49 - zum Umfallen langweilig

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49 - zum Umfallen langweilig

"Auuu!"
Seit wann stand hier ein Kasten mit dem härtesten Holz, das ich jemals gespürt hatte? Mein kleiner Zeh und die Beule an meinem Kopf schmerzten mich vorwurfsvoll an. Ich hoppelte auf einem Fuß durch mein Zimmer und konnte mich gerade noch an meinem Schreibtischstuhl festhalten, bevor ich fast auf den Boden knallte. Stöhnend hiefte ich mich in das weiche Leder und schloss die Augen.

Was war gerade passiert? Im einen Moment war ich aufgestanden, im Anderen klebte ich schon am Kasten wie eine zermatschte Fliege. Ein seltsamer Schwindel hatte mich überkommen. Einen Moment lang hatte sich alles gedreht. Schnaufend hiefte ich mich in eine aufrechte Position. Diesmal blieb das Gefühl aus und ich konnte auf wackeligen Beinen ins Badezimmer laufen. Mein Gesicht im Spiegel sah schrecklich aus. Mich wunderte, warum das Glas noch nicht zerbrochen war. Meine Augenringe waren wieder mal groß genug, damit ein Dompteur einen Elefanten durchspringen lassen konnte.

Können Elefanten überhaupt springen? In einem Tütü? Gibt es eigentlich Kleidergröße 5000?

Das waren meine unglaublich tiefgründigen Gedanken, die jedoch abrupt unterbrochen wurden, als ich mir mit der Zahnbürste ins Auge stach. Fluchend und murmelnd setzte ich meinen alltäglichen Morgenprozess fort.

Ich bemerkte spätestens beim Frühstück, als ich mir ein Marmeladebrot mit Essiggurken schmieren wollte, dass ich heute nicht ganz da war. Die Tatsache, dass ich mir die Haare mit dem Föhn kämmen wollte und fast die Zahnpaste mit Gesichtscreme verwechselt hätte, konnte ich ja noch auf meine Unfähigkeit am Montagmorgen schieben. Aber als ich in das schrecklich schmeckende Brot biss und es über den Tisch schleuderte, wurde mir klar, dass ich heute offenbar die Ausgeburt der Zerstreutheit war.

Mein Parcours aus Fettnäpfchen setzte sich fort. Ich fühlte mich irgendwie seltsam im Kopf. Ich hatte keine Schwindelanfälle mehr, aber mein Gehirn fühlte sich an, als würde es in Watte herumwackeln. Meine Wahrnehmung war irgendwie gestört und so lief ich auf dem Schulweg direkt in ein Dornengebüsch, das auch ohne Blätter und mit Schnee auf den Ranken, stachelig genug war. Nachdem ich mir behutsam die Stachel entfernt hatte, setze ich meinen Weg mehr oder minder komplikationsfrei fort. Wenn man das aggressive Eichhörnchen mal weglassen würde.

Als ich in der Schule eintraf, fühlte ich mich immer noch schlecht. Ich war mir nicht sicher, ob ich zuhause hätte bleiben sollen, doch ich zeigte keinerlei Symptome einer Krankheit, bis eben auf diesen schwindeligen Zustand.

Clara bemerkte sofort, dass es mir nicht gut ging, als ich die Klasse betrat. "Hey Süße, was ist los du Sonnenschein?" fragte sie vorsichtig. Ich ließ mich auf den Platz fallen und stützte den Kopf in die Hand. "Ich weiß es nicht. Mir ist ständig schwindelig und ich bin total unkonzentriert."

"Geh lieber zur Schulärztin! Nicht, dass es eine unerforschte Krankheit oder so ist!" Ich schnaubte. "Übertreib mal nicht. Ich schaffe das schon. Du musst nur die Lehrer von mir ablenken, damit sie nicht mitkriegen, dass ich nur körperlich anwesend bin." Der Witz war zugegebenermaßen schlecht und sie lachte auch nicht. Schlussendlich seufzte sie dann und stimmte zu.

Ich bemerkte nichtmal, dass der Lehrer den Klassenraum betrat und mit dem Unterricht begann. Mir ging es mittlerweile immer schlechter und mein Kopf wummerte. Ich bemerkte gar nicht, wie mein Kopf immer tiefer sank und bereits fast die Tischplatte berührte.

"Caroline! Der Klassenraum ist nicht zum Schlafen da!" schnitt plötzlich die Stimme des Lehrers durch die Stille in meinem Kopf. Ich zuckte hoch. Ein Fehler. Meine Sicht verschwamm und plötzlich tanzten einfarbig bunt gestreifte, viereckige Kreise vor meinen Augen. Ich runzelte die Stirn.

"Entschuldigst du dich vielleicht wenigstens oder muss ich dich zum Direktor schicken?" Mittlerweile schoben sich helle schwarze Flecken an den Rand meines Blickfeldes.

Ich setzte zum Sprechen an, doch mit einem Mal wurde meine Zunge taub.

"Ich.." brachte ich noch schwach hervor, bevor mir jemand das Licht ausknippste und ich seitlich wegrutschte. Den weichen Aufprall auf dem harten Boden spürte ich bereits nicht mehr.

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Wolf fact: Aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit war der Wolf vor der Entwicklung der Land- und Herdenwirtschaft das am weitesten verbreitete Landraubtier der Erde.
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Uhhh verkehrte Welt :D waaas isch da los?!
Ich bin samt Sonnenbrand und neuer Windsurf-erfahrung im Gepäck wieder zuhause und habe überlebt :D

Allein unter Menschen!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt