50 - Challenge accepted!

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50 - Challenge accepted!

Ich blinzelte stark, um den lästigen Film vor meinen Augen wegzubekommen, der meine Sicht verschwimmen ließ. Über mir erkannte ich nur umrisshaft eine Lampe und irgendein Schild hing an der Wand.

Ich hob meine Hand und rieb mir über die Augen, kleine Körnchen lösten sich und endlich sah ich scharf. Ich fühlte mich klar im Kopf, nur ein wenig schwach. Wo war ich überhaupt? Verwirrt drehte ich meinen Kopf und erkannte plötzlich jemanden direkt neben mir.

Erschrocken zuckte ich zusammen und nahm plötzlich Blutgeruch wahr.

"Aua!" meckerte ich. Jetzt erst erkannte ich die Situation. Die Person neben mir war die Schulärztin und sie hatte mir gerade eine Spritze aus dem Arm gezogen. Meine Beine lagen auf einem Stuhl, den jemand einfach auf die Liege gestellt hatte.

"Was ist passiert?" murmelte ich ratlos. Die Ärztin stöpselte ein kleines Fläschchen mit Blut zu, dass sie mir offenbar gerade abgenommen hatte und meinte: "Du bist mitten in der Klasse einfach ohnmächtig geworden. Da hast du deinem Lehrer aber einen gehörigen Schrecken eingejagt!" Ich schmunzelte. Der hatte es aber auch verdient, mich einfach so anzuschreien, tse!

Die Ärztin reichte mir eine Flasche Wasser und kümmerte sich um mich. Ich blieb entspannt auf der Liege liegen und fühlte mich wohl. Dann bemerkte ich aus dem Augenwinkel, wie sie mit etwas Rötlichem in der Hand herumhantierte und wurde auf einmal unruhig.

"Was machen Sie da?" Den besorgten Unterton in meiner Stimme hörte man sofort heraus. "Keine Sorge. Ich wollte dich eigentlich nicht damit belasten, allerdings wird man nicht einfach so ohnmächtig. Und da du keine festgestellten Krankheiten in deiner Akte stehen hast, muss ich dich auf etwas Unbekanntes untersuchen. Es könnte schließlich gefährlich und ansteckend sein."

Sie schob ein Plättchen mit einem Blutstropfen unter ein Mikroskop und starrte hinein.

"Ach was, ich hab heute morgen eben nichts gegessen. Sowas ist doch normal."

Doch sie schüttelte nur den Kopf und sah weiter die Probe an. Ihre zusammengezogenen Augenbrauen bereiteten mir Magendrücken. Meine Mutter war Tierarzt und kannte sich bestens mit Werwölfen aus. Ich war kerngesund! Aber was bereitete der Ärztin solche Sorgen?

Sie klickte irgendetwas auf ihrem Computer herum und verglich dann etwas. Dann murmelte sie: "Das kann doch nicht sein.."

"Was? Was ist denn?" fragte ich mit einem Kloß im Magen.

"Ach es ist nur.. dein Blut hat eine seltsame Struktur. Ich muss das in ein besseres Labor schicken. Es könnte gefährlich sein. Ich werde den Hausmeister bitten, ob er schnell zum Krankenhaus fährt." Sie steuerte auf die Tür zu. Ich war bereit, sie zur Not niederzuschlagen, um mein Blut zurückzukriegen, doch als ich von der Liege aufstand, überkam mich wieder dieser Schwindel und ich sank stöhnend zurück. Schon war sie zur Tür hinaus. Ich stützte mich am Schreibtisch ab und wackelte zu meiner Tasche hinüber, die wohl jemand mitgenommen hatte. Mit zitternden Fingern suchte ich nach meinem Handy und wählte fahrig Mams Nummer, die momentan auf der Arbeit war.

"Caroline? Was ist los?" Sie klang besorgt, da ich sonst nie während ihrer Arbeitszeit anrief. "Mum? Mir wurde Blut abgenommen, ich konnte es nicht verhindern! Die Ärztin sagte, es ist irgendwie seltsam und hat gerade den Hausmeister gebeten, es ins Krankenhaus zu bringen, damit es analysiert wird. Kann man.. kann man da nachweisen, dass ich kein richtiger Mensch bin?"

Der Tonfall, den meine Mutter anschlug, als sie mir antwortete, machte mir nicht wirklich Mut. Genauer gesagt, klang sie, als wäre sie auf einer Beerdigung.

"Möglicherweise. Man kann definitiv etwas im Blut nachweisen, allerdings nur mit den aller neuesten technischen Gerätschaften und Technik. Da ich leider nicht weiß, in welches Krankenhaus dein Blut gebracht wird, und wie dieses ausgestattet ist, sind wir definitiv in Gefahr. Frag die Ärztin beiläufig, wohin es gebracht wird, ich komme dich sofort abholen." Dann legte sie ohne Abschiedsgruß auf.

Ich atmete tief durch und versuchte mich einigermaßen zu beruhigen, um mich auf die Liege setzen zu können, ohne auszusehen als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen.

Als die Schulärztin den Raum betrat und dabei auf ein Blatt Papier starrte, fragte ich sofort: "Entschuldigen Sie, aber ich möchte später einmal Ärztin werden, ich interessiere mich sehr für solche Sachen, wie wird mein Blut denn jetzt untersucht?" Sie erklärte mir was man mit Bluttests alles nachweisen konnte und war ganz in ihrem Element. Ich bemühte mich, keinen allzu gelangweilten Gesichtsausdruck zu haben und quetschte sie aus: "Toll! Und wo wird es jetzt untersucht?" Endlich erhielt ich meine ersehnte Antwort. "Im Marienkrankenhaus in der Innenstadt. Dort haben sie ein Labor und-"

Weiter kam sie nicht, denn ich meinte:" Tut mir leid, aber ich fühle mich schon viel besser und sollte jetzt gehen. Ich hab noch was vor!"

Ich war schon zur Tür hinaus, bevor sie begreifen konnte, dass ich gerade aufgesprungen war. Aufgrund meines leicht angeschlagenen Geisteszustands hastete ich noch ein wenig wackelig durch die menschenleeren Schulgänge. Ich war ziemlich froh, dass das große Schultor nach außen aufging, denn würde es sich nach innen öffnen, könnte man mich längst mit Spongebobs Pfannenwender von der Scheibe kratzen, so oft wie ich schon dagegen gelaufen wäre.

Draußen wartete bereits meine Mutter im Auto mit laufendem Motor. Ich sprang hinein und wir fuhren sofort los. "Marienkrankenhaus in der Innenstadt" stieß ich keuchend hervor und schnappte nach Luft.

"Gut. Bist du bereit Lupahäschen?"

"Wofür?"

"Wir holen uns zurück, was uns gehört."

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Wolf fact: Wölfe werden mit ca. 2 Jahren geschlechtsreif.

Allein unter Menschen!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt