- Kapitel 22 -

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„Also dann? Fahren wir weiter?", fragt Luke und streichelt sanft meine Wange. „Gehen wir's an...", antworte ich und seufze einmal tief aus. „Du schaffst das. Das weiß ich!", versucht er mir zuzureden und küsst mich nochmal. Dann geht er ums Auto herum und steigt ein. Ich tue es ihm gleich und Luke setzt sein Auto in Gang.

Nachdem wir uns durch den Stadtverkehr geschlungen haben, kommen wir etwa 15 Minuten später an der Polizeiwache an. Während der Fahrt hierher hat sich mein Puls deutlich erhöht. Ich habe das Gefühl, dass meine Hände schon triefnass sind und wische sie an meinen Beinen ab. „Danach hast du es hinter dir. Und ich werde dir nicht von der Seite weichen, versprochen.", sagt Luke mit ruhiger Stimme als er den Wagen abstellt und wendet sich dann zu mir. Er nimmt meine Hände in seine und streicht sanft darüber. Meine Hände zittern inzwischen wie verrückt. „Ich habe Angst", gebe ich mit schwerem Atem zu und muss meine Zähne zusammenbeißen. „Ich weiß, das wird nicht einfach. Aber ich weiß das du es schaffst", versucht er mich zu ermutigen und lächelt mir sanft zu. „Komm, lass uns gehen", verlangt er mit ruhiger Stimme, woraufhin ich aus dem Auto steige.

Das große, blaue Polizeischild fällt mir ins Auge. Überall laufen Beamte in blauer Uniform herum. Hastig greife ich nach Luke's Hand und schmiege mich an ihn. Doch mein Gemütszustand verbessert sich nicht gerade. Denn je näher ich mich dem Gebäude nähere, desto mulmiger wird mir. Als zwei Beamte gerade einen jungen Mann in Handschellen aus einem Polizeiwagen ziehen, scheinen die Sicherungen mit mir durchzugehen. Der Verhaftete hat eine Statur wie Jason, die Haare, die Größe. Von einen auf den nächsten Moment kommen alle meine Erinnerungen wieder hoch. „Ich kann das nicht!", presse ich heraus, löse mich von Luke's Hand und drehe um. Schwer atmend will ich zurücklaufen, doch Luke hält mich auf. „Hey sieh mich an", befiehlt er mir mit sanfter Stimme und dirigiert mein Kinn mit seinen Fingern nach oben. Tränen steigen in meinen Augen auf und ich kann sie nicht zurückhalten.

„Dir kann nichts passieren, okay? Hab keine Angst", will er mir versichern und zieht mich beschützend in seine Arme. Über seine Schulter mustere ich den Mann, der festgenommen wurde und stelle innerlich erleichtert fest, dass es nicht Jason ist. Leise schluchzend vergrabe ich mein Gesicht an seiner Brust. „Es tut alles so weh...", hauche ich und kralle meine Finger in sein Shirt. Ich bekomme Jason und seine Taten nicht mehr aus meinem Kopf. „Ich weiß. Und genau deswegen machen wir das jetzt auch. Genau so zeigst du dich der Polizei. Erzähl ihnen, wie du dich fühlst und wie du dich wegen ihm die ganze Zeit gefühlt hast. Du schaffst das." Behutsam fährt er mit der Hand durch meine Haare, drückt mir einen Kuss auf meinen Haaransatz.

Ich versuche mich wieder zu beruhigen, mich zu sammeln und blicke zu ihm hoch. Ich bringe nur ein leichtes Nicken heraus und presse meine Lippen aufeinander. „Komm Amalia, gehen wir rein" Er wischt mir meine Tränen aus dem Gesicht, haucht mir einen Kuss auf die Stirn und nimmt dann meine Hand. Dicht an seiner Seite gehen wir in das Polizeigebäude, müssen als erstes an eine Anmeldestelle. Da ich mir immer noch schwer tue, ein klares Wort rauszubringen, führt Luke die Unterhaltung mit einer netten Beamtin. Die freundliche Dame prüft unsere Personalausweise, lässt mich noch etwas ausfüllen, dann dürfen wir eine Treppe nach oben in das erste Stockwerk gehen.

Mit mulmigen Gefühl nehme ich mit Luke auf den Stühlen vor einem Zimmer platz. Nervös wippe ich mit meinem Knie hin und her, bis Luke es mit seiner großen Hand zum still stehen bringt. „Es wird alles gut, versprochen", lächelt er und nimmt meine Hand. Ich nicke leicht und die Tür vor uns öffnet sich. Ein mir bekanntes Gesicht tritt vor uns. Es ist die Dame, die auch bei mir Zuhause war und mit mir und Luke geredet hat. Sie hat mir das Kärtchen gegeben. „Hallo Amalia. Schön, dass du gekommen bist. Erinnerst du dich an mich? Frau Oswald, ich war am Tatort", hilft sie mir auf die Sprünge und streckt mir ihre Hand hin. Ich nicke lächelnd, bringe ein leises „Hallo", heraus, schüttle kurz ihre Hand und stehe dann auf. „Na dann, fangen wir an, oder? Komm mit", Frau Oswald deutet mit ihrer Hand in den Raum hinter ihr hinein.

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