Sweet Secret

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Alec PoV

Dankbar und mit geschlossenen Augen schaufelte ich den ersten Löffel in meinen Mund, musste nicht einmal abwarten bis der Geschmack sich verteilte, sofort war mein ganzer Mund davon erfüllt, ich schluckte, schob den nächsten Löffel rein, spürte deutlich wie mein pochendes Herz nach ließ, wie Glück mich durch strömte.

Ich hatte das schon Ewigkeiten nicht mehr gemacht, mich nachts aus dem Bett in die Küche geschlichen und mir die Schüssel in die Mikrowelle geschoben, ich war um einiges jünger gewesen, das letzte mal.
Es war vor meiner Zeit als vollwertiger Shadowhunter  und selbst damals hatte ich es nur heimlich getan.

Mein Vater war immer sehr versessen darauf gewesen, das Beste aus uns allen heraus zu holen, uns stark und athletisch zu machen, zu perfekten Kampfmaschinen.
Und das waren wir, aber Training allein war nie genug gewesen. Wir waren nie gut genug gewesen.
Also hatte er uns jede kindliche Freude verwehrt. Jedes Spiel war darauf abgezielt uns zu trainieren und jede Mahlzeit darauf, uns zu stärken.

Ich ließ den Blick über die dunkle Theke wandern und hielt meine Schüssel fester, als würde er jeden Moment um die Ecke kommen und sie mir entreißen.... was unmöglich war. Ich war diskret, ich war leise, wer sollte mich auch bemerken?
"Alexander?"

Ich fiel fast vom Hocker, so erschrocken war ich, als ich Magnus Stimme hinter mir hörte. Ich hatte nicht geahnt, dass er aufwachen würde.
Peinlich berührt leckte ich mir die Lippen und drehte ihm den Kopf zu.
"Magnus, was machst du noch auf?"
"Dasselbe könnte ich fragen", erwiderte er und stellte sich mit gerunzelter Stirn vor mich, musterte mich. Ich sah ihm seine Verwirrung in dem schwachen Licht deutlich an.
"Ich.... Mitternachtssnack."
Sein Blick fiel auf die Schale in meiner Hand und ich spürte wie ich rot anlief. Ich fühlte mich ertappt.

"Darf ich fragen was das ist und wieso du so aussiehst als würdest du gleich im Boden versinken?", hauchte er mitfühlend und lächelte.
Ich hob einen Mundwinkel und zog ihm den zweiten Barhocker ran, damit er sich setzten konnte.
Ich stellte die Schüssel weg und spielte mit meinen Fingern.

"Du darfst mich nicht für verrückt halten....", begann ich mich herum zu drücken.
"Darling", drängte er ungeduldig. Meine Einwände waren sowieso absurd.
"Das ist geschmolzene Kuvertüre...."
"Und die löffelst du einfach so?", hakte er verwundert nach und ich nickte.

"Das ist..... interessant. Ich habe dich noch nie auch nur normale Schokolade essen sehen und jetzt...."
"Weil mehr dahinter steckt, Magnus. Ich weiß, dass ich einfach normale Schokolade essen könnte aber....", seufzend fuhr ich mir durch die Haare, fühlte mich dämlich.
Das war es eigentlich auch, unbedeutend und doch war es ein Geheimnis, mein Geheimnis, das ich seit meiner Kindheit gewahrt hatte.
"Erzähl mir davon, Alexander", hauchte er und legte mir seine Hand unterstützend auf den Arm, weil er bemerkte, wie viel für mich hinter dieser Schüssel geschmolzener Schokolade steckte.

"Ich habe Schokolade und Süßigkeiten geliebt, als ich ein Kind war, genauso wie Izzy, wie Jace und wie Max. Doch als wir älter wurden, als meine Familie das Institut in New York übernommen hat, um genau zu sein, wurde mein Vater strenger, was unsere Ausbildung anging. Wir trainierten häufiger, länger, intensiver, er ließ mich öfter gegen Jace antreten um Kräfte zu messen und Jace, er war immer besser. Heute weiß ich, dass es an seinem Engelsblut liegt, aber damals.... da war mein Vater einfach enttäuscht von seinem leiblichen Sohn.
Er verbot uns, Kinder zu sein.
Er verbot uns ungesunde Ernährung, Spiele, Freunde.
Wir hatten nur das Institut, wir kannten nichts anderes.
Doch einmal, da hatte ich mich nachts raus geschlichen, in die Küche und dort war gerade eine Frau dabei gewesen einen Kuchen zu backen..... sie ließ mich die geschmolzene Schokolade aus der Schüssel lecken und ich habe noch nie etwas so Gutes probiert gehabt."

Ich starrte verträumt auf seine Hand und sah das sanfte Lächeln der Frau vor mir, als sie mir versprach, es niemandem zu erzählen. Also hatte ich die ganze Schüssel geleert.
"Ab diesem Abend ging ich jedes Mal, wenn es mir schlecht ging, wenn ich mich nicht gut genug fühlte, nachts in die Küche und schob mir eine Kuvertüre in die Mikrowelle..... ich habe es Jace und Izzy nie erzählt, aus Angst, sie würden mir das wegnehmen. Es war meine Schokolade, mein Glück.... und mit dem Stress, der gerade auf mich ein prasselt.... ich konnte nicht schlafen.
Tut mir leid dass ich dich geweckt habe."

Schließlich hob ich den Blick und als ich seinen traf, konnte ich schwören, ich sah, wie er sich erneut in mich verliebte. Verlegen lächelte ich.
"Du bist zauberhaft", flüsterte er und hob die Hand, um mit dem Daumen über meinen Mundwinkel zu fahren und ein Schokoladenrest wegzuwischen.
"Ich verstehe es. Und ich verstehe, dass du bis heute keine Süßigkeiten mögen kannst. Ich verspreche, ich werde dir jede Köstlichkeit der Welt zeigen Alexander,wenn du das willst, aber ich lasse dich auch gerne alleine heimlich aus der Mikrowelle essen. Ich habe mich nur gewundert, dass du noch wach bist Liebling, ich hatte schon Sorge du würdest arbeiten."

Ich könnte für keinen verständnisvolleren Mann fragen, dachte ich, als ich meine Hand auf seine legte und nickte.
"Danke Magnus, das bedeutet mir viel. Ich hatte schon Angst, ich sehe aus wie ein Irrer. Du kennst wohl jede teure Schokolade der Welt und ich sitze hier und löffle die billigste Backschokolade, die es zu kaufen gibt...."
"Darf ich probieren?", fragte er plötzlich und ließ den Blick zu der Schüssel wandern. Überrascht nickte ich und schob sie ihm hin.

Er nahm den Löffel, den ich bis eben noch benutzt hatte, lehnte sich vor und begann dann, sanft die Zunge über die Schokolade streifen zu lassen während er mich dabei ansah.
Dieser Anblick, so absurd es auch war, bedeutete mir viel. Das mit ihm zu teilen, diese Sache aus meiner Kindheit.... es machte mich sehr glücklich, wie sehr ich ihm vertrauen konnte.
"Mhh das ist himmlisch", gab er zu und leckte sich die Lippen, sodass sie nun auch mit Schokolade bedeckt waren.
Bezaubert lachte ich und griff vorsichtig nach seinem Kinn, um ihn an mich zu ziehen.
"Jetzt bist du genauso verschmiert wie ich", seufzte ich und küsste ihn, bevor ich die Zunge genüsslich über seinen Mund zog.

Teil2: Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt