51 - Ansteckungsgefahr
"Mama bin ich krank?" fragte ich einfach mal fast schreiend in die Stille hinein. Ich wollte eigentlich nicht fragen, doch ich hatte irgendwie Angst, mir würden bald lilane Punkte im Gesicht aufploppen.
"Ahh! Was?" fragte sie perplex und konnte gerade noch einer Mülltonne ausweichen. Sie wirkte höchst konzentriert am Lenkrad und ich hatte sie irgendwie erschrocken und aus der Bahn geworfen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aus der Fahrbahn. Einige Fußgänger sahen uns erschrocken hinterher. Bald wären wir vermutlich als die neuen Straßenrowdys bekannt.
"Spinnst du, mich so zu erschrecken! Wir haben es eilig, schon vergessen?" schnauzte sie mich wütend an und blieb widerstrebend an einer roten Ampel stehen. "Ich weiß. Aber warum werde ich einfach mitten in der Klasse ohnmächtig?" "Du bist keinesfalls krank. Das liegt einfach daran, dass du ein Werwolf bist. Dein Körper reagiert einfach anders. Beispielsweise können Wölfe keine Masern bekommen, Menschen jedoch schon. Wölfe wiederum sind anfällig für Krankheitserreger, die Menschen nichts anhaben können. Dein Imunsystem muss einfach mit zwei grundlegend verschiedenen Krankheitsbildern klarkommen, da kann es schon mal sein dass dein Körper das alles nicht mehr packt. Mach dir keine Sorgen, das ist mir auch öfters passiert. Aber jetzt sollten wir uns auf unsere Aufgabe konzentrieren."
Ich blickte durch die Autoscheibe nach draußen und erblickte den Vordereingang des Krankenhauses. Jetzt gings um die Wurst. Um die Blutwurst.
Nervös zitternd stieg ich aus und lief mit schnellen Schritten dem Gebäudekomplex entgegen. Als wir durch die Schiebetüren traten und uns höchst verdächtig umsahen, roch ich sofort den chemischen Geruch, den ich an sämtlichen ärztlichen Orten so hasste. Im Empfangsbereich herrschte reges Treiben. Offenbar war gerade Besuchszeit und Ärzte, Schwestern, Patienten und Besucher wuselten umher. Am anderen Ende des Raumes befand sich eine Rezeption, doch dann deutete Mam auf einen Plan an der Wand. In bunten Farben wurden die einzelnen Bereiche gekennzeichnet.
Das Labor hatte die einladende Farbe Grau und war mit einem Symbol gekennzeichnet, das eindeutig mit nicht für Besucher zugänglich definiert war. Und somit hatten wir ein Problem. Wahrscheinlich war eine Schlüsselkarte nötig, um dort überhaupt hineinzukommen. Doch der Plan hatte auch etwas Nützliches. Wir wussten nun, wo die Wäscherei war und machten uns gleich auf den Weg dorthin. Fast schon professionell stibitzten wir einen Arztkittel und eines dieser potthässlichen Patientenkleider für mich. In irgendeinem Wandschrank zogen wir uns um. Das Kleid war mir zu eng und spannte unangenehm. Doch für Bequemlichkeit hatten wir keine Zeit.
Mit seriösem Gesichtsausdruck liefen wir durch die belebten Gänge. Ich hatte den glorreichen Plan, einen Arzt K.o. zu schlagen und ihm seine Schlüssel abzunehmen, doch meine Mutter sah mich mit einem leicht verängstigten Blick an und ich schlug mir meinen Masterplan aus dem Kopf. Stattdessen verwickelte ich einen älteren Arzt mit einem strahlenden Lächeln in ein Gespräch über Einhörner, während meine Elstermutter ihm hinten die Schlüssel aus der Jacke stibitze. Ich ließ den Arzt einfach perplex im Gang stehen und mit einem neuen Schlüsselbund in der Hand machten wir uns auf den Weg zu den Fahrstühlen. Meine Mutter hatte ihren Blick den geschlossenen Metalltüren zugewandt und bemerkte nicht, wie ich hinter ihrem Rücken Menschen verstörte, um sie daran zu hindern, mit uns in die Kabine zu steigen.
