44 - Menschen sind anstrengend

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44 - Menschen sind anstrengend

Ich spürte den kalten Atem im Nacken und ein Schauer durchfuhr mich. Die Luft war eiskalt und roch seltsam. Ich vermutete einen Zombie.

Es war allerdings nur Nick, der hinter der Couch hockte und schnaufend in meinen Nacken atmete, während er Popcorn auf meiner Schulter verteilte. Drei Viertel unserer noblen Abendemeinschaft hatten sich hinter der Couch in Sicherheit gebracht. Vielleicht hätte ich doch nicht genau diesen Zombiefilm auswählen sollen. Er war ziemlich brutal und verstörend. Ich hatte ihn allerdings schon gesehen und nickte dabei ein. Was ich nicht hätte tun sollen.

Wenn ich erstmal eingeschlafen bin, kriegt mich so schnell nichts mehr wach. Vielleicht habt ihr das bereits mitgekriegt. (Wir erinnern uns an die Sache mit dem knieverstümmelnden Schläfchen) Und so wachte ich erst durch ein lautes Tröten in mein Ohr auf. Ich schoss in die Höhe wie eine Rakete und riss die Augen weit auf. Gehetzt betrachtete ich meine Umgebung, und als ich die vor Lachen am Boden liegende Anna sah, schöpfte ich bereits Verdacht.

Alarmiert fuhr ich mir durchs Gesicht und betrachtete meine Finger, die nun schwarz verschmiert waren. Oh na toll. Genervt seufzend stiefelte ich in die Küche und betrachtete mich in der spiegelnden Oberfläche des Backofens. Super.

Genervt stöhnend klatschte ich mir Wasser ins Gesicht. Meine Wangen und Stirn schmückten verschiedene Zeichnungen und Schimpfwörter, während auf meiner Nase ein undefinierbarer Fleck prangte. Zu allem übel waren rund um meine Augen schwarze Flächen zu erkennen, was bestimmt auf Claras Mist gewachsen war. Ich sah aus wie ein Panda auf Drogen. Das ganze natürlich mit wasserfestem Edding gemalt. Nach zehn Minuten schrubben mit Seife und Schwamm, hatte ich immer noch Striche im Gesicht. Ich war kurz davor zur Drahtwolle zu greifen, denn vermutlich würde ich in einer Woche immer noch so aussehen, als hätte ich mich geprügelt und auf beide Augen einen Schlag gekriegt.

Wütend lief ich zurück ins Wohnzimmer, das mittlerweile wie ein Saustall aussah. So ziemlich jeder war gerade dabei, zwischen Federn, Chipstüten und Getränkedosen irgendetwas sinnloses zu veranstalten. Die Federn stammten von Nick, er hatte ein Kissen im Mund und zerfetzte es knurrend, indem er seinen Kopf heftig hin und her schüttelte. Sophia saß mit glasigen Augen daneben und betrachtete hypnotisiert die herumschwebenden Federn.

Andreas und Anna versuchten auf dem Couchtisch Schwedenbomben zu essen, und zwar ohne Hände. Sie verteilten die klebrige Masse überall und kicherten dabei wie verrückt.

Michelle lag auf dem Rücken hinter der Couch und murmelte etwas vor sich hin, während sie trübsinnig in die Luft starrte. Clara drehte die Fernbedienung wie ein Kreisel auf dem Couchtisch. Luca stattdessen hatte eine Chipstüte über dem Kopf und bewegte sich nicht.

Ich runzelte die Stirn. Wie hatten sie meinen Drogenvorrat gefunden? Nein, Spaß. Aber was ging denn bitte hier ab?

Ich stelzte vorsichtig zwischen Müll hindurch zu Luca hinüber und riss im die Tüte vom Kopf. Er blinzelte erschreckt ins Licht. "Luca? Was ist hier los?" Er bekam Schluckauf. "Keine... Ahnung..." murmelte er, während er drei mal hintereinander schluckte.

Mir kam ein Verdacht. Irgendjemand musste etwas alkoholisches in die Getränke gekippt haben. Ich wusste nicht wer und ich wollte es auch nicht wissen, aber nur so konnte ich mir ihr seltsames Verhalten erklären.

Na toll. Aber warum war ich jetzt nicht angeheitert?

Musste am Wasser liegen. Ich hatte immerhin vorhin wie ein Kamel die Mineralwasserflaschen ausgetrunken. Ergo, war ich jetzt hier die einzig halbwegs nüchterne und konnte alles wieder aufräumen. Genervt seufzte ich und packte Luca am Arm. Er protestierte leicht, ließ sich jedoch dann widerstandslos von mir in die Küche führen. Schnaubend packte ich ihn an den Haaren, obwohl er nun doch protestierte und hielt seinen Kopf unter den eiskalten Wasserstrahl im Waschbecken. Er prustete und versuchte sich zurückzuziehen, doch ich stemmte mich dagegen, bis ich ihn gurgeln hörte: "Bitt... ahh.... hö.....auf!"

Ich erbarmte mich und gab ihm die Erlaubnis, seinen Kopf unter dem Wasser herzvorzuziehen. Ich war nett und reichte ihm sogar ein Handtuch. Er rieb es sich keuchend übers Gesicht und schnauzte mich an: "Was sollte das!?" Ich schnaubte und meinte genervt: "Du musst mir helfen unsere kleinen Saufnasen hier irgendwie ins Bett zu bringen. Ich brauche dich zurechnungsfähig." Er runzelte die Stirn. "Saufnasen?" Ich seufzte. "Offenbar hat jemand irgendetwas alkoholisches in die Getränke gekippt." Er verzog das Gesicht, willigte jedoch ein, mir zu helfen. Gemeinsam betraten wir das Wohnzimmer. Ich entschied, erstmal bei Nick und Sophia anzufangen. Bei ihnen schienen gerade tierische Verhaltensmuster durchzukommen. Also ging ich zu Nick und flüsterte ihm ins Ohr: "Hey, komm doch mal mit, ich habe oben einen fetten Knochen für dich!" Er ließ das Kissen sofort fallen, knurrte und folgte mir hechelnd nach oben. Ich betrat den Raum mit den Schlafmatrazen und deutete auf Nicks Stelle. "Hier", sagte ich laut "Du musst dich nur dort hinlegen und ganz feste an den Knochen denken, dann erscheint er vor dir." Er legte sich begeistert hin und kuschelte sich in die Decke. Ich trippelte vorsichtig zurück runter ins Wohnzimmer. Luca hatte mittlerweile Andreas und Anna beruhigt und kam mir auf der Treppe mit einer schon fast schlafenden Anna entgegen, während Clara ihm wie hypnostisiert folgte. Ich führte kurz danach Andreas hinauf. Dann musste ich mich erst mal keuchend auf den Knien abstützen. Sowas ist gar nicht so einfach.

Mit Sophia und Michelle hatten wir ein Problem. Michelle war bereits eingeschlafen, während Sophia abwesend mit Federn spielte und keinerlei Anstalten machte, aufzustehen, egal wie heftig ich sie am Arm hochzerrte. Wir mussten die beiden also hoch tragen, denn Michelle wachte einfach nicht auf, sondern schnarchte vor sich hin.

Wir wickelten zuerst Michelle in eine Decke und schleppten sie wie eine Raupe nach oben. Während sie seelenruhig schlief, blieb ich schnaufend am Boden liegen. Gottseidank blieb uns das Hochtragen von Sophia erspart, denn sie stolperte einige Momente später über meinen Knöchel. Seltsamerweise hatte sie selber hochgefunden. Ich knipste noch unten das Licht aus und wechselte schon halb im Schlaf in meinen Pyjama, bevor ich auf meine Matraze fiel und fast sofort einschlief. Mein letzter Gedanke, bevor ich einschlief, war, dass ich Emil im Bad vergessen hatte, doch das kümmerte mich in diesem Moment recht wenig.

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Irgendetwas knurrte agressiv. Ich blinzelte vewirrt und erkannte die ausgeschaltete Deckenlampe über mir. Das seltsame Geräusch erklang erneut. Stirnrunzelnd setzte ich mich auf und plötzlich überkam mich Schwindel. Ich hielt mir denKopf und stöhnte leise. Ich fühlte mich total fertig. Meine Beine waren völlig in die Bettdecke verwickelt und ähnelten einem Hotdog. Ich hatte mich offenbar hin und her gewälzt, alles war zewühlt und ich schwitzte stark, alles klebte ekelhaft. Mein Bauch tat weh und rumorte stark, das verursachte die komischen Geräusche.

Ich hattte am Abend gefühlte zwei Tonnen Chips in mich hineingestopft, gemischt mit Popcorn, ganz zu Schweigen vom Schokopudding. Dieser Essensmix schien nun i meinem Darm eine Party zu veranstalten. Eine ziemich laute sogar. Bald würde die Leber meinen Verdauungstrakt wegen Ruhestörung verklagen.

Ich schälte mich aus der Decke, wobei ich herumrollte wie ein Würstchen auf dem Grill. Schlussendlich konnte ich aufstehen. Im Zimmer schlief jeder, Nick schnarchte laut. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich irgendwas vergessen hätte. Da schoss es mir: Emil! Er musste immer noch gefangen im Badezimmer liegen und Seife schlucken! Ich trat vorsichtig in die Nischen zwischen den Matratzen am Boden und stelzte wie ein Flamingo zur Tür. Mein Plan, leise zu sein, ging in die Hose, denn die Tür quietschte laut, als ich sie vorsichtig aufdrückte. Hinter mir bewegte sich jemand unter einer Decke. Ich blieb vorsichtshalber stocksteif stehen und zählte bis 100, bevor ich mich durch denTürspalt quetschte und auf leisen Sohlen die Treppe runterstelzte. Ich tastete mich vorsichtig den Gang entlang und öffnete die Badezimmertür, immer in Bereitschaft, dass mich jederzeit jemand anspringen könnte. Ich spähte vorsichtig in denRaum, der schwach vom Mondschein erhellt wurde. Am Boden erkannte ich die Seife, meherer zerwühlte Bademäntel und deren Gürtel, doch keinen Emil. Ich begutachtete die offenen Fesseln. Er musste sich irgendwie befrteit haben und unbemerkt verschwunden sein. Ich zuckte die Schulern und machte mich auf den Weg in die Küche, um aus unserem "Mittelchen Schrank", worin wir unsere Medikamete aufbewahrten, nach etwas zu suchen, das meinen rebellierenden Magen beruhigen würde.

Vielleicht sollte ich noch ein paar Seifenstücke als Knebel mitnehmen. Nur für den Fall.
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Wolf fact: Wölfe erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 55 bis 70 km/h.

Allein unter Menschen!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt