Epilog

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Luca

Ich knie im Schnee. Im eiskalten Schnee. Die Luft um mich herum ist kalt. Meine Atemluft ist kalt. Der Wald ist kalt. Die Sterne wirken kalt, sogar die entfernte Stadt mit ihren funkelnden Lichtern wirkt kalt.
Mein Herz ist kalt.

Hoffnung. Eines der größten Gefühle. Mit ihrer Hilfe kann man Kriege gewinnen. Schlachten schlagen. Menschenmassen in Bewegung setzen. Doch sie kann auch das Gegenteil bewirken. Kann einem das Herz zersplittern lassen.

Ich hatte Hoffnung. Hoffnung, sie endlich zu finden. Nach tagelangem Suchen. Ich war umhergeirrt wie ein Verlorener in der Wüste, ohne Ziel und dem Tode geweiht. Doch sie war die ganze Zeit in meiner Nähe gewesen. Ich hätte nur zu ihrem Haus gehen müssen.

Und nun war sie fort.

Hoffnung. Wenn sie sich verstärkt, kann sie Berge versetzen. Genau so fühlte ich mich, als ich die Hoffnung spürte. Die Hoffnung, sie zum Schluss endlich in die Arme schließen zu können. Ich sah sie. Ich blickte aus dem Fenster und sah sie. Es musste Schicksal sein, dachte ich mir. Sie stand am äußersten Waldrand, auf vier Pfoten und starrte mit scharfem Blick auf die Stadt. Und obwohl ich mich inmitten der Häuser befand, erblickte ich sie. Jemand musste uns zusammengeführt haben, das war meine Meinung, als ich euphorisch aus dem Haus stürmte. Wäre ich nicht ganz so hastig gewesen, hätte ich vielleicht den Ausdruck der Verzweiflung in ihren Augen gesehen.

Doch nun knie ich hier am Waldrand und kann nur noch auf die Spuren starren, die längst kalt sind. Und mit einem mal verstehe ich. Sie ist geflohen. Das Schicksal wollte uns nicht zusammenführen, sondern entzweien. Meine Hoffnung, mit ihr glücklich zu werden, bricht. Ich weiß, dass sie nicht gefunden werden will. Sie war nur hier am Waldrand, um ihrer Heimatstadt Lebewohl zu wünschen. Und unwillkürlich frage ich mich, ob sie dabei auch an mich gedacht hat. Wir hätten so glücklich werden können. Und so stellt sich mir nur eine Frage:

Warum?

Warum ist sie gegangen? Was hat sie getrieben? Wurde sie gezwungen? Wovor versuchte sie so verzweifelt zu fliehen? Warum war das Schicksal, Gott oder wer auch immer das alles hier steuerte, so grausam?

Und nun knie ich hier im Schnee und kann nur noch die letzten Reste meiner Liebsten betrachten, die kummervoll in die Ferne zieht.

Nein, nun werde ich auch noch theatralisch. Darauf kann und werde ich es nicht beruhen lassen. Auch wenn mich Wölfe vermutlich problemlos abhängen können, werde ich nicht aufgeben, und wenn ich hier im Wald erfriere. Ich würde sie suchen. Überall. Ich würde das ausmerzen, wovor auch immer sie geflüchtet war. Und ich würde sie zurückholen und ihr endlich das Glück schenken, das sie verdiente.

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Nachdem ihr alle ausgerastet seid und ich teilweise sogar Mordrohungen erhalten hab, kann ich euch beruhigen: es gibt bald eine Fortsetzung ;) ich brauche nur noch einen anständigen Handlungsstrang :D der eh schon halb fertig ist ^^
Eventuell werde ich auch die story nochmal überarbeiten und einige Logikfehler rauslöschen, die mir leider reingerutscht sind.. ehehe...

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