10 - Panikattacke mit Schokofolgen
"HIIILFEEE! NEIIIN ICH WILL NIIICHT! WEICHE SATAN! ICH WILL NOCH NICHT STEHEEERBEEEENN!" schrie ich und klammerte mich am Türrahmen fest. "Caroline! Du wirst jetzt mitkommen!" schimpfte meine Mutter wütend und zerrte an meinem Fuß. Doch ich krallte meine Fingernägel ins Holz und zeterte weiter wie ein Spatz auf dem Dach. "ICH GEHE AUCH INS KLOSTER! ICH WERDE NONNE! ICH OPFERE MEINE SÜSSIGKEITEN! GOTT ERHÖRE MICH! NEIIIIN!" Mom seufzte und meinte dann: "Wenn du jetzt ins Auto steigst, kriegst du Schokolade." Sofort ließ ich los.
Es war der erste Schultag. Ich hatte niemandem von dem mysteriösen Jungen im Wald erzählt, und ich konnte nicht aufhören über ihn nachzugrübeln, doch all diese Gedanken wurden nebensächlich, als der erste Schultag da war.
Ich war froh, wenigstens nicht mitten unterm Schuljahr anfangen zu müssen, da man so gut mitlernen konnte, doch als ich an dem Morgen aufwachte, spürte ich trotzdem einen dicken Kloß im Hals. Wie würden die anderen sein? Sie waren ja schon mindestens 4 Jahre miteinander in die Schule gegangen und kannten sich bestimmt in und auswendig.
Beim Frühstück brachte ich keinen Bissen hinunter, und als wir ins Auto steigen sollten, meinte Sophia, ich sei unnatürlich grün im Gesicht. Die hatte ja gut reden, sie waren ja auch zu zweit in einer Klasse! Daraufhin bekam ich diese Panikattacke und weigerte mich, das Haus zu verlassen.
Doch nachdem Mom mich erfolgreich bestochen hatte, saß ich Schokolade futternd auf der Rückbank, eingekeilt zwischen Nick und Sophia, und beruhigte mich ein wenig. Doch als wir uns in der Direktion anmeldeten, war ich wieder nahe dran in Ohnmacht zu fallen, und als Mom mit der Sekretärin und mir vor der Klasse stand, nahe dran am hyperventilieren.
Meine Geschwister waren schon in ihren Klassen. Mom drückte mir einen Kuss auf die Stirn und murmelte: »Das schaffst du schon, mein tapferes Wolfsmädchen.« Ich nickte gezwungen und die Sekretärin klopfte an die Tür des Klassenraums. Dann sagte sie: »Herr Mopp, die neue Schülerin ist da!« Hieß der Lehrer mit Nachnamen wirklich Mopp?? Na toll. Das fing ja mal gut an. Vielleicht hatte er ja einen Putzfimmel. So wie Monk.
Doch da schob mich die Frau schon ins Zimmer und schloss schnell die Tür. Mein Fluchtweg, nein!
Alle starrten mich an. Ich guckte wahrscheinlich wie ein paralysiertes Eichhörnchen. Sie sahen mich an als könnten sie spüren, dass ich nicht normal war. Ich hatte jedenfalls sofort erkannt, dass hier niemand ein Werwolf war.
Nervös zog ich den Ärmel meiner Bluse tiefer über das Handgelenk, aus Angst, das Mal nicht genug mit Schminke bedeckt zu haben. Doch Herr Mopp meinte: »Klasse, das ist Caroline Gesser. Sie wird ab diesem Jahr in unsere Klasse gehen. Setz dich doch.«
Glücklicherweise zwang er mich nicht, mich vorzustellen. Wahrscheinlich war mein Gesichtsausdruck zu panisch und verängstigt. Mein Körper schüttete gerade Adrenalin aus, und das nicht Eimerweise, sondern in LKW Ladungen.
Er deutete auf eine Bank. Gottseidank, sie war noch leer. Ich könnte es nicht ertragen, gleich neben jemandem zu sitzen. Mehrere Stunden am Tag kaum einen Meter von jemandem entfernt. Ich würde es nicht aushalten.
Ich setzte mich hinter den Tisch und starrte ausdruckslos auf die Tischplatte. Meine Atmung spielte verrückt. Der Lehrer laberte etwas über Bücher, Hefte und Schularbeitentermine. Das musste ich mir aufschreiben, dadurch konnte ich meine Mitschüler noch nicht genauer betrachten. Doch ich spürte förmlich, wie sie meinen Rücken mit der roten Bluse und dem braunen, geflochtenen Zopf musterten.
In der Pause jedoch, konnte ich meine Mitschüler genau ansehen, denn sie drängten sich um meinen Tisch und fragten komische Sachen.
»Seid ihr wirklich Vierlinge?« fragte ein Junge mit schwarzen Locken.
Ich nickte. "Deine Eltern sind Tierärzte, nicht wahr? Ich glaub da haben wir mal unseren Schäferhund hingebracht." War eine andere Frage.
"Ich hab dich noch nie gesehen, gehst du nicht mal shoppen oder sowas?"
"Nein, ich wohne mitten in der Pampa!"
Oder :»Warum warst du bis jetzt nicht an dieser Schule?«
Als ich mit: »Privatunterricht.« antwortete, waren sie erstmal baff. Doch dann stellten sie mehr merkwürdige Fragen, die ich schüchtern beantwortete, bis jemand sich einmischte.
Ein Mädchen stemmte sich durch die Reihen und meinte: »Leute; jetzt lasst sie doch mal! Merkt ihr nicht dass das alles für sie ganz neu ist? Wir haben noch genug Zeit sie kennenzulernen. Starrt sie nicht an wie ein Tier im Zoo.«
Bei dem Wort Tier zuckte ich unwillkürlich zusammen.
Die Menge zerstreute sich und das Mädchen setzte sich auf den Platz neben mich. Sie hatte rote Haare, die in einer Wolke vom Kopf abstanden und einen krassen Gegensatz zu ihren grünen Augen bildeten. Komischerweise war mein erster Gedanke: Im Mittelalter wäre sie für dieses Aussehen wohl verbrannt worden...
Dann sagte sie: »Hy, ich bin Clara. Du heißt Caroline, nicht wahr??«
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Thehehhe auf dem Bild sieht man Clara und Caro :]
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Lehrbuch der Werwölfe:
Kapitel 20: Erkennen von Werwölfen in Menschengestalt
Beim Erkennen von Artgenossen gibt es mehrere Merkmale, woran man sie erkennen kann.
Als erstes sollte man auf das Alter sehen. Da werwölfische Instinkte es einem verbieten, Kinder zu beißen, und natürliche Werwölfe extrem selten sind, sollte man auf Personen ab 17 Jahren achten. Bei körperlichen Merkmalen sollte man beachten, ob die Person vielleicht außergewöhnlich starke Muskeln, einen besonderen Geruchssinn oder Ähnliches hat. Eindeutig ist das Mal, wenn es ungenügend versteckt wird oder gewollt gezeigt wird.
Man kann sie außerdem am Geruch erkennen, dies funktioniert allerdings nur, wenn die Person direkt vor einem steht, oder man selbst in Wolfsgestalt ist.
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Allein unter Menschen!
Manusia SerigalaNormal sein ist relativ. Jedenfalls für Caroline. Während andere bei dem Gedanken, ein Werwolf zu sein, vermutlich panisch geworden wären, hatte sie samt ihren drei Geschwistern bereits seit ihrer Kindheit Zeit, sich damit abzufinden. Werwolf von Ge...