Bodyguard

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Magnus PoV

"Magnus", rief Clary erleichtert aus und fiel mir um den Hals, mitten in den Hallen des Instituts.
Ich legte meine Arme um ihren zarten Körper und zog sie an mich, noch immer pochte mein Herz wie wild, trotz der beiden großen, gut gebauten Shadowhunter, die sich langsam zurück zogen.
"Hat er dich erwischt?", fragte sie dann besorgt, schob mich etwas von sich und betrachtete mich.
"Nein Buscuit, ich konnte vor Valentine und seinen Kreismitgliedern flüchten. Dank dir kann ich mich hier eine Weile in Sicherheit wiegen", erwiderte ich und sah mich dann ausgiebig um, als sie sich löste.

"Ich stelle dir Jace vor und zeige dir dein vorübergehendes Zimmer. Du kannst solange bleiben wie nötig", erklärte sie dann und ich folgte ihr.
"Und falls ich Morgen wieder nach Hause möchte?", fragte ich.
Ich war dankbar, aber ich konnte mir nicht vorstellen länger als eine Nacht in dem Shadowhunterinstitut zu bleiben.

Sie lachte leise, als wir in die Basis kamen und auf zwei Shadowhunter zugingen, die angeregt diskutierten.
"Ich wusste, dass du das fragen würdest. Jace wird dir einen Bodyguard zur Seite stellen, bis wir Valentine gefasst haben und du als oberster Hexenmeister sicher bist."
Gerade als sie fertig gesprochen hatten blieben wir vor dem Blonden, Jace und einem weiteren Shadowhunter stehen, der noch mit dem Rücken zu uns gewandt vor Besagtem stand.

Als er sich herum drehte schnappte ich im wahrsten Sinne des Wortes nach Luft.
Es war ein wunderschöner Mann, hochgewachsen und schlank, mit breiten Schultern und dunklen Haaren. Sein Gesicht war blass und makellos, unter seinem schwarzen Pullover stach die Halsrune hervor und seine dunklen Augen musterten mich neugierig.

"Das ist Alec, Jace' Parabatai..."
"...und der beste Bogenschütze, den wir haben", fügte Clarys Freund hinzu und legte einen Arm fürsorglich um die Schultern der Rothaarigen. Doch das war mir völlig gleich.
Mein Blick galt meinem neuen Beschützer.
Die Angst vor Valentine war real und er war für mein Volk gefährlich, aber der Anblick des jungen Mannes ließ mich das einen Moment verdrängen.

"Magnus Bane", stellte ich mich vor und streckte ihm die Hand entgegen, die er unsicher schüttelte. Ganz anders, als seine Ausstrahlung vermuten ließ.
"Alec", wiederholte er und ich nickte, analysierte die raue Stimme und die Bewegungen seiner Lippen.
"Wir können uns vorstellen, wie angespannt du sein musst. Komm erst einmal an, Alec zeigt dir dein Zimmer. Wir reden dann nach dem Essen noch einmal", schlug der Jüngere vor und ich nickte.

Alec machte auf dem Absatz kehrt und ich beeilte mich ihm nachzukommen. Er hatte lange Beine.
"Und wie ist dein ganzer Name?", hakte ich nach, einerseits wollte ich die Stille mit Smalltalk füllen, andererseits wollte ich es wirklich wissen.
"Alexander."
Er schien kurz angebunden zu sein, was mich nicht störte, doch mir gaben Worte Sicherheit. Je mehr desto besser also.

"Sehr klassich und elegant. Gefällt mir. Bisher habe ich nur solch neumodische Namen gehört, wie Blake, oder eben Spitznamen, wie bei Clary, wobei sie außer Valentine niemand Clarissa nennen wollen würde. Jedenfalls bin ich sehr dankbar für die Zuflucht und..."