Mein verrücktes Herumgehample zeigte Wirkung und wir ergatterten einen leeren Fahrstuhl. Während wir nach unten ins Labor fuhren, das sich im Keller befand, dudelte uns fröhliche Musik um die Ohren, die mich fast wahnsinnig machten. Als sich die Metalltüren mit einem Kling! öffneten, wollte ich bereits hastig aus dem winzigen, klaustrophobieanregenden Raum stürmen, doch meine Mutter packte mich am Patientenkleid und deutete beiläufig auf eine Kamera in der Ecke des Ganges, an dessen Ende sich eine gesicherte Tür befand.
Ich schnaufte tief durch und versuchte, möglichst ruhig den Gang hinunterzugehen, ohne auszurasten. Mein Gefühlszustand war in etwa der eines schizophrenen Chamäleons in einer Skittels Tüte. Als wir vor der Tür standen, war ich kurz davor, sie einzuschlagen und einfach wie Hulk im Labor herumzuwüten, doch das wäre vermutlich nicht besonders klug gewesen.
Meine Mutter öffnete die Tür und wir traten in das Labor, in dem sich seltsamerweise niemand aufhielt. Nein - nicht ganz. Hinter einer angelehnten Tür mit der Aufschrift Tests und Probenanalyse hörten wir ein leises Klacken.
Mam stieß die Türe auf und wir erkannten einen Mann im Kittel, der uns den Rücken zukehrte. Als er die Tür hörte, fuhr er herum und wollte etwas sagen, doch meine Mutter fiel ihm ins Wort: "Guten Tag!" Sie lächelte strahlend. "Ich bin die persönliche Ärztin meiner Patientin hier, und da sie den ganzen Tag im Krankenhaus bleiben muss und kaum Besuch hat, ist ihr immer schrecklich langweilig. Wissen sie, sie möchte später auch einmal Ärztin werden und anderen Menschen helfen, deswegen wollten wir uns hier umsehen." Sie machte ein trauriges Gesicht und flüsterte: "Sie hat nämlich vermutlich nicht mehr die Chance dazu. Wissen sie, sie hat eine sehr starke Krankheit.." Ich stand daneben und versuchte den mitleiderregenden Blick eines Hundebabys aufzusetzen, wirkte aber wahrscheinlich wie ein aggressiver Rottweiler. Mein Lächeln war eher ein Zähnefletschen, aber der Labormann seufzte und meinte: "Na gut." Er begann mir in Endlosschleife die Notwendigkeit und die Vorteile von Probeanalysen zu erörtern und ich schlief dabei fast ein. Als er kurz Pause machte, um zu Husten, warf ich ein: "Und wie sieht das in der Praxis aus?"
Er runzelte die Stirn. "Nun ja, hier siehst du mehrere Proben, in denen man Viren nachweisen kann. Sie wurden extra herangezüchtet, um den Medizinstudenten etwas zum Üben zu bieten. Hier haben wir Blutproben von Patienten, bei denen wir noch die Blutwerte testen müssen, um beispielsweise einen erhöhten Cholesteringehalt festzustellen. Aber wir können auch Krankheiten im Blut feststellen. Hier haben wir eine Blutprobe eines Mädchens aus dem örtlichen Gymnasium. Die dort zuständige Ärztin hat es mir bringen lassen, sie vermutet eine unbekannte Krankheit."
Bingo.
"Oh, das ist ja der Wahnsinn!" Wäre dies eine Zeichentrickserie hätte ich jetzt Sternchen in den Augen. "Darf ich sie mal halten? Bitte bitte bitte!"
Der Arzt zögerte, reichte mir dann jedoch das kleine Fläschchen mit meinem Blut. Es war noch verstöpselt, also hatten sie keine weiteren Proben von mir.
Ich nahm die Probe in die Hand, und Upps lag es plötzlich zerbrochen am Boden, wie durch eine höhere Macht gelenkt. Also ich weiß auch nicht wie das jetzt kam. Zufall?
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Wolf fact: Wolfshybriden sind schwerer zu halten als Wölfe und Hunde, da sie andere Verhaltensweisen zeigen.___________________
Haha heeo :D mein Erlebnis des Tages: Kopf in Regentonne getaucht und Laptop fast gegen die Wand geworfen, weil das Wlan nicht funktioniert hat. und was lief bei euch so protipp: versucht niemals, betrunken durch den Wald zu laufen... wirklich... da sind Bäume...
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Allein unter Menschen!
WerewolfNormal sein ist relativ. Jedenfalls für Caroline. Während andere bei dem Gedanken, ein Werwolf zu sein, vermutlich panisch geworden wären, hatte sie samt ihren drei Geschwistern bereits seit ihrer Kindheit Zeit, sich damit abzufinden. Werwolf von Ge...