Erinnerungen

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25. Erinnerungen

Siebter Tag, früh morgens:

Es war noch sehr früh am Morgen, als die alte Dame wach wurde. Dieses Sofa war eindeutig kein geeigneter Platz, um in ihrem Alter darauf zu schlafen. Aber schließlich ging es nicht anders, das Mädchen musste im Bett schlafen, ihr Wohl ging momentan vor. Die Alte erhob sich mit einem Ächzen und machte sich auf den Weg in ihr Schlafzimmer. In diesem angekommen, fand sie lediglich ein leeres Bett mit einem Haufen aus Decken vor, von dem Mädchen war nichts zu sehen.

'Vielleicht war sie ja im Bad', dachte Trudy sich, doch stand die Tür dazu offen. Die Weißhaarige grübelte, war die Rothaarige rausgegangen? Inständig hoffte die Oma sich, dass Lio noch in Reichweite war. Das Mädchen sollte sich fürs Erste vollständig auskurieren, dann konnte sie eine Erkundungstour starten, aber nicht vorher! Die Frau trat aus dem Haus und blickte sich um. Auf der Bank, auf der sie im Normalfall saß und auf Timmi wartete, war die Rothaarige zu sehen. Sie hatte den Blick aufs Meer gerichtet und die Alte augenscheinlich nicht bemerkt. Trudy atmete erleichtert auf, als sie das Mädchen gesehen hatte. Die Schlaufe war noch immer um ihre Schulter gewickelt und eine Decke lag vollständig um sie herum.

Hörbar laut räusperte sie sich, um das Mädchen nicht zu erschrecken, doch hatte diese sie schon längst bemerkt. Lio drehte ihren Kopf in Richtung der Haustür und lächelte „Gute Morgen", sagte sie freundlich. „Guten Morgen, bist du schon lange wach? Hast du gut geschlafen? Soll ich dir Frühstück machen?", fragte Trudy, doch erhielt sie zur Antwort nur ein Kopfschütteln. „Nicht allzu lang und ja, ich hab gut geschlafen, vielen Dank. Die nächsten Nächte darfst du wieder in deinem Bett schlafen", erwiderte das Mädchen, die Weißhaarige sagte dazu nur: „Ach Unsinn! Mir geht es doch gut."

Lio stand auf und trat näher „Nimm es mir nicht übel, aber meinem Rücken geht es wahrscheinlich besser als deinem. Keine Widerworte, bitte.. Ich bin dir dankbar genug, dass du dich um mich kümmerst", sie standen inzwischen nebeneinander. Die Frau blickte zu der Jüngeren auf und versuchte ihr zu widersprechen, doch wollte sie gar nicht widersprechen, also beließ sie es dabei. „Aber gefrühstückt wird trotzdem!", sagte Trudy, öffnete die Haustür und trat ein, Lio folgte ihr und schüttelte nur den Kopf. Die Alte hatte nachgegeben, so war sie nun am Zug nachzugeben. „Gut, lass dir aber Zeit, ich möchte noch ein Bad nehmen, wenn es in Ordnung ist?", fragte sie und erhielt zur Antwort ein Nicken. „Lass schon mal das Wasser ein, ich komme gleich nach und helfe dir aus den Sachen", das Mädchen verschwand hinter der Badezimmertür.

Sie legte die Decke beiseite und widmete sich dem Wasserhahn. Sie kippte die orangene Flüssigkeit vom Vortag hinein und versuchte sich halbwegs aus der Kleidung zu befreien, doch scheiterte sie, wie zu erwarten war. Mit ihrem gesundem Arm war sie bereits aus dem T-Shirt herausgekommen, nur hing der linke Arm immer noch in der Schlaufe und ließ sich nicht bewegen ohne zu schmerzen.

Die Tür öffnete sich und Trudy trat ein „Ich habe doch gesagt, dass ich dir helfe..", sagte sie tadelnd und half dem Mädchen aus den Sachen. Schnell hatte sie sich befreien können und verschwand in der Wanne, beschämt blickte sie die Weißhaarige an „Ja, ich weiß. Aber ich dachte, ich schaffe es selbst", diese winkte nur lächelnd ab und verschwand wieder.

Lio seufzte, wie sie bemerkte, in letzter Zeit viel zu oft, und verfluchte ihren Arm. Es machte sie hilflos, so unbeweglich zu sein. Wie sollte sie das nur noch weitere zwei Wochen aushalten? Vielleicht könnte sie den Heilprozess beschleunigen, wenn sie ihren Arm vollständig ruhig halten würde und dann sehr bald mit ein paar Übungen anfangen würde. Zufrieden nickte die Rothaarige und beschloss, die Alte nach dem Bad direkt zu fragen.

In der Zwischenzeit kam der Blonde zum morgendlichen Frühstück vorbei, wie immer klopfte er und trat ohne zu warten ein. Er setzte sich an den Tisch und schnappte sich ein Brötchen, halb genuschelt brachte er „Morgen" hervor und biss auch schon herzhaft in sein Brötchen. Der Tisch war noch nicht vollständig gedeckt und Trudy war noch damit beschäftigt, einige Dinge darauf zu stellen „Dir auch einen wundervollen guten Morgen", sagte sie und stellte ein Glas Marmelade hin. Nachdem sie die Tassen ebenfalls platziert hatte, setzte sie sich, der Blonde fragte: „Wo ist'n das Mädchen? Wie hieß sie gleich nochmal? Lui? Lea? Lia? Irgendwie so was war's doch." „Lio", verbesserte die Weißhaarige und griff ebenfalls zu den Brötchen. „Und sie ist gerade im Bad. Es scheint, als ginge es ihr besser", hängte sie dran und trank einen Schluck Tee.

Immer der Freiheit entgegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt