser tut unglaublich gut, es entspannt mich sogar etwas. Dabei wage ich es nicht einmal, an mir herunter zu sehen. Jason hat wieder einmal Spuren an mir hinterlassen. Sie zu spüren reicht mir schon alleine. Ich kann mir die Katastrophe, die er wieder mal aus mir gemacht hat, nicht ansehen. So ignoriere ich gekonnt meine Flecken, Wunden und Narben und Dusche zuende.

Ich trockne mich ab und schlüpfe in eine schwarze Leggings und ein langärmliges Shirt.

Im Gästezimmer kämme ich nochmal meine Haare durch und gehe dann nach unten. Ich folge einem polternden Geräusch und strecke meinen Kopf durch einen Türrahmen. Das ist wohl die Küche. Als ich hineingehe und einen Blick um die Ecke werfe sehe ich Luke der gerade einen Tisch deckt. Als er mich sieht beginnt er zu lächeln, kommt auf mich zu und drückt mir einen Kuss auf die Stirn, was mich verlegen schmunzeln lässt. Wieder eine unbekannte Geste, die ich so noch nie erlebt habe. Aber es fühlt sich gut an. „Wie geht's dir? Wie hast du eigentlich geschlafen?", fragt er mich dann. Ehrlich gesagt, in Anbetracht der Umstände habe ich erstaunlicherweise echt gut geschlafen. Der Abend gestern hat mir aber auch die letzte Energie geraubt.

„Geht so, hab ganz gut geschlafen, bis auf meinen Alptraum und meine Panikattacke in der Nacht" antworte ich, blicke hoch in seine braunen Augen und verschränke meine Arme. „Aber danke nochmal!" füge ich noch hinzu und schenke ihm ein leichtes Lächeln, was Luke direkt erwidert. Mein Blick wandert durch sein Gesicht, erst jetzt fällt mir auf wie rot und geschwollen seine Nase doch ist. Ich muss daran denken, wie Jason's Faust in Luke's Gesicht landete. Auf die gleiche Stelle, auf die Daniel schon in der Schule geschlagen hatte. Das muss fürchterlich weh getan haben. Zweimal.

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