25 - böses Erwachen
"Auuuuu." Verwirrt blinzelte ich ins helle Licht. Mein Kopf pochte. Ich hob eine Hand und massierte mir verwirrt die Schläfe. Gestern war Vollmond. Mehr wusste ich nicht. Ich hob meinen Kopf und fröstelte. Ich lag zusammengerollt unter einem Baum, Tannennadeln waren rund um mich verstreut.
Meine Kleidung war völlig zerrissen und ich war total blutverschmiert! Und irgendwelche undefinierbaren Flecken waren auf meiner Haut aufzufinden. Vorsichtig schnupperte ich ich an einem seltsamen gelben Fleck auf meinem Arm.
Uahhh. War das etwa Ananas? Huh? Hatte ich Spongebob getötet? Was zur Hölle? Ich stemmte meinen Arm in den Boden. Frost knirschte unter meinen schon blauen Fingern. Ich krampfte mich zusammen, als ein scharfer Schmerz durch meinen Kopf fuhr.
Verdammt, tat das weh! Ich versuchte den Schmerz zu ignorieren und streckte langsam den Arm durch. Schritt für Schritt rappelte ich mich auf, bis ich schließlich auf dem Boden kniete. Meine Jeans waren an den Knien aufgerissen und ich spürte den eiskalten Waldboden.
Ich klemmte mir meine eingefrorenen und steifen Finger unter die Arme, starrte für einige Minuten bewegungslos auf einen Tannenzapfen und versuchte meine Gedanken zu ordnen.
Langsam kehrte die Errinnerung zurück.
Mir fiel eine Steinlawine vom Herzen, als mir bewusst wurde, dass ich niemanden getötet hatte. Erleichtert gab ich meine Körperspannung auf und sackte leicht zusammen.
Schwer atmend richtete ich mich auf. Mit wackeligen Knie konnte ich aufstehen. Allerdings nur mit dem Baum als Stütze. Ich hängte meinen Arm über einen Ast und zog mich hoch.
Mein Kopf schien zu explodieren. Warum hat man nie Aspirin, wenn man es braucht?
Ich hob langsam einen Ast vom Boden auf und benutzte ihn als Krücke. Dann begann ich vorsichtig, einen Schritt nach dem anderen zu machen.
Zuerst schwankte ich noch hin und her, doch dann schaffte ich es, einen gleichmäßigen Schritt zu finden. Ich humpelte vorsichtig durch den Wald. Jede Erschütterung schickte eine neue Welle des Schmerzes durch meinen Kopf. Ich musste eine richtige Klischeehexe sein, mit meinem Stab, dem ganzen Blut und dem gebückten Gang. Disney, ich komme!
Langsam wurde mir wärmer, obwohl ich nicht mal gemerkt hatte, wie kalt es eigentlich war. Als ich mich dem Zeltplatz näherte, waren meine blauen Finger nur mehr brennend rot.
Doch als ich das Lager erblickte, wurde mir augenblicklich wieder eiskalt.
Verwüstung.
Das war das einzige Wort, das mir einfiel.
Überall lagen aufgebrochene Konservendosen herum, der nicht fleischhaltige Inhalt war überall verteilt. Dazwischen waren meine riesigen Pfotenabdrücke im schlammigen Boden zu sehen!
Alle waren gerade dabei hektisch die Zelte abzubrechen und das Zeug flog wild herum.
Toller Anblick, ich komme blutverschmiert und halb erforen aus dem Wald gestolpert.
In Herr Mopps Gesicht konnte ich sein Entsetzen deutlich erkennen. Er raste auf mich zu.
Dann stolperte er über eine Zeltschnur und flog auf die Knie.
Ich schmunzelte. Er rappelte sich auf, richtete seine Brille und rannte weiter auf mich zu.
»Caroline! Da bist du ja endlich! Wir haben dich überall gesucht! Ein Tier hat hier alles verwüstet, gottseidank bist du ihm nicht begegnet! Was ist passiert? Oh gott du bist ja ganz blutig und du frierst!« Er schaute mich sorgenvoll an. Ich senkte den Blick.