Ich lief in ihn hinein, als er abrupt stehen blieb und taumelte peinlich berührt zurück.
"Entschuldigung", brachte ich erschrocken hervor und stützte mich an der Wand ab, als er vor einer Zimmertür stand und mich dann über die Schulter hinweg kurz ansah.
"Du redest wenn du nervös bist."
Ich nickte nur, bevor er sich wieder umdrehte und die Tür aufstieß.
"Mein altes Zimmer. Machs dir bequem."

Er blieb in der Tür stehen, als ich hinein trat und mich in dem kahlen Zimmer umsah, in dem nur ein bezogenes Bett und ein leerer Holzschrank mit offenen Türen stand.
"Danke", murmelte ich und schlang die Arme um meinen Oberkörper.
Plötzlich wurde mir bewusst, wie ungern ich gerade allein sein wollte. Als ich zur Tür blickte erwiderte Alec meinen Blick.
"Zeigst du mir das Institut?"

Alec PoV

Es war nicht meine Aufgabe, hatte ich Jace gesagt, egal wie gut dieser Magnus mit Clary befreundet war, aber mein Parabatai konnte seiner Freundin noch nie etwas abschlagen also hatte er mich zum Aufpasser verdonnert.
Das war so lange ein Diskussionsthema gewesen, bis ich ihn gesehen hatte. Einen Moment lang hatte mein Herz höher geschlagen und ich hatte mich gefreut, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Direkt danach war mir klar geworden, dass die Regeln unserer Institution die kommenden Wochen für mich unerträglich machen würden.

Ich hatte keine Chance ihn besser kennenzulernen, ihm zu zeigen, dass ich sein Lächeln gern erwidern würde, dass ich ihn attraktiv fand.
Beziehungen zwischen Unterweltler und Shadowhunter waren strengstens verboten, erst recht wenn ich einen Schutzauftrag innehat, so wie bei Magnus.
Er war vor Valentine nicht sicher und der Kodex besagte, dass mich meine Gefühle nur ablenken würden.

Also versuchte ich ihm die kalte Schulter zu zeigen und möglichst schnell in sein Zimmer zu bugsieren.
Doch ihn so zu sehen, mit den Händen in den Seiten vergraben, mit einem verlorenen Ausdruck in den hellen Augen und der schüchternen Frage, da konnte ich nicht widerstehen.
Außerdem machte ich mir Sorgen, ihn alleine zu lassen mit all den Gefühlen und Ängsten der letzten Zeit und des Angriffs.

Ich seufzte, bevor ich mit dem Kopf in Richtung des Ganges nickte, aus dem  wir gekommen waren und er folgte mir mit schnellen Schritten.
Seine Stimme hatte eine beruhigende Wirkung, obwohl er wirklich viel redete und versuchte, meine Stille zu füllen.

"Küche", kommentierte ich und zeigte auf die offene Tür, an der wir vorbei gingen. "Und Speisesaal", fügte ich beim Raum daneben dazu.
Und so zeigte ich ihm das Institut.
Die Trainingsräume und die Zentrale, das Büro von Jace, das Atelier von Clary, die Kapelle und zuletzt mein Zimmer, dass zwei Ecken von seinem entfernt war und den Kreis schloss.

"Mein Schlafzimmer", merkte ich an und lehnte mich gegen die Wand neben der Tür und sah ihn neutral an.
"Okay", murmelte er leise und steckte beide Hände in die Hosentasche.
"Wenn etwas ist, nachts, klopf bei mir. Jace und Clary schlafen wie Steine. Wenn ich nicht hier bin, dann im Trainingsraum."
Ich wusste nicht, wieso ich das anbot oder preisgab, es fühlte sich richtig an,  obwohl es falsch war.
"Danke Alexander."

Ich wollte ihm mitteilen, dass mich niemand so nannte, aber ich hatte da so ein Gefühl, dass er das wusste. Und ich mochte die Gänsehaut in meinem Nacken, die seine Stimme auslöste.
"Wir sehen uns Morgen, Magnus."

Teil2: Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt