5. Piraten müssen nicht Zähne putzen?
„Du Mama, was sind Piraten?", „Ähm.." Lina stockte, woher kannte ihre Tochter diesen Begriff? Von ihr sicherlich nicht, sie hat stets vermieden das Wort auszusprechen. Sie setzte an: „Nun ja, also.. ähm", sie wusste nicht wirklich, was sie darauf erwidern sollte. Sie versuchte es mit einer Gegenfrage: „Sag mal, wer hat dir das eigentlich beigebracht?", „Na der alte Bardo aus dem Dorf!", innerlich fluchte die Brünette. Sie hatte dem alten Mann doch gesagt, dass er nicht von Piraten anfangen sollte auch wenn er damals selbst einer war. So alt wie dieser Tattergreis war, hatte er es offensichtlich vergessen.
Lina seufzte, wie sollte sie am besten beginnen? Die Vierjährige schaute ihre Mutter an und spürte die Unsicherheit, die von ihr ausging. „Also, wenn du es mir nicht sagen willst, frag ich einfach Bardo", ihre Mutter schüttelte umgehend den Kopf. Wer weiß, was der Opa ihr alles erzählen würde, dann lieber auf ihre Art. „Na gut." Sie unterdrückte einen weiteren Seufzer, setzte sich an den Küchentisch und deutete ihrer Tochter sich ebenfalls zu setzen.
Nachdem auch sie Platz genommen hatte, begann Lina „Weißt du Lio, es gibt unterschiedliche Arten von Piraten. Es gibt sozusagen gute und böse, verstehst du?", sie sah abwartend zur Rothaarigen, welche nickte und darauf wartete, dass ihre Mutter endlich fortfuhr. „Die Bösen sehen nur den Wert in materiellen Schätzen. Sie rauben, um sich durch das Hab und Gut anderer zu bereichern, die Guten allerd.." weiter kam sie nicht, da wurde sie von dem Mädchen gegenüber unterbrochen „Wie machen sie das?" Lina verzog keine Miene, obwohl sie das starke Bedürfnis hatte dieses Gespräch zu beenden. „Sie setzen die Leute außer Gefecht", brachte die Brünette schließlich hervor, ihre Tochter war dennoch nicht zufrieden „Aber wie?" Dem Mädchen war gar nicht bewusst, wie sehr sie ihre Mutter mit diesen Fragen aus der Bahn warf.
Lio stellte eine Vermutung auf „Bringen sie die Leute etwa zum Schlafen und rauben sie aus? Das wäre gar nicht nett", sie verzog dabei den Mund. Lina blinzelte einige Male ihre Tochter an, sollte sie jetzt einfach zustimmen und die Sache so ruhen lassen oder ihr die Wahrheit sagen und des Richtigen belehren? Sie entschied sich zuzustimmen „Ja, sie geben den Leuten etwas zu essen oder zu trinken, damit diese dann einschlafen." Der Brünetten kam es falsch vor ihre Tochter so zu belügen, aber wie könnte sie ihrer vierjährigen Tochter erklären, dass diese „bösen Piraten" morden, um an Geld zu kommen?
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihre Tochter fragte: „Und was sind gute Piraten? Beschenken sie etwa andere Leute?", ihre schwarzen Augen strahlten bei der Vorstellung. Lina musste schmunzeln, schüttelte aber den Kopf als sie sprach „Das stimmt nicht ganz, die guten Piraten tun den Menschen nichts. Manche von ihnen beschützen sogar andere Menschen und die gesamte Insel dazu. Der eigentliche Grund, weshalb sie Piraten sind, ist dass sie frei sein wollen." „Frei?", die Kleine legte den Kopf schief und stellte die nächste Frage „Wer hält sie denn gefangen?", „Du weißt doch, dass es auf der Welt einige Regeln gibt, die man einhalten muss, nicht wahr?" „Du meinst, vorm Essen Hände waschen oder sich vorm Schlafen die Zähne putzen oder nicht mit schmutzigen Schuhen im Haus rumlaufen oder..", Lina musste sie unterbrechen, es hätte stundenlang so weitergehen können.
„Ja, genau solche Regeln, aber es gibt noch einige andere Regeln, z.B. darf man nicht stehlen." Lio nickte verstehend „Das wäre auch gar nicht nett." Die Brünette sprach weiter: „Und nun ja, alle Piraten sind frei von diesen Regeln, sie entscheiden selbst, wie sie leben wollen und.." „WAAAS?! Sie müssen sich vorm Schlafen nicht die Zähne putzen?! Wie unfair! Ich will auch Pirat sein!" Ihre Mutter sah sie geschockt an, was hatte ihre Tochter gerade gesagt? „Warum guckst du so komisch? Würdest du nicht gerne Pirat sein? Da hat man doch gar keine Regeln." Ihre Tochter war völlig beeindruckt von der Vorstellung keiner Regel mehr Folge zu leisten, was hatte sich die Brünette da nur wieder eingebrockt?
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Immer der Freiheit entgegen
FanfictionEinen überfürsorglichen Säufer-daddy zu haben, ist gar nicht so schlecht, wie es vielleicht klingen mag. Okay, um ehrlich zu sein, klingt es tatsächlich gar nicht so toll. Wenn mit besagtem Säufer allerdings Shanks gemeint ist, wirkt die Sache doch...