"Mir wurde schlecht, also habe ich einen Spaziergang an der frischen Luft gemacht. Dabei habe ich mich total verirrt! Dann habe ich ein Knurren gehört und bekam Panik, bin weggelaufen und dabei einen Abhang runtergerollt." Das mit dem Abhang stimmte ja. Der Rest nicht. "Dabei bin ich mit dem Kopf auf einen Stein gefallen und wurde ohnmächtig. Ich habe anscheinend die ganze Nacht im Wald gelegen." Mein Leherer riss entsetzt die Augen auf und schob mich richtung Platz. Plötzlich stürzte Clara aus unserem Zelt und fiel mir um den Hals.
Ich sog zischend Luft ein als der Schmerz in meinem Kopf wiederkehrte. Erst jetzt realisierte sie wie ich aussah. Sie zog mich zu den Baumstämmen am Lagerfeuer, warf eine Decke über mich, drückte mir heißen Tee in die Hand und legte vorsichtig einen Arm um mich.
"Danke" krächzte ich. Sie murmelte irgendwas und legte ihren Kopf vorsichtig auf meine Schulter, während ich die Geografielehrerin leise nach einer Aspirin fragte.
Natürlich stellte Clara Fragen. "Weißt du was das gewesen sein könnte? Wir alle hatten wahnsinnige Angst und sind in unseren Zelten geblieben. Nur Anna hat etwas gesehen, allerdings konnte sie nur reflektierende Augen und irgendein Fell im Gebüsch erkennen. Hast du vielleicht etwas entdeckt?" Ich versuchte meine Verlegenheit zu verbergen, indem ich die Aspirintablette mit Wasser hinunterspülte und dann den Kopf schüttelte. Gottseidank stocherte meine Freundin nicht weiter nach.
Während die Anderen die Sachen zusammenpackten, wurde ich von Schuldgefühlen geplagt. Ich war ein Monster! Fast hätte ich meine Freunde getötet. Ich hätte heulen können. Ich tat es aber erst, als ich zuhause war und Mom mich umarmte.
Schluchzend lag ich in ihren Armen. Sie streichelte mein Haar und murmelte etwas Beruhigendes. "Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, es ist alles meine Schuld. Ich habe übersehen wann Vollmond ist." Eine kurze Zeit lang erlaubte ich mir, in Selbstmitleid zu baden, doch dann meinte ich: "Mom, es ist die Schuld von uns allen. Wir alle haben es vergessen."
Am nächsten Tag redete keiner im Rudel über die Vollmondnacht, worüber ich sehr froh war. Alle schwiegen eisern.
Obwohl dieses Fiasko passiert war, konnte ich mich immer noch nicht überwinden, mit dem Bus zu fahren. Ich hatte eingesehen, dass ich gefährlich war, aber ich konnte einfach nicht in dieses Teil einsteigen.
Also lief ich weiter zu Pfoten.
Als ich durch das Eingangstor der Schule kam, stach mir die Schlagzeile der Schülerzeitung ins Auge. AUSFLUG "NATUR ERLEBEN" DURCH ANGRIFF VON WILDEM TIER ABGEBROCHEN!
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte das zu ignorieren.
Zwanghaft versuchte ich alles
zu vergessen, doch anscheinend wollte mir das Schicksal einen Streich spielen.
Als ich ins Klassenzimmer kam, war es voll von anderen Schülern, die gespannt meinen Klassenkameraden zuhörten, die alle Erlebnisse haarklein schilderten. Würde mich nicht wundern, wenn morgen sogar die Queen hiervon bescheid wüsste. Auch ich wurde mehrmals befragt, und am Ende war ich so mit den Nerven am Ende, dass ich mich mit Clara am Wochenende zum Shoppen verabredete, denn ich hielt das Schweigen zuhause nicht mehr aus.
Leider war es erst Mittwoch und ich schaffte es kaum, die Woche zu überleben. Luca's ständige Fragen über Wölfe machten es auch nicht besser. Toll.
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Allein unter Menschen!
WerwolfNormal sein ist relativ. Jedenfalls für Caroline. Während andere bei dem Gedanken, ein Werwolf zu sein, vermutlich panisch geworden wären, hatte sie samt ihren drei Geschwistern bereits seit ihrer Kindheit Zeit, sich damit abzufinden. Werwolf von Ge...