Bodyguard 6

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Magnus PoV

Panisch hielt ich still, die Seraphklinge an meinem Hals war spitz und der Anblick der sieben Shadowhunter, die in meinem Büro standen, beunruhigte mich nicht annähernd so sehr, wie das Gesicht von Valentine Morgenstern vor mir.
"Lüg ihn an oder der Lightwood Junge stirbt", hauchte er mir entgegen, als Alec gegen die Tür hämmerte.

Mein Shadowhunter hatte Recht gehabt damit, dass meine Magie Valentine anziehen würde, wie Licht die Motten. Ich hätte auf ihn hören sollen, doch ich war so wütend und verletzt gewesen, dass ich diese Mauer zwischen uns gebraucht hatte. Nun wollte ich nichts lieber, als es ungeschehen machen und geduldig in meinem Bett warten.

"Sei nicht sauer Magnus, bitte."
"Ich muss arbeiten, Alexander. Wir reden später", erwiderte ich, während mir Tränen die Luft abschnürten. Das anerkennende Nicken beruhigte mich.
"Okay. Okay, dann reden wir später", hörte ich Alec leise murmeln, dann seine Schritte, die sich von der Tür entfernten.

Valentine machte eine umschweifende Bewegung und wir verschwanden durch ein Portal.

Ich hatte keine Ahnung was sie von mir wollten, als wir in einem verlassenen Keller rauskamen. Zwei Männer mit einer kreisrunden Rune auf dem Hals drückten mich auf einen Stuhl und fesselten meine Hände an die Lehne.
Einige seiner Gefolgsleute verließen den Raum, als Valentine mit einem blonden jungen Mann vor mir stehen blieben.

"Wo ist das Versteck deiner Hexenmeister, Bane?"
Er kam also direkt zur Sache.
"Du weißt, dass kann ich dir nicht sagen", erwiderte ich und wandte den Blick geradeaus, um sie zu verunsichern. Dabei hoffte ich nur, dass sie mich in Ruhe lassen würden.

"Wir bekommen die Infos so oder so. Mach es dir selbst nicht so schwer", brummte der Jüngere und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich wusste, sie würden früher oder später auf Folter zurückgreifen. Und das ich darunter brechen würde.
All meine Hoffnung lag darauf, dass Alec mich suchen und Alarm schlagen würde und die anderen in Sicherheit brachte, bevor es soweit war.

Also presste ich die Lippen aufeinander und wartete ab, bis ihr Geduldsfaden kürzer und kürzer wurde und Valentine mich schließlich mit einer Handbewegung Sebastian überließ, der sich vor meinen Augen in einen brennenden Dämon verwandelte und hämisch lachte.

Alec PoV

Ich trat die Tür zu Magnus' Büro ein, noch bevor Jace und Clary am anderen Ende des Telefons waren. Ich hatte gespürt, dass etwas nicht stimmte und nun, ein paar Stunden später wurde mir klar wieso. Valentines Spur hatte einige Shadowhunter bis zu dem Loft geführt, in dem ich unruhig, aber gemütlich, gesessen und gewartet hatte, bis Magnus mit mir sprechen wollte.
Wie naiv konnte ich sein.

Das Büro war durchwühlt, der Tisch war umgestoßen und von Magnus fehlte jede Spur. Mein Herz zog sich zusammen und ich stützte mich am Türrahmen ab. Ich musste in eine Starre gefallen sein, denn kurze Zeit später rüttelte Clary an meinem Arm, während Jace sich umsah.

"Wo ist er? Wo ist Magnus?"
"I-Ich hab keine Ahnung", murmelte ich verzweifelt und sah sie an.
"Wo warst du?", warf sie mir dann zurecht vor und ich kam langsam wieder zu mir.

Ich riss mich von ihr los.
"Jace", rief ich aus und er spürte, dass ich ihn brauchte, als meinen Parabatai, als meinen Bruder.
Er folgte mir in die Küche.

"Ich hab keine Zeit mich zu rechtfertigen", begann ich und er nickte nur. "Wir waren gemeinsam im Bett und ich habe ihn verletzt, weshalb er sich mit seiner Magie eingeschlossen hat. Valentine hat ihn, ich bin mir sicher. Hilf mir, ihn aufzuspüren."

Zaghaft legte er mir eine Hand auf die Schulter.
"Atme tief durch Alec. Wir finden ihn."
Hastig nickte ich, konnte aber noch immer nicht durchatmen. Nicht, bevor ich ihn wieder in den Arm nehmen konnte.
"Meine ganze Anstrengung, ihn auf Abstand zu halten war umsonst. Ich hab mich in ihn verliebt, Jace. I-Ich kann nicht... ich weiß nicht, wie...", stammelte ich und verlor mich zunehmend in der Panik.

