Kontakt mit ihr

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Alec POV

Normalerweise war ich wirklich nicht der Typ für Eifersucht. Magnus hatte genug Erfahrung und wenn ich ihm nicht reichen würde, hätte ich das bemerkt. Oder, so offen wie er war, hätte er es mir sanft aber deutlich gesagt.
Ich vertraute ihm.
Und trotzdem war mir in den letzten Wochen immer mehr komisches aufgefallen.

Er kam abends nicht sofort nach dem Essen ins Bett, er verschloss das Bad öfter, wenn er sich fertig machte, er war öfter unaufmerksam.
Dann war mir aufgefallen, wie oft er Feuernachrichten erhielt, die er einsteckte und nicht direkt las wenn ich da war, wie sonst immer.
Und seit einigen Tagen benutzte er häufig sein Telefon.
Ich hatte ihn schon öfter gefragt, was es mit dieser Heimlichtuerei auf sich hatte, wer ihm diese ganze Nachrichten zukommen ließ. Einfach gesagt, wem er diese ganze Aufmerksamkeit schenkte, die er mir nicht mehr gab.
Aber er mied es, mir zu antworten und lenkte mich mit sanften Küssen und überzeugenden Liebesgeständnissen ab. Für diese war ich besonders anfällig.

Doch heute ging mir das Vibrieren auf dem Nachtisch so auf die Nerven, dass ich kurzerhand nach sah, während er noch schlief.
Der Name des Kontaktes traf mich härter, als er sollte: Camille.
Seine bezaubernd feurige Ex- Freundin. Seine on-off-Liebe. Seine erfahrene, schlanke....
Okay Stopp.

Ich las die Nachricht nicht, es war mir egal, wieso sie Kontakt hatten.
Ich mochte es nicht. Er müsste das wissen, schließlich hatte er bei Jace, meinem Parabatai, meinem Bruder, ein schlechtes Gefühl. Da musste er doch wissen, was diese Camille mit mir machte.
Verunsichert legte ich das Handy zurück und ließ mich auf die Matratze sinken. Unsere dunkle Decke passte zu meiner Stimmung.

„Guten Morgen Liebling."
Nicht einmal seine kratzige Stimme konnte ein Lächeln auf meine Lippen zaubern, so wie sie es sonst tat.
Doch er bemerkte nichts und kuschelte sich an meine Schulter, setzte einen kleinen Kuss auf meine nackte Haut. Sein Bein schlang sich um meins und ich versteifte mich ein wenig mehr.

„Konntest du nicht gut schlafen?"
„Das Vibrieren hat mich wach gehalten."
„Oh wirklich? Kannst du es mir mal..."
„Du muss dir keine Mühe machen Magnus, ich weiß, dass es Camille ist", unterbrach ich ihn kühl.
„Was hast du mit ihr zu tun?"
„Ich brauche etwas von ihr Alexander....", murmelte er.
Ich schloss gekränkt die Augen. Seine streichelnde Hand, die beruhigend wirken sollte, machte mich rasend.

„Triffst du dich mit ihr?"
„Vermutlich. Es ist wirklich wichtig, aber ich kann es dir nicht sagen. Du musst mir vertrauen Alec."
Ich wusste nicht mehr, was ich denke sollte.
Wozu? Wieso hoffte er auf ein Treffen, er hatte sie eine Zeit lang verabscheut. Was war nur passiert, was war an mir vorbei gegangen?
Tausend Fragen schwirrten in meinem Kopf.

Langsam erhob ich mich und zog mich an. Ich musste so schnell wie möglich weg, einen freien Kopf bekommen. Luft. Ich brauchte Luft zum Atmen. Camille raubte mir Magnus und damit meine Luft.
„Was machst du?", hauchte er schüchtern und beobachtete mich.
„Ich gehe ins Institut. Ich kann das nicht Magnus, ich hab keine Lust auf diese Spielchen...."
Bevor er etwas einwenden konnte, drehte ich mich weg und stolzierte raus.

Ich lehnte mich gegen die Backsteinmauer vor seinem Loft und schnappte nach Luft.
Die Verzweiflung ließ mich an mir hinab blicken. Meine Klamotten waren düster, er mochte sowas nicht. Ich war nicht der offenste Mensch, nicht der freundlichste und geschickt und charmant war ich sicher auch nicht.
Und unsterblich erst recht nicht.


Magnus POV

Verwundert sah ich ihm nach, seufzte auf, als die Tür zuknallte.
Nun war er weg, genau das, was ich durch die Heimlichkeit verhindern wollte. Aber er war nicht dumm, er war ein Shadowhunter. Und er war mein Freund.
Aber ich konnte ihm wirklich nicht sagen, was ich vor hatte, nicht bis ich es von Camille erhalten hatte.

Das Objekt meiner Begierde befand sich seit langer Zeit in ihrem Besitz, ich hatte ihr einen Ring anvertraut, den ich einmal selbst geschmiedet hatte. Ich wollte ihn aufheben, für jemand besonderes.
Beinahe hätte ich ihn einmal Camille selbst geschenkt.
Irgendwas hatte mich damals abgehalten.
Besser gesagt jemand- Ragnor. Er war wirklich kein Fan von ihr gewesen.
Und heute war ich ihm dankbar.
Der antike Ring war mit dem bläulichen Edelstein perfekt für meinen Alec.

Aber dieser war geradewegs hinaus gestürmt.
Und ich konnte verstehen, wieso.
Eifersucht war dank seinem Parabatai kein Fremdwort für mich und erst recht konnte ihr mir vorstellen, wie es ihm ging, als er ihren Namen auf meinem Display gelesen hatte. Aber um ihm den Antrag machen zu können, brauchte ich den Ring aus ihrem Besitz.

Erneut klingelte mein Handy und die Hoffnung verschwand genauso schnell, wie sie sich aufgebaut hatte- es war nicht Alec.
Aber es war Camille.
Sie gab endlich nach und war bereit, mir mein Eigentum zurück zu geben, wenn ich mich mit ihr auf einen Drink treffen würde.
Ich wollte das nicht, aber um Alec den Ring schenken zu können, würde ich alles tun.
Also versuchte ich ihn auf dem Telefon zu erreichen und sprach schließlich auf die Mailbox, dass ich mich für diese wichtige Sache mit Camille treffen würde. Schließlich konnte ich nun auch gleich ehrlich sein.
Ich versprach ihm, danach zu ihm ins Institut zu kommen.

Deswegen quälte ich mich aus dem Bett, vermisste Alecs aufmunternde Küsse dabei und machte mich fertig.
Vor dem Treffen hatte ich noch zu arbeiten und wollte immer wieder einfach zu Alexander gehen und ihm alles erklären.
Was brachte es denn, wenn ich den Ring hatte und dafür ihn verloren?
Aber nun war alles im Rollen und ich war zu feige für einen Rückzieher.

Teil2: Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt