52 - Weihnachtsstimmung all around
"Und dann..ahaha.." ich unterdrückte ein Kichern, mir entwich stattessen ein undefinierbares Geräusch, das sich anhörte wie ein Wal mit Schnupfen, "und dann hab ich es einfach runtergeworfen! Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen!"
Ich brach in Gelächter aus und kicherte vor mich hin. Ich hockte im Wohnzimmer am Teppichboden und erzählte dem Rudel die Geschichte aus dem Krankenhaus, die im Nachhinein sogar recht witzig war. Meine Mutter saß milde lächelnd auf der Couch und ließ mich erzählen. Wir amüsierten uns eine Weile, bis dann allen wieder einfiel, was sie getan hatten, bevor ich hysterisch durch die Wohnung gerannt war, und nahmen ihre Tätigkeiten wieder auf.
Ich wurzelte stattdessen auf dem Wohnzimmerboden und strich gelangweilt durch die weichen Fusseln des Teppichs. Schlussendlich kam mir dann auch mal in den Sinn, dass ich Clara bescheid sagen könnte, dass ich weder gestorben war, noch im Krankenhaus lag. Sie musste sich wahnsinnige Sorgen machen, immerhin war ich einfach der Schulärztin davongelaufen. Morgen würde bestimmt in der Schülerzeitung stehen: Schülerin flüchtet aus der Schule: Lehrplan viel zu stressig? Unserem rasenden Reporter Carlos traute ich es zu. Er hatte einfach eine Nase für solche Geschichten und hatte mich schon öfters in Bedrängnis gebracht, indem er einfach über etwas schrieb, das ich angestellt hatte. Beispielsweise wollte er Bilder von mir veröffentlichen, als ich die zwei Kilo Pfeffer in den Bottich mit dem Gulasch gekippt hatte, das später noch serviert wurde. So viele arme Süßigkeiten waren als Bestechung missbraucht worden... hach..
Ich lief gegen das Treppengeländer und kam wieder zu Sinnen. Mit schmerzender Hüfte stieß ich meine Zimmertür auf.
Ein wenig nervös schnappte ich meine Tasche, die ich noch geistesgegenwärtig geschnappt hatte, bevor ich aus der Schule geflüchtet war. Ich hatte sie einfach ins Auto geworfen, wo sie auf dem Rücksitz fröhlich ihren Inhalt auf den Sitzen und am Boden verteilte.
Mein Handy wies über 30 verpasste Anrufe hin. Und alle von Clara. Nein, nicht ganz. Luca hatte mich auch öfters angerufen. Und er machte sich sonst nie wirklich Sorgen, da er wusste, dass ich ganz gut auf mich selbst aufpassen konnte. Wenn also sogar er anrief, war die Lage ernst und Clara vermutlich nicht in besonders guter Stimmung.
Kaum hatte ich ihre Nummer gewählt, hob sie auch schon ab und begann mich anzubrüllen. Ich hielt mein Handy 30 cm von meinem Ohr weg und verstand trotzdem, was sie schrie. Ich hörte mir ihre bestimmt zweistündige Schimpftirade an, die hauptsächlich davon handelte, dass ich sie offenbar einfach vergaß. Nachdem sie endlich schnaufend zur Ruhe gekommen war, antwortete ich kleinlaut: "Tut mir leid. Ich hatte einfach zu wenig gegessen und da ich die Schulärztin irgendwie gruselig finde, bin ich abgehauen. Ich hab hier zuhause länger geschlafen, weil ich immer noch nicht ganz auf der Höhe bin und habe dich deswegen nicht angerufen."
Sie seufzte genervt und ich konnte förmlich sehen, wie sie sich über die Stirn rieb. "Na gut. Ich verzeihe dir, aber nur wenn du am Donnerstag mit mir zum Christkindlmarkt gehst und mir hilfst, Geschenke für meine Familie zu besorgen. Ich weiß absolut nicht was ich ihnen zu Weihnachten kaufen soll."
Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und begann zu Husten. Weihnachten hatte ich ja völlig vergessen und für so viele Personen aus meinem Rudel Geschenke zu besorgen war nicht gerade einfach. Nachdem Clara mich wegen meines Hustenanfalles für zu krank erklärte, musste ich ersteinmal sie überreden, dass ich mitkommen durfte. Sie gab schließlich nach und stimmte zu.
Am Donnerstag machte ich mich nach der Schule gleich auf den Weg nach hause, da ich meine Schultasche nicht mit auf den Markt schleppen wollte und noch etwas Geld brauchte. Dann lief ich zu Pfoten zum Christkindlmarkt. Dieses ganze hin und her Gerenne würde mich irgendwann noch ins Grab bringen. Doch ich käme niemals auf die Idee stattdessen mit dem Bus zu fahren. Nichtmal wenn ich ein gebrochenes Bein hätte.
Als ich den Christkindlmarkt erreichte, war mir bereits richtig kalt. Es schneite in großen Flocken und ich rieb meine Hände aneinander, um sie zu wärmen, obwohl ich Handschuhe an hatte. Fröstelnd hielt ich Ausschau nach Clara und entdeckte sie schließlich mit zwei dampfenden Getränken vor einem dieser Metallkörben mit Feuer darin. Ich nahm den heißen Becher dankbar entgegen und nippte daran. Eine Weile lang unterhielten wir uns einfach und genossen die Stimmung auf dem Weihnachtsmarkt. Irgendwo sang ein Chor Weihnachtslieder, überall hingen funkelnde Girlanden und der fallende Schnee sorgte für den letzten Schliff. Alle Menschen waren fröhlich (und alle Werwölfe) und als wir uns schließlich ans Geschenkekaufen machten, hatte ich ständig ein Grinsen im Gesicht. Ich beriet Clara bei der Auswahl für ihre Schwester und ihre Eltern und kaufte selber für jeden eine Kleinigkeit. Ich konnte nicht für jedes Rudelmitglied etwas Supermegaultrafantastisches kaufen, das wäre sich geldmitteltechnisch nicht ausgegangen, doch ich besorgte für jeden etwas Kleines.
Ich verschwand kurz im Gedränge und lief Clara davon, um auch für sie etwas zu besorgen. Als ich auf dem Rückweg zu ihr war und ihrer Geruchsspur folgte, entdeckte ich plötzlich das perfekte Geschenk für Luca. Ich war mir unsicher gewesen, ob ich ihm etwas schenken sollte, aber das passte einfach perfekt zu ihm und ich nahm es begeistert mit. Als letzten Punkt auf der Liste kaufte ich bunte Schleifchen. Da mein Einpacktalent mit Geschenkpapier unter Null Prozent lag, klebte ich jedes Jahr einfach ein Schleifchen darauf. Manchmal schaffte ich sogar bunte Bänder.
Mit diesem Einkaufstrip, der mehrere Stunden dauerte, konnte Weihnachten kommen. Auch wenn mir fast die Nase abfror.
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Wolf fact:
Es leben 31 Wolfsrudel, 4 Wolfspaare und diverse Einzelwölfe in Deutschland, dies vor allen in der Region Lausitz in Sachsen. Zudem gibt es Rudel in den Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Mecklenburg- Vorpommern und einzelne Wölfe wurden auch in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Bayern nachgewiesen. Man geht von einem Wolfsbestand von ca. 300 frei lebenden Wölfen in Deutschland aus. Stand Feb. 2015____________________
Tjahaha sorry wegen dem "Christkindlmarkt" :D da mischt mei Dialekt wieda eini ^^ was sagt man denn bei euch zu Weihnachtsmarkt? :D
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Allein unter Menschen!
WerewolfNormal sein ist relativ. Jedenfalls für Caroline. Während andere bei dem Gedanken, ein Werwolf zu sein, vermutlich panisch geworden wären, hatte sie samt ihren drei Geschwistern bereits seit ihrer Kindheit Zeit, sich damit abzufinden. Werwolf von Ge...