13 - Zählen und verschwinden wie 007

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13 - Zählen und Verschwinden wie 007

Doch dann spürte ich plötzlich einen Blick auf mir. Es war dieser seltsame Luca. Er musterte mich aus seinen unergründlichen Augen. Als er merkte wie ich ihn ansah, schaute er weg.

Ich fühlte mich direkt gestalked. Ich fühlte mich in letzter Zeit allerdings generell verfolgt, weil ich so viele Menschen in meiner Nähe nicht gewohnt war, und bildete mir ständig ein, jemand sei mir auf den Fersen. Also hatte ich mir Pfefferspray besorgt. Nur zur Sicherheit.

Als ich nach der Schule zu den Spinden ging, und um die Ecke bog, sah ich plötzlich Luca, er unterhielt sich mit seinen Freunden. Und zwar über mich. Schnell legte ich den Rückwärtsgang ein. Fast hätte ich laut Piep Piep Piep gequietscht.

Ich hörte sie lachen. Dann sagte einer zu Luca: »Pah, wir merken doch wie du sie anstarrst! Aber du hast recht, sie ist wirklich bildhübsch! Aber etwas seltsam. Total schüchtern und so. Also Luca, von der solltest du deine Finger lassen. Aber hast du mal ihre Schwester aus der C gesehen?? Die ist ja wohl der Hammer!« Man hörte ein dumpfes Geräusch, offenbar hatte Luca ihm spielerisch gegen die Schulter beboxt. Er erwiederte: »Mann, was denkt ihr denn wieder! Nein, es ist nur so, die Art, wie sie mich ansieht, kenne ich irgendwoher...«

Verdammt. Oh gott schnell weg hier. Mann war das peinlich!

Ich verzog mich aufs Mädchenklo und zählte bis 100. Nun waren sie bestimmt weg. Sonst müsste ich für immer auf der Toilette leben. Ob mir Clara vielleicht einen Schlafsack hier reinbringen konnte, ohne gesehen zu werden?

Zur Sicherheit wartete ich noch eine Weile, und schlich dann James Bond mäßig über den mittlerweile leeren Gang, während ich die Melodie von Mission impossible dazu summte. Ich knackte gespielt den Safe (mein Spind) , entschärfte die Bombe (mein Pausenbrot von letzter Woche, echt ne Stinkbombe) und schlich mich zurück zum Hauptquartier (unser Haus). Die Schultür passierte ich mit einer gekonnten Sprungrolle, die ich perfekt hin, aber leider niemand zu Gesicht bekam. Echt niemand weiß mein Talent zu würdigen! Ich bin doch die geborene Spionin!

Ich schlich weiter in den Wald. Von dort aus brachte ich meine Schulsachen nach Hause und rannte dann zum Hafen. Unser Boot lag an unserem üblichen Anlegeplatz. Es war ein eher kleineres Boot, hatte aber trotzdem eine kleine Kajüte, wo man sich wärmen konnte.

Wieder auf zwei Beinen ging ich zu meiner Familie. Ich war die letzte die ankam und wir stiegen aufs Boot. Es war ein bewölkter Tag und der Wind wehte Wasser aufs Deck.

Ich blickte in die Wellen und dachte nach. Mir kam die Aussage des Typen wieder in den Sinn. Vielleicht war es gut, dass ich seltsam war, jetzt wurde ich nicht wahllos von Typen angemacht, denen ich nicht trauen konnte und die in meine Privatsphäre eindringen wollten. Immerhin hatte ich ja da noch dieses kleine Wolfsproblem...

Hah, ich sah es schon vor mir:

Hey Babe, bin wieder da, lass mich dich küssen.

Sorry, geht heute nicht, ich bin ein halber Köter...

Das Boot hielt Kurs auf die Insel. Mittlerweile war es eiskalt geworden, und ich sehnte mich nach meinem langen Fell. Als wir die Insel erreichten, errinerte ich mich vage. Definitiv war ich schonmal hier gewesen, nur war das sehr lange her.

Wie gesagt, Gehirnaufnahmekapazität (langes Wort O.o) eines Steins. Oder vielleicht bekam ich Alzheimer?

Die Insel war wunderschön. Sie war nicht allzu groß, doch auch nicht zu klein. Felsen bedeckten den nördlichen Teil der Insel, dort gab es eine steile Klippe. Die Felsen gingen in Hügel über, die nach und nach von Bäumen bewuchsen waren. Im südlichen Teil regierte ein dichter Nadelwald, aus dem ich mit meinen verbesserten Werwolfsinnen auch als Mensch verlockende Beutegerüche riechen konnte. Dort wo wir angelegt hatten, war ein wunderschöner weißer Sand, an dem sich heftige Wellen brachen. Das Wasser zerspritzte am Ufer und tausende, glitzernde Wassertropfen flogen durch die Luft.

Allein unter Menschen!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt