63 - Back to school

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63 - Back to school

"Oh gott, ich glaub ich muss mich übergeben!", röchelte ich leidend, woraufhin mich eine Plastikflasche am Kopf traf. Ich warf einen vorwurfsvollen Blick auf Dad, der mich eiskalt nicht ansah und meinte: "Stell dich nicht so an. Selbst wenn du dir das Bein brichst, du gehst heute trotzdem in die Schule!" "Und was ist mit beiden Armen?", fragte ich und rappelte mich auf einmal gesund vom Boden auf. "Auch dann. Immerhin ist es der erste Schultag nach den Winterferien." "Ich stöhnte genervt auf und benutzte mein wirksamstes Argument: "Ich muss auf Lia und Lou aufpassen!" "Die sind mittlerweile alt genug einige Stunden allein zu bleiben, außerdem werd ich mich höchstpersönlich um sie kümmern." Damit stand meine argumentative Zerstörung fest und ich zog mir missmutig meine Schuhe an. Die Kinder hatten meinen Schlafrhytmus dermaßen durcheinander gebracht, dass ich heute morgen vor Müdigkeit mit meinen Socken in die Dusche gestiegen war.
Und auch jetzt war ich nur mehr oder weniger wach. Ich benutzte meine altbewährte Art, um zur Schule zu kommen. Um mich nicht durch den Schnee kämpfen zu müssen, lief ich neben der Straße her und verzog mich bei jedem ankommenden Auto in den Wald. Als ich in der Stadt als Mensch weiterging und bei der großen Kreuzung an der Ampel stand, spürte ich plötzlich wie mir jemand die Hände auf die Schultern klatschte. Ich erschrak dermaßen, dass ich reflexartig herumfuhr und meinen Angreifer laut anknurrte.
Ich erkannte die Person und erstarrte. "Oh... ähmm... hallo Luca.", meinte ich verlegen. Hatte ich ihn gerade ernsthaft angeknurrt? Er sah dementsprechend verwirrt aus. Ich versuchte den peinlichen Moment zu überspielen, indem ich meinte: "Wehe du erschreckst mich nochmal so!" Mein Gegenüber starrte mich immer noch seltsam an und ich vermutete, er überlegte wo die nächste Irrenanstalt lag. Aber er meinte nur: "Sorry, ich hätte mich nicht so anschleichen sollen. Aber sag mal, sollten wir nicht in die Folteranstalt namens Schule gehen? Na komm." Er hakte sich bei mir unter und zog mich richtung Schule. Wir absolvierten unseren Schulweg gemeinsam, was ziemlich lustig war, da Luca die ganze Zeit schlechte Witze erzählte und mich damit trotzdem zum Lachen brachte. Wir waren standen vor unseren Spinden und Luca erzählte gerade einen Flachwitz, als Angie aus der Klasse trat. Sie hatte mich schon ungewöhnlich lange nicht mehr genervt und bedroht, was bei ihr jeden Dienstag vorkam, doch nun schien sie das nachholen zu wollen. Mit ihrer Quietschestimme meinte sie: "Luca, kommst du mal bitte, ich muss dir unbedingt was zeigen!" Sie schnappte sich seine Hand und zog ihn in den Klassenraum, bevor er ein Wort sagen konnte. Ich verdrehte die Augen und lief zu meinem Platz neben Clara, wobei ich elegant über einen Fuß hinwegstieg, der mir ein Bein stellen wollte. Ich gammelte missmutig an meinem Tisch herum und beobachtete meine Klassenkollegen die wieder irgendeinen Blödsinn machten. Ich wollte mich gerade protestierend auf den Boden legen und vor Langeweile schreien, als Clara hereinkam und sich fertig auf den Platz neben mir fallen ließ und ihren Kopf auf die Tischplatte knallte. "Oh Gott. Ich pack das heute nicht mehr. Bitte piekse mich mit einem Bleistift, wenn ich einpenne." Ich nickte gähnend und drehte mich dann nach vorne, da der Wischmopp soeben die Klasse betreten hatte. Doch nach seiner überschwänglichen Begrüßung, für die ich seinen Kopf am liebsten in den Müllkübel gesteckt hätte, folgte nicht der trockene Mathestoff, den ich erwartet hätte. "Heute zuerst etwas Organisatorisches.", waren seine Worte. Die gesamte Klasse stöhnte leise auf. Das bedeutete meistens, dass uns wieder langweilige Schulveranstaltungen bevorstanden, auf denen wir dann wieder entweder singen, tanzen oder Kuchen verkaufen mussten, wobei wir uns jedes mal blamierten. Ich erinnerte mich nur ungern an den grausamen Mord unseres Schokokuchens, der durch Ungeschicktheit sein Grab in den Haaren einer Professorin der Abschlussklasse fand. R.I.P. Kuchen.

Doch es kam anders. Der Mopp verkündete: "Ihr erinnert euch doch bestimmt an den verpatzten Naturausflug, der leider wegen eines wilden Tieres abgebrochen werden musste. Wir haben beschlossen, sozusagen als Entschädigung, eine Wintersportwoche zu veranstalten. Schnee haben wir genug, aber wir fahren rauf in die Berge, wo gleich noch mehr liegt. Dort gibt es eine Herberge, die wir und die zwei Parallelklassen beziehen werden. In der Umgebung gibt es viele Möglichkeiten, verschiedene Sportarten zu betreiben, die ihr euch aussuchen könnt. In der Herberge gibt es Zimmer mit vier, fünf, oder sechs Betten, überlegt euch also schonmal, mit wem ihr zusammen wohnen wollt. Hier habt ihr ein Formular mit Informationen, und einen Zettel mit verschiedenen Sportarten zum ausfüllen."

Die Papiere wurden verteilt und alle begannen begeistert zu tuscheln. Ich überflog die Informationsblätter und gelangte schließlich zum Formular. "Was meinst du Clara, sollen wir das schon mal ausfüllen?" Sie stimmte zu und natürlich nahmen wir beide die komplett gleichen Sportarten, schließlich hatte ich keine Lust am Ende in irgendeiner Gruppe zu landen, wo ich keinen mochte.

Schließlich hatten wir diesen Plan beisammen:

Montag: Anreise; am Nachmittag Schifahren
Dienstag: Snowboarden
Mittwoch: Schneeschuhwandern Donnerstag: Rodeln
Freitag: Eislaufen, Nachmittag Abreise

Schifahren konnte ich zwar schon, aber schaden tat es nicht. Die anderen Sportarten wollte ich unbedingt mal ausprobieren. Die Liste musste ich allerdings noch unterschreiben, also nahm ich sie mit nach Hause. Da ich aufgrund der hörsturzverursachenden Lautstärke der Klasse noch keine genaueren Infos lesen konnte, schnappte ich mir die Zettel uns setzte mich in der Küche gemütlich auf einen Stuhl. Ich las mir alles genauer durch. Bei der Liste mit Dingen, die wir mitbringen mussten, stutzte ich. Von dem Zeug hatte ich nicht alles. Ich lief eigentlich immer als Wolf zur Schule, meine Winterausrüstung war recht mickrig. Ich schmunzelte. So wie ich meine beste Freundin kannte, hatte sie zwar alles schon zweimal, würde mich aber trotzdem begleiten. Ich holte mein Handy raus und rief Clara an, ich fragte ob wir uns am Wochenende treffen könnten. Bis dahin kramte ich mindestens jeden Tag einmal im Keller herum und suchte Sachen zusammen, die wir brauchen konnten.

Da ich mir schon im Internet unsere Herberge angesehen hatte, musste ich leider feststellen dass es dort ziemlich gammlig war und es sah auch nicht so aus als würde es dort Heizung geben. So war es praktisch, dass ich einen kleinen Heizlüfter fand, und auch der Schlafsack würde vermutlich gute Dienste leisten. Außerdem fand ich noch die dicken Handschuhe, einen Bob, und alte Schneeschuhe, die vermutlich meinem Urgroßvater gehört hatten, so wie die aussahen. Ich hätte das alles gerne mitgenommen, doch dann wäre unser Bus vermutlich eingegangen, weil er zwei Tonnen Überlast hatte.
Naja, hoffentlich hatte der wenigstens Schneeketten drauf.

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Wolf fact: der tschechoslowakische Wolfshund und der Saarloos Wolfshund sind anerkannte Hunderassen, verhalten sich aber fast wie Wölfe.

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Woop woop :D mir ist grade aufgefallen, dass wir die 100k geknackt haben ^^ whieeee, bin total stolz auf euch :P Allerdings bin ich krank und sterbe im Bett xD

Allein unter Menschen!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt