36 - Vollmond der Schuhsohlen
[Chrm chrm. *Stimme eines Ausrufers im Mittelalter* In diesem Kapitel könnten verstörende Szenen vorkommen. Mein Gehirn hat mal wieder seltsames Zeug fabriziert. Bei Risiken und Nebenwirkungen wie Übelkeit, lesen sie das Kapitel nicht und fragen sie den Typen da drüben nach einem Speibsackerl oder ihren Psychater.]
Ich renne. Immer richtung des Geruchs. Vor mir läuft Ben*. Ich überhole ihn und reihe mich direkt hinter den Alphas ein. Mein Atem geht stoßweise, meine Muskeln spannen sich an.
Um nach unten zu gelangen, müssen wir einen Umweg machen. Aber wir sind schnell. Sehr schnell. Bei Höchstgeschwindigkeit können Wölfe mit einem Sprung 5 Meter überwinden.
Die Bäume rauschen vorbei, ich sehe alles durch einen roten Schleier. Wir erreichen den schmalen, steilen Pfad. Er ist steinig und ich trete mit der Pfote auf einen spitzen Felsen. Blut spritzt, doch ich ignoriere es und hetze weiter steil bergab.
Da ist der Strand. Der Sand ist nass und kalt. Wir laufen sofort richtung Boot. Ich beschleunige. Alpha wirf mir einen Blick zu, während seine Läufe kräftig Arbeiten. Ich bin fast so schnell wie er.
Da ist das Boot. Die Beute ist zu weit weg von ihm, um sich darauf retten zu können. Schwächlinge. Das ist doch langweilig. Das geht doch interessanter...
Ich heule. Die Beute dreht sich um, als sie uns sehen laufen sie lächerlich langsam weg. Jetzt wirds schon spannender. Ich mag es, wenn sie versuchen zu flüchten.
Ich ziehe Luft durch meine Nase. Hmmmm... dieser Beuteduft! Eines der Beutestücke riecht nach Blumen und Rauch. Seltsam.
Jetzt haben wir die Beute fast erreicht. Ich hetze weiter, meine Zunge hängt mir aus dem Maul, der Abstand wird immer weniger, weniger, weniger...
Weg. Die Beute ist weg?!?! Wo ist sie hin? Ich bremse und überschlage mich auf dem Sand. Ich schnüffle. Neben dem Geruch von Salzwasser erreicht meine Nase der Duft der Menschlein, er kommt aus einer Felsspalte.
Wir sind zu groß, um die Beute zu erreichen. Frustriert stecke ich meinen Kopf in die Felsspalte. Die Beute schreit. Oh, ihre Verzweiflung ist wie ein Lied für mich. Angespornt beginne ich zu kläffen und mit meinen Zähnen zuzuschnappen.
Da! Ich hab was! Ich reiße es heraus. Bahhh! Das schmeckt ja wie alte Schuhsohlen! Moment... das ist eine alte Schuhsohle! Frustriert zerreiße ich das Leder mit einem schaurigen Geräusch.
Alpha knurrt. Das bedeutet sofort aufhören! Ich setze mich zu den anderen und wir schmieden einen Plan.
An dieser Stelle ist die Klippe nicht mehr besonders hoch, ich klettere auf den Felsen über der Höhle und drücke mich mit dem Bauch auf den kalten Stein.
Die anderen verschwinden im Gebüsch.Sie flüstern. Überlegen töricht, ob die Gefahr schon vorüber ist. Ob wir verschwunden sind. Aber nein. Wir lauern. Wir lauern im Dunkeln, immer bereit, hervorzukommen und unsere Tödlichkeit unter Beweis zu stellen. Dann verschwinden wir in der Nacht, nur einen Schauplatz von Blut, Leid und Schmerz zurücklassend. Unser Chor singt das Lied des Gevatter Tod.
Jetzt erscheint ein Kopf in der Felsspalte. Menschennasen sind so mickrig, wäre er ein Wolf, hätte er mich schon längst gerochen. Und dumm sind sie auch noch! Die Beute blickt nach vorne, nach hinten, nach Links, nach Rechts und nach unten, aber nicht nach oben! Da ist ja jedes Reh schlauer!
Zögerlich wagt sich das Menschlein heraus, wie ein Kaninchen, das im Frühjahr zum ersten mal aus dem Bau kriecht.
Angstgeruch trifft auf meine Nase. Die Menschen haben Panik. Solche Angst ist immer noch das Parfum der Natur. Ich krieche vorsichtig an die Kante, Steinchen schaben an meinem Bauch entlang. Meinen Kopf hänge ich über die Kante und blicke zum Menschlein nach unten.
Ich ziehe die Lefzen hoch, bereit, anzugreifen. Aber plötzlich tropft ein wenig Speichel von meinen spitzen Zähnen. Unglücklicherweise landet er direkt auf der Stirn des Jungen.
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Allein unter Menschen!
Hombres LoboNormal sein ist relativ. Jedenfalls für Caroline. Während andere bei dem Gedanken, ein Werwolf zu sein, vermutlich panisch geworden wären, hatte sie samt ihren drei Geschwistern bereits seit ihrer Kindheit Zeit, sich damit abzufinden. Werwolf von Ge...