Es war ihre letzte Nacht auf der Moby Dick. Die letzte Nacht bei ihrer Familie, von der sie (abgesehen von der Zeit, die sie bei Shanks verbracht hatte), seitdem sie zwölf war, nie wirklich getrennt war. Was würde die Zukunft bringen? Käme sie mit leeren Händen zurück zu ihrer Familie?
Vor lauter Fragen und Gedanken, die in ihrem Kopf rumschwirrten, war an Schlafen nicht zu denken. Sie hatte den ganzen Tag damit verbracht, ihre Taschen zu packen. Was müsste sie mitnehmen, was würde sie hier lassen, wie viel könnte sie überhaupt mitnehmen?
Sie war zu aufgeregt und nervös, weswegen sie unschlüssig zu Marcos Kajüte gegangen war. Die Nacht war schon spät und der Kommandant war mit Sicherheit schon am Schlafen. Zaghaft klopfte sie an der Tür und wartete einen Moment. Mürrisch hatte der Blonde die Tür geöffnet und die junge Piratin überrascht angeschaut. Er war zur Seite getreten und hatte sie herein gelassen. Es war tatsächlich nicht die einzige Nacht, die sie zum ersten Mal hier verbrachte. Tatsächlich hatte sie hier fast jede zweite Nacht geschlafen in den letzten zwei Wochen, da sie sich in ihrer Kajüte unwohl und einsam fühlte.
Wortlos hatte sich der erste Kommandant in seine Hängematte gelegt und war schnell wieder eingeschlafen. Lio legte sich mit einem Lächeln in das warme Bett ihres Kommandanten und zog die Decke weit hoch bis zum Kinn. Auch sie war daraufhin schnell eingeschlafen.
Ihr letzter Tag auf der Moby Dick war angebrochen. Sie war relativ früh wach geworden, fühlte sich aber dennoch ausgeschlafen. Die Hängematte war leer und sie entschied sich ebenfalls aufzustehen.
In ihrer Kajüte stand sie unentschlossen. Das Zimmer war aufgeräumt und sauber, viele Erinnerungen und Fotos hatte sie eingepackt. Ihr Herz fühlte sich plötzlich schwer an, ihr Brustkorb beklemmt. Sie erinnerte sich noch an den Tag, an dem Thatch ihr die Kajüte gezeigt hatte. Er hatte ihr geholfen, sie einzurichten, wie sie wollte. Alle Erinnerungen und die schöne Zeit, die sie hier verbracht hatte. Sie musste unweigerlich an Ace denken und ihren ersten gemeinsamen Kuss. Er hatte diese dumme Wette verloren und musste den ganzen Tag ein viel zu kurzes pinkes Kleid tragen. Sie kicherte.
Sie kontrollierte noch einmal die zwei Taschen, die sie gepackt hatte. Eine etwas kleinere Tasche mit Erinnerungen, Vivrecards, ihrem angefangenen Tagebuch, Bilder von ihrer Familie, aber auch mit den Rothaarpiraten. Dazu hatte sie ihre Teleschnecke eingepackt und ein Reinigungsset für ihr Schwert. Die andere größere Tasche hatte sie mit Kleidung gefüllt. Vieles davon waren die neuen Kleider, die sie mit Valera und Mary gekauft hatte. Dazu aber auch eine wetterfeste Jacke, zumindest eine praktische Hose und einfache Oberteile, passendes Schuhwerk und natürlich Unterwäsche. Sie würde versuchen nicht so auszusehen, wie sie es üblicherweise tat. Falls die Marine sie zu Gesicht bekommen würde, sollte sie zumindest nicht direkt als Lio erkannt werden. Und das Umstyling der Krankenschwester hatte tatsächlich Wunder gewirkt.
Ab heute würde sie damit anfangen.. Sie hatte das letzte Kleid aus ihrem Schrank gegriffen, was sie für den heutigen Tag hängen gelassen hatte. Es hatte dünne Träger, die man auf der Schulter oben zu Schleifen binden konnte, es lag an ihrem Dekollete bis zur Taille eng an. Ab der Taille lief der Stoff in mehreren unterschiedlich langen Lagen weit und locker herab. Passend zu dem weißen Sommerkleid trug sie einfache Sandalen mit kleinen Blumenverzierungen an den Riemen. Ihren langen geflochtenen Zopf löste sie und öffnete ihre Haare. Mit ihren Fingern glitt sie vorsichtig durch die langen Haare und entwirrte ein paar Knoten. Im Spiegel schaute sie sich an. Traurig lächelte die Rothaarige sich an. Was nun wohl für Zeiten auf sie zukommen würden?
Als sie aus der Tür raus auf den Gang treten wollte, sah sie den Gürtel und ihr Schwert an der Wand gelehnt stehen. Sie ließ es bis zu ihrer Abreise an gleicher Stelle. Im Moment gab es keinen Grund, weshalb sie es mitnehmen sollte. Auf dem Gang entschied sie sich, an Deck zu gehen.
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Immer der Freiheit entgegen
FanfictionEinen überfürsorglichen Säufer-daddy zu haben, ist gar nicht so schlecht, wie es vielleicht klingen mag. Okay, um ehrlich zu sein, klingt es tatsächlich gar nicht so toll. Wenn mit besagtem Säufer allerdings Shanks gemeint ist, wirkt die Sache doch...