- Kapitel 30 -

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Als ich wieder aufwache fühle ich mich schon etwas erholter. Gähnend greife ich nach meinem Handy. Stelle fest, dass wir 16 Uhr haben und ich 2 Stunden geschlafen habe. Weitere Informationen spuckt mein Handy mir nicht aus. Keine neue Nachricht, weder von Luke, noch von meiner Schwester.

Ein Funken Hoffnung in mir glaubt noch daran, dass Luke sich wieder melden wird, alles wieder okay zwischen uns wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich so sehr in ihm getäuscht habe. Vielleicht will ich es aber auch einfach nicht wahrhaben.

Seufzend lege ich mein Handy auf Seite, stehe auf und gehe in die Küche. Der vor sich hin gammelnde Gemüseauflauf hat bereits seine ganz eigene Duftnote entwickelt, was mich angewidert die Nase kräuseln lässt. Bilde ich mir das ein, oder haben sich die Fliegen über Nacht vermehrt?

Irgendwie muss ich dieses Chaos beseitigen. Es würde wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis die Auflauf Form auf dem Tisch festklebt. Auch bin ich nicht wirklich daran interessiert, den weiteren Verwesungsverlauf des besagtem Gerichtes weiter zu beobachten. Also öffne ich schlichtweg die Schranktür mit den Haushaltsutensilien, hole einen Rolle Müllbeutel heraus und reiße mir einen davon ab.

Langsam nähere ich dem Esstisch. Als ich den Gemüseauflauf beobachte, zumindest war es mal einer, jetzt ist es nur noch ein vor sich hin gammelnder Matschhaufen, haben sich darauf sogar schon kleine weise Punkte gebildet. Argh, wie ekelig! Während ich die Luft anhalte, packe ich die große Glasschale, befördere sie samt ihrem Inhalt in den Müllsack. Mit der Hoffnung, das mit dem Auflauf auch all die Fliegen verschwinden.

So sammle ich auch gleich noch die Scherben von der heruntergefallenen Vase auf und werfe diese ebenfalls in den Müllsack. Während ich mich so umsehe, fällt mir gleich das nächste störende Objekt in die Augen, dass hier schon lange nichts mehr zu suchen hat.

Ich laufe zur Couch, packe Jason's Trainingsjacke und befördere sie ebenfalls in den Beutel. Eigentlich könnte genauso weitermachen. Voller Übermut laufe ich in den Flur, schmeiße Jason's Schuhe und seine 2 Jacken in meinen Beutel. Laufe hoch ins Badezimmer, sammle dort all sein hab und gut ein und schmeiße es auf direktem Wege weg. Allmählich ist der Sack tonnenschwer, weswegen ich ihn neben der Haustür abstelle und mir einen neuen nehme. In Tamara's Schlafzimmer laufe, den Kleiderschrank öffne und alles, was mir von Jason zwischen die Finger kommt dem Müll segne. Seine Pullover, seine Unterhemden, seine Hosen, seine Unterwäsche, einfach alles von ihm. Doch als ich auch den letzten Hoodie hochhebe, ihn in meinen geöffneten Sack werfen will, fällt mir ein verdächtig bekannter Stofffetzen vor die Füße. Ein Slip von mir?!

Verwirrt hebe ich ihn hoch, mustere ihn eindringlich. Wie ist er dorthin gekommen? Hat er sich bei der Wäsche hierher verirrt? Moment..nein, oder?

Eine gewisse Vermutung macht sich in mir breit, lässt mich entsetzt aufseufzen. Er wird doch nicht etwa..Bei dem Gedanken daran, was Jason damit gemacht haben könnte wird mir schlecht. Sein dreckiges, ekelhaftes Grinsen schleicht sich in mein Gedächtnis ein. Schnell befördere ich auch den Slip in meinen Müllsack, atme einmal tief durch.

Wieder einmal wird mir klar, wie sehr ich diesen Mistkerl hasse!! Was er mir genommen hat, kann mir niemand zurück geben. Niemand wird je die Taten rückgängig machen können, die er begangen hat. Auch wenn er physisch nicht mehr hier ist, wird mir immer wieder bewusst wie präsent er in meinem Leben ist. Ob ich dieses Kapitel je schließen kann? Ich weiß es nicht..

Nachdem ich mich wieder gesammelt habe führe ich meine radikale Dezimierung fort. Wutentbrannt mache ich weiter, schmeiße jeden noch so kleinen Gegenstand von ihm Weg. So bekomme ich am Ende 5 prall gefüllte Säcke zusammen, die sich allesamt im Flur auftürmen. Super, und wie bekomme ich die jetzt hier raus? Frage ich mich, während ich mir seufzend den Schweiß von der Stirn wische. Schon als ich den ersten Sack anhebe droht mir dieser aufzuplatzen, weshalb ich ihn schnell wieder zu Boden senke. Mir fällt schon irgendwas sein. Zumindest den unverkennbaren, stinkenden Sack mit dem Gemüseauflauf bringe ich nach draußen, schmeiße den gefüllten Sack mit all meiner Kraft in den Restmüll. 

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