Immer der Freiheit entgegen

Deeptalk

In der kleinen Kajüte brannte nur ein kleines schwaches Licht, man hörte Papierrascheln und zwischendurch einen Stift kratzen. Es war mal wieder eine der in letzter Zeit oft vorkommenden schlaflosen Nächte. Die junge Piratin saß an ihrem Schreibtisch und tüftelte an mehreren Essensplänen, Vorratslisten und allgemeinen Blanko Tabellen, die man ausfüllen konnte. Sie hatte nach Thatches Tod ein paar seiner Bücher durchstöbert und Rezepte und Pläne gefunden. Unter anderem auch einen relativ strengen Ernährungsplan für ihren Vater.

Die Rothaarige seufzte und schaute auf ihre Uhr. 3:15

Seitdem Ace losgezogen war, verbrachte Lio jede Nacht allein. Erst der Tod ihres besten Freundes und dann auch noch ihr abgehauener Freund. Fehlte nur noch, dass Whitebeard morgens nicht aufwachen würde und Marco sich ins Meer schmeißt. Sie konnte nicht schlafen, da sie in jeder ruhigen Minute Bilder ihrer blutigen Hände vor Augen hatte. Wie sie über ihn hockte und ihn versucht hatte zu reanimieren, wie die Blutlache um ihn herum größer wurde.

Es würde nie wieder werden wie früher. Selbst wenn sie Ace zurückholen konnte, die Stimmung war anders. Sie war anders. Nicht einmal Blackbeards Tod könnte alles wieder gut machen.

Dennoch würde sie es versuchen.. Für ihre Crew, für die zweite Division und vor allem für Marco. Er hatte mit dem Tod der Haartolle direkt zwei beste Freunde verloren. Als er ihr verkündet hatte, dass sie Ace zurückholen soll, wirkte er nicht sonderlich glücklich darüber. War er nicht dafür, dass die Feuerfaust zurückkehrte? Die Kommandanten hatten abgestimmt, was das Sinnvollste in dieser Situation war und die Stimmen für Rescue Ace hatten weit überwogen.

Lio gähnte und streckte sich, sie sollte sich vielleicht einmal die Beine vertreten. Dabei könnte sie direkt in die Vorrätekammer und die Listen aushängen und ausfüllen. Ablenkung war immer gut.

Sie warf sich eine Jacke über und ging mit den Vorratslisten und Tabellen in Richtung Kombüse. Der Geruch von Essen lag in der Luft und das leise Brummen des Kühlschranks ließen sie ein wenig entspannen. Die Atmosphäre hier beruhigte sie immer ein bisschen, die kleine Kajüte wurde ihr langsam zu viel.

In der Vorratskammer knipste sie die kleine Lampe an und ging Regal für Regal durch, sie kreuzte an, was fehlte und wovon noch genug über war. In ihrer Blanko Tabelle trug sie in eine Spalte Datum und in der zweiten Name ein. Es sollte regelmäßig kontrolliert werden und jeder der vierten Division sollte in der Lage dazu sein, nachzuschauen und abzuhaken, dass kontrolliert wurde. Damit nicht wieder solche Misskäufe passieren würden, wie schon einmal..

Beim letzten Regal angekommen, kreuzte sie die restlichen Vorräte ab, die aufzufüllen waren. Sie griff sich daraus etwas Stärke, Zucker und Vanilleschoten. Eines der Rezepte, welches die Rothaarige in Thatches Büchern gefunden hatte, war sein Basisrezept für Pudding. Sie hatte noch nie selbst Pudding gemacht und seit seinem Tod hatte sie auch keinen mehr gegessen. Es war wie eine Tradition der beiden, dass er ihr eine Daily Dose of Pudding machte. Seitdem sie mit ihren zwölf Jahren auf dieses Schiff gekommen war, hatte er sich um sie gekümmert und versucht sich mit Essen bei ihr beliebt zu machen. Es hatte geklappt.

In der Kombüse legte sie ihre Zettel auf der Theke ab und kramte sich die restlichen Zutaten aus den Schränken, sie begann mit der Zubereitung. Sie kannte seinen Ablauf, doch bis vor ein paar Tagen keine genauen Mengenangaben. Zuerst füllte sie Milch in einen Topf, damit diese kochen konnte. Sie schnitt die Vanilleschoten der Länge nach auf und kratzte mit der stumpfen Messerseite das Mark heraus und gab es mit zur Milch. Dazu rührte sie den Zucker und das Eigelb unter. Sie nahm den Topf kurz vom Herd und mischte nur noch die restliche Stärke unter. Auf kleiner Flamme ließ sie die Mischung köcheln. In der Zeit holte sie sich eine Schüssel zum Umfüllen und stellte den Herd aus. Sie goss die Flüssigkeit um und stellte diese in den großen Kühlschrank.