Stolzer Vater

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2. Stolzer Vater

Endlich wieder auf der Red Force angekommen, rief der Captain mit Freude seiner Crew zu „Leute, heute Abend wird groß gefeiert, bereitet alles vor, stellt Bänke auf und rollt die Sakefässer rauf!", „Aye Käpt'n!", kam kaum später zur Antwort. Er trat zur Reling, spürte den kühlen Windzug und grinste dem Meer entgegen. Er hörte, wie sich seine Männer an die Arbeit machten und freute sich wie ein Kleinkind auf den kommenden Abend. Es musste einfach gefeiert werden, schließlich war er nun Vater von einem vier Monate altem Mädchen.

Ein Mädchen, ja ein kleines süßes Mädchen. Seine Gedanken drifteten ab. 'Bestimmt wird sie so hübsch wie Lina', dachte der Rothaarige. Ein kleines süßes hübsches Mädchen. Hübsch wie ihre Mutter. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Er hatte eine Tochter! Töchter waren doch viel anspruchsvoller als Söhne! Man musste besonders auf sie aufpassen, dass sie sich ausreichend einkleiden und dass die Jungs ihr nicht zu nahe kommen und so was. Außerdem würde seine Tochter bestimmt nicht mit ihm um die Wette kämpfen, zu mal Lina es niemals zulassen würde, dass die beiden mit Schwertern aufeinander losgingen. Noch weniger könnte er mit seiner Tochter um die Wette den Sake leeren! Sein Blick wurde immer betrübter als er sich eingestehen musste, dass einige Aufgaben auf ihn zu kommen würden und dass ein Mädchen eine feinfühligere Erziehung bräuchte.

Seinem Vize fiel der Blick des Captains direkt auf und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er trat zu seinem Captain, legte eine Hand auf dessen Schulter und sprach: „Mach dir keinen Kopf. Lina spielt nicht einen unwichtigen Teil in der Erziehung eurer Tochter." Kaum merklich senkten sich die Mundwinkel des Roten noch weiter „Ich will aber auch für sie da sein, auch zusehen wie sie wächst und das erste Mal Papa sagt", ein kurzes Schweigen folgte. Shanks drehte sich zu Ben und sprach weiter „Außerdem, wenn nur Lina sich um sie kümmert, wird die Kleine niemals in den Geschmack von Sake kommen und vielleicht wird sie niemals das Bedürfnis haben ein Schwert zu schwingen." „Es kann genauso gut sein, dass sie Konditorin werden will, das hat nichts mit deiner oder Linas Beeinflussung zu tun. Die Kleine ist nicht mal ein Jahr alt und du machst dir Gedanken darüber, ob sie Sake mag. Beruhige dich Shanks."

Der zerstreute Rothaarige setzte erneut an „Aber wenn sie.." „Kein 'Aber'", unterbrach ihn sein Vize „Sie ist die Tochter zweier Piraten, irgendwann ruft das Meer auch sie. Beruhige dich, heute Abend wird gefeiert, dass du Vater geworden bist." Der Schwarzhaarige trat zurück und begutachtete die Arbeit der Anderen während Shanks weiter über die letzten Worte seines Vizen grübelte. Eines Tages würde seine kleine Lio vielleicht auch Pirat werden, auch über das Meer reisen und sich einen Namen machen. Und falls nicht würde er sie trotzdem lieben und bei allem unterstützen, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, immerhin war sie doch seine Tochter. Seine kleine Lio. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ja, er würde ihr helfen, so gut es eben ging.

Gedankenverloren starrte Shanks aufs Meer hinaus und bemerkte nicht, wie einer seiner Crewmitglieder näher kam. Yasopp wartete auf eine Reaktion seines Captains, aber der hatte ihn wohl nicht bemerkt, also entschied er sich einfach zu sprechen: „Junge oder Mädchen?" Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als der Rothaarige leicht zusammenzuckte. Dennoch erwiderte dieser das Grinsen seines Gegenübers und antwortete „Ein Mädchen, sie heißt Lio!" Die beiden sprachen miteinander und bemerkten gar nicht, dass sich bereits eine Person der Red Force näherte.

Über den Steg gehend betrachtete sie das große Schiff, Erinnerungen an ihre ersten Tage auf der Red Force kamen ihr in den Sinn. Wie sehr sie dieses Schiff samt ihren Chaoten vermisste, dabei waren sie gerade mal ein Jahr voneinander getrennt. Sie seufzte, sie würde den verrückten Haufen nur noch einmal im Jahr sehen, zumindest bis Lio alt genug war, um selbst auf eigenen Beinen stehen zu können. Ihre Tochter sollte nicht von Anfang an auf einem Piratenschiff aufwachsen, mal abgesehen davon, dass es für ein Baby viel zu gefährlich war, dennoch sollte sie die Chance haben selbst zu entscheiden, was sie später machen wollen würde. Ob sie Piratin werden wollte oder zur Marine ging, war allein ihr überlassen. Ihre Mutter würde ihr diese Entscheidung nicht abnehmen.

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