- Kapitel 41 -

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Lange Zeit sitzen wir da, eng umschlungen und genießen einfach nur die Nähe und die Stille. Meine Ohren lauschen wieder dem leisen Plätschern, während sie gleichzeitig Luke's Atem gewidmet sind, der sich allmählich wieder in seinen normalen Rhythmus zurück versetzt.

„Du bist wirklich etwas besonderes, Amalia. Wenn die Welt noch so beschissen und grau ist kommst du einfach und schmeißt einen Farbeimer hinein. Ich weiß nicht wie du es machst, aber deine Art macht mich einfach glücklich. Dein Lächeln schenkt mir in meinen traurigsten Momenten Hoffnung"

Seine Worte bringen mich zum Lächeln. Ich schiebe ihn leicht von mir, um in seine Augen sehen zu können. Die Tränen sind inzwischen getrocknet, aber seine Lieder sind immer noch gerötet und geschwollen. „Genau dieses Lächeln meine ich. Das ist wirklich Gold wert." Während er einen Mundwinkel nach oben zieht wandert seine Hand zu meiner Wange. Mit seinem Daumen streicht er über meine Unterlippe, fixiert sie mit seinen Augen, ehe er seine Lippen darauf legt.

Seine Lippen zittern nicht mehr so stark wie vorhin, trotzdem wirkt Luke schwach, ertrunken in einem Gefühlschaos. Als unsere Lippen sich wieder voneinander trennen sieht er mich mit einem reumütigen Blick an. „Weißt du, das war noch nicht einmal alles. Verdammt es gibt so viel, was du nicht weißt."

„Dann erzähl es mir. Ich möchte es wissen, alles!", sage ich zuversichtlich lächelnd, während ich die Arme um seinen Nacken lege und mit seinen Locken spiele.

„Ich will dich nicht überrumpeln. Das ist ziemlich viel, meinst du nicht?" Seufzend stimme ich ihm zu „Ja, das ist es", sage ich leise und hauche ihm einen Kuss auf seine Lippen. „Aber ich möchte, das du weiter erzählst. Ich möchte deine Geschichte hören, und zwar jedes Detail", füge ich hinzu während meine Augen ihn eindringlich durchbohren.

Verstimmt fährt Luke sich mit den Händen über sein Gesicht. „Na gut, ich geb mir Mühe" Lächelnd nicke ich und bette meinen Kopf auf seiner Schulter, lausche Luke's tiefer, beruhigenden Stimme.

„Während ich in dieser Fabrikhalle war hat mein Boss die Polizei zu mir Nachhause geschickt. Natürlich fanden sie genug Drogen, um mich ins nächste Gefängnis zu sperren. Aber das war nicht alles. Nachdem sie mir die Fesseln entfernt haben ergriffen mein Boss und seine Komplizen die Flucht, während meine Mutter vor Schmerzen bewusstlos auf dem Boden lag. Ich tat alles um ihr zu helfen, aber es war zu spät."

Erneut beginnt seine Stimme zu zittern und Luke bricht wieder in Tränen aus. Ich schlinge meine Arme fester um ihn, drücke ihn dichter an mich heran. Ich glaube im Moment kann er diese Nähe ganz gut gebrauchen. Ich weiß nicht, wie ich ihm sonst helfen kann. Wie hilft man einem Menschen, der so etwas schreckliches erlebt hat?

„Sie schickten ein SEK Kommando. Alles sollte so aussehen, als hätte ich meiner Mutter das angetan. Ich wurde festgenommen, kam in Untersuchungshaft."

„Aber du warst unschuldig!", kommt es entsetzt von mir. „Ich habe meine Mutter nie angefasst, das konnte durch die Obduktion ziemlich schnell festgestellt werden. Für die Drogen in meinem Zimmer musste ich mich jedoch verantworten. Es war nicht sonderlich viel, aber es hat gereicht, damit man mir eine dreijährige Haftstrafe aufbrummen konnte. Die Richterin sah aber scheinbar etwas in mir, was ich selbst bis heute nicht sehen kann. Nach einem halben Jahr ließ sie mich auf Bewährung raus, damit ich endlich meinen Abschluss mache und mein Leben in den Griff bekomme. Ich habe erstmal ein paar Wochen gebraucht um alles zu regeln. Du kannst dir garnicht vorstellen welchen Papierkram das mit sich bringt", seine zitternde Stimme gibt kurz ein leises Lachen von sich, während er mit einer Haarsträhne spielt, die er um seinen Finger gewickelt hast.

„Und die Drogen? Du hast doch Drogen genommen, bevor du ins Gefängnis kamst?", frage ich mit vorsichtiger, leiser Stimme. „Ich musste einen kalten Entzug machen, es war die Hölle." „Und jetzt bist du..clean?" Das sagt man doch so, oder? Es ist komisch ihm diese Frage zu stellen. Luke und Drogen, das passt einfach nicht zusammen. Dennoch brennt mir diese Frage die ganze Zeit schon auf der Zunge und ich musste sie einfach aussprechen.

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