Dann besann ich mich auf meinen Atem. In diesem Zustand nutzte ich niemandem, schon gar nicht Magnus, der mich nun brauchte. Jace wartete ab, bis ich mich wieder gefangen hatte und gab mir Kraft durch unsere Verbindung, den nächsten Schritt durchzugehen.
"Bringt die anderen HexenmeisterInnen in Sicherheit, Valentine wird die Information früher oder später aus ihm heraus bekommen. Bringt sie im Institut unter, jeden Einzelnen", ordnete ich an und Jace nickte.
"Clary, du und ich finden Magnus."

Magnus PoV

Schweiß gebadet und mit Tränen übersät warf ich den Kopf in den Nacken.
"Stopp", rief ich aus, als der Dämon seine heißen, spitzen Krallen um meinen Oberarm schlang und meine Haut nach und nach verbrannte.

Haut, die Alexander vor wenigen Stunden noch mit Küssen bedeckt hatte.
Mein rechter Oberschenkel und das Handgelenk waren bereits offene, verbrannte Wunden und je mehr er verursachte, desto schlimmer wurde der Schmerz.

"Wo sind sie?"
Immer wieder wiederholte er diese Worte und hatte ich am Anfang noch sarkastisch geantwortet, konnte ich nun nur noch wimmern und den Mund halten.

"Es hört niemals auf", fuhr er fort und ich wand mich auf dem Stuhl. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg mir in die Nase und verursachte Übelkeit.
Und doch schwieg ich weiter.

Ich hatte das Gefühl für Zeit schon längst verloren, genau wie das volle Bewusstsein, was mir wie ein Geschenk erschien, da er seine Krallen tiefer in meine Schulter bohrte und nahm nur noch am Rand mehrere Gestalten war, die auf uns zu kamen. Der Raum begann sich zu drehen und dann wurde alles still und taub.

Stechender Schmerz riss mich zurück an die Oberfläche und ich stöhnte auf und versuchte, dem kalten Brennen an meinen Bein zu entkommen. Als ich die Augen öffnete erkannte ich eine weiße Decke und dann ein blasses, wunderschönes Gesicht, dunkle und zerzauste Haare und hellblaue Augen.

"Alexander", hauchte ich wehleidig und versuchte die Hand auszustrecken, doch es gelang nicht.
Sofort hob er den Kopf und runzelte die Stirn, dann setzte er sich auf die Bettkante und nahm meine Hand in seine.

"Es tut mir so leid", begann er und küsste meinen Handrücken zärtlich. "Ich hätte besser aufpassen müssen."
Das Kopfschütteln machte die Schmerzen schlimmer, also ließ ich es, sondern sah ihn einfach nur an. Die Falte zwischen seinen Augenbrauen war tiefer geworden, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte und die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben, genau wie die Angst.
"Es war nicht deine Schuld", versuchte ich ihn mit meiner heiseren Stimme zu überzeugen, denn so war es. Ich hätte mich nicht einschließen dürfen, er hatte mir klar gesagt was der Schutz eines Bodyguards für mich bedeuten würde und ich habe gegen seine Regeln verstoßen. Und doch gab er sich die Schuld.
"Doch Magnus. Ich hätte den Fall früher abgeben müssen, wir beide wissen das. All das hier wäre nie passiert", flüsterte er besorgt und betrachtete meine Verletzungen, die versorgt worden waren.

"Aber dann hättest du mich nie geküsst", protestierte ich und drückte zaghaft seine Hand, um ihm zu zeigen, dass ich nichts bereute.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine blassen Lippen und ich atmete auf.
"Doch, das hätte ich. Aber ohne dich zu gefährden. Ich bin nicht mehr dein Bodyguard, Magnus."

Bevor ich mich empören konnte gab er mir einen Kuss auf die Stirn und ich schloss die Augen, um die Geborgenheit anzunehmen und das erlebte zu ersetzen.
"Jetzt muss ich mich nicht mehr schuldig fühlen. Du hast gefragt, wovor ich Angst habe. Davor, dich zu verlieren."

Trotz der Schmerzen schlang ich beide Arme um seinen Hals und zog ihn an mich, gerührt von seinen Worten und mit dem Bedürfnis, ihn nah zu haben, mehr denn je.
"Also schläfst du nun öfter in meinem Bett als auf dem Boden?"
Lachend vergrub er das Gesicht in meinem Hals und nickte dann.

Der Anfang unserer Geschichte war holprig und unschön, doch es lag eine vielversprechende Zukunft vor uns.

Teil2: Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt