3. Besuch
Mittlerweile waren fast acht Monate vergangen und bald würde man die Umrisse der Red Force am Horizont erkennen. Die Monate vergingen ziemlich ruhig und dennoch schnell, wenn man bedachte, wie viel das kleine Mädchen bisher gelernt hatte. Die Neugierde des heranwachsenden Wesens machte der Mutter einiges zu schaffen. Kaum konnte sie sich mittels Krabbeln fortbewegen, wurde jedes noch so uninteressante Objekt begutachtetet und auf Beständigkeit getestet. Dabei gingen so einige Dinge zu Bruch. Auch die darauffolgenden Schimpftiraden ihrer Mutter quittierte das Mädchen nur mit einem breiten Grinsen, in solchen Momenten ähnelte die Kleine ihrem Vater ungemein.
Als sie dann auch noch lernte zu klettern und zu laufen, wurde es zunehmend gefährlicher und ihre Mutter hatte keine freie Minute mehr in der sie sich hätte ausruhen können. Selbst wenn Lio schlief, kam es spontan vor, dass sie der Meinung war, aufwachen zu müssen, um dann aus dem Bett zu fallen. Natürlich folgte daraufhin vermeintlich wütendes Geschnatter der Kleinen gegenüber dem Bett. Dieses hätte ja nicht zulassen dürfen sie fallen zu lassen. Ganz fasziniert war sie von den bunten Klötzchen, die sie frei nach Lust und Laune stapeln konnte. Besonders angetan war sie allerdings von dem großen Teddybären, den sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Wenn dieser irgendwo herumlag, wusste man, dass die Kleine sich in unmittelbarer Nähe befand. Sie nannte diesen „Bibo", ihr absolut größter Schatz.
Auch wenn es von Tag zu Tag eine Belastungsprobe Linas Nerven war, liebte sie ihre Tochter unermesslich. Egal wie viel Lio im Haushalt zerstörte, so war ihr Lächeln das Wertvollste. Zu diesem Zeitpunkt musste sie sich wieder daran erinnern, dass das rothaarige Mädchen ihr Ein und Alles war.
Aus dem Wohnzimmer kam ein schepperndes Geräusch, welches erahnen ließ, dass ein metallischer Gegenstand den Boden begrüßt hatte. Seufzend begab sich die übermüdete Mutter ins Wohnzimmer und suchte mit ihren Augen das Zimmer nach der Rothaarigen ab. Linas Vorahnung täuschte sie nicht. Der Obstteller, der tatsächlich aus Metall war, lag auf dem Boden, drumherum die dazugehörigen Früchte. Der Übeltäter saß grinsend daneben, zeigte auf eine Orange, die vor Linas Füßen Halt gemacht hatte, und klatsche daraufhin freudig in die Hände.
„Mama!", trällerte die Kleine und zeigte wieder auf die Orange. Die Angesprochene hob die Frucht zu ihren Füßen hoch und trat zu ihrer Tochter „Möchtest du die Orange essen?", Lio nickte. Die Mutter ging vor ihrem Kind in die Hocke und sagte mit einem Lächeln: „Aber nur, wenn du mir hilfst alles wieder aufzusammeln, in Ordnung?" Die Kleine nickte erfreut, stand vorsichtig auf, ging geradewegs auf einen Apfel zu, hob diesen auf und übergab ihn ihrer Mutter. Lina hob den Obstteller auf und nahm ihrer Tochter den Apfel ab „Danke schön Lio." Freudig ging das Mädchen zu dem restlichen Obst und übergab dieses ihrer Mutter. Schnell stand der Teller wieder gefüllt auf dem Tisch, die Kleine wartete schon freudig auf ihr Essen.
Lina nahm die Hand ihrer Tochter in ihre und wollte mit ihr in die Küche gehen, um ihr ihre Belohnung zu geben, jedoch protestierte die Kleine sofort „Bibo!", rief sie. Der große Bär wurde von ihr in den Arm genommen und sie hielt ihrer Mutter den anderen freien Arm hin. Lina nahm sie bei der Hand und ging mit ihr, ihrem Bibo und der Orange in die Küche. Dort angekommen wurde Lio, die ihrem Kuscheltier wohl einiges zu erzählen hatte, auf ihren Kinderstuhl gesetzt. Das Gebrabbel von ihr war undeutlich, dennoch konnte man heraushören, dass sie aufgeregt und glücklich war. Vor ihr wurde ein Plastikteller mit kleingeschnittenen Orangenstücken abgestellt und schon hörte sie auf zu plappern und grinste.
Lina nahm ihr den Bären ab und setzte diesen neben ihre Tochter, damit dieser nicht wieder gewaschen werden musste. Lio störte sich nicht daran, dass ihre Mutter ihren geliebten Bibo an sich genommen hatte, sie hatte nur noch Augen für die Orange vor ihrer Nase. Sie schnappte sich ein Stück und stopfte dieses in ihren kleinen Mund. Nach einigen Stücken hatte sie genug und suchte nach ihren Bären, der auf ihr Gerede wartete. Lina hatte sich zwischendurch ein paar Stücke stibitzt und aß die übriggebliebenen. Sie wusch ihrer Tochter den Mund, holte sie aus ihrem Stuhl und setzte sie auf den Boden ab.
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Immer der Freiheit entgegen
FanficEinen überfürsorglichen Säufer-daddy zu haben, ist gar nicht so schlecht, wie es vielleicht klingen mag. Okay, um ehrlich zu sein, klingt es tatsächlich gar nicht so toll. Wenn mit besagtem Säufer allerdings Shanks gemeint ist, wirkt die Sache doch...