Uno, dos, tres

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57. Uno, dos, tres

Eine angenehme Stille herrschte über die Moby Dick. Der Wind lag still und die Wellen brachen nur schwach gegen das robuste Holz des großen Kahns. Ab und zu hörte man das Knarzen des Holzes, wenn jemand zu dieser späten Zeit durch die Gänge irrte. Das Schiff schaukelte im gleichmäßigen Takt und wiegte jeden in einen seichten Schlaf oder auch weniger seicht, ein Schnarchen war von vielen zu hören. Und doch gab es Ausnahmen. Nicht jeder war bereits im Land der Träume und genoss die Unendlichkeit des Schlafs.

Kein anderer als Portgas D. Ace irrte durch die Moby Dick. Ganz in Gedanken versunken, lief er wahllos die Gänge ab und überlegte, was er nun tun sollte. Man hatte ihm vor wenigen Tagen angeboten, Kommandant der zweiten Division zu werden. Zu Anfang wurden seine Männer und er dieser Division zugeteilt, die keinen Kommandanten hatte und inzwischen vertraute man ihm sogar an, diese Truppe zu leiten. Er, der Rookie, der Whitebeard zu Anfang töten wollte, sollte nun zu einem seiner Kommandanten aufsteigen. Natürlich ehrte es ihn, dass man ihm inzwischen eine Division anvertraute. Nicht, dass er es sich nicht zutrauen würde, schließlich war er selbst schon Captain einer Crew gewesen, doch gab es einen Punkt, der ihn hemmte, das Angebot anzunehmen.

Als Ace sich umblickte, erkannte er, dass er bis zu Lios Kajüte gelaufen war, ohne es geplant zu haben. Ob sie noch wach war? Die Feuerfaust schüttelte den Kopf, sie würde sicherlich schon schlafen. Und doch musste er mit jemanden sprechen und wenn nicht mit ihr, mit wem dann?

Es waren bereits Monate vergangen und inzwischen gehörte die Rothaarige zu den wichtigsten Menschen in seinem Leben. Sei es als seine beste Freundin, die bei jedem möglichen Unsinn mitmachte und immer ein offenes Ohr für seine Probleme hatte oder aber als seine feste Freundin, mit der er die Zweisamkeit genoss.

Unschlüssig klopfte der Schwarzhaarige an die Tür zu ihrer Kajüte und wartete auf ein Zeichen, ob sie nicht eventuell doch wach war. Wenn sie schon schlief, wollte er sie lieber in Ruhe lassen und wann anders darüber sprechen, bis zum Morgen sollte es zumindest warten können. Als sich nichts tat, seufzte er leise und machte auf seinen Fersen kehrt. „Ace?", hörte er eine weibliche Stimme leise fragen und er wandte sich überrascht um. Die Tür stand einen kleinen Spalt offen und die Rothaarige lukte verschlafen mit den Augen reibend zu ihrem Freund, welcher umgehend näher trat und sich entschuldigte: „Ich hab dich geweckt, das tut mir leid." Mit einem schwachen Lächeln gab sie zu verstehen, dass es in Ordnung war und sie trat beiseite, um ihn einzulassen. „Was verschafft mir die Ehre?", fragte sie und schloss die Tür hinter sich, nachdem der Pirat eingetreten war. „Kann nicht schlafen..", meinte er nur und ließ sich von der jungen Frau zum Bett ziehen. „Dann sind wir immerhin schon zwei, die wach sind", gab sie zurück, legte sich hin und deckte sich mit der Decke zu. Als sie die Decke anhob und ihm somit anbot, sich ebenfalls dazu zu legen, kickte er seine Schuhe beiseite und legte sich zu ihr. Augenblicklich kuschelte sie sich an ihn und seufzte zufrieden. „Du bist so wundervoll warm." Er legte seinen Arm um sie und sah mit einem Lächeln zu ihr herab, manchmal war es wirklich leicht sie glücklich zu machen.

Lio sah sie zum ihn auf und fragte sich, was es denn so dringendes geben würde, dass er mitten in der Nacht aufkreuzte. Nach all den Monaten wusste sie, dass es etwas wirklich ernsthaftes sein musste, wenn er mal nicht schlafen konnte. Schließlich hatte sie schon erleben dürfen, wie er einfach so beim Essen eingeschlafen war, einfach so. Die Erinnerung war so amüsant, dass ein Glucksen von ihr zu hören war, welches Ace fragend zu ihr herabschauen ließ. Kopfschüttelnd gab sie zu verstehen, dass es nichts weiter war, was in irgendeiner Weise nennenswert wäre. Und doch musste sie daran zurückdenken..

Vor einiger langer Zeit:

Sag mal Ace, wollen wir später noch ne Runde trainieren?", fragte die Rothaarige und genehmigte sich eine Gabel voll Bratkartoffeln und Gemüse. Dabei beobachtete sie den Schwarzhaarigen, der ihr gegenüber saß und sich gerade die Essensreste von seinen Mundwinkeln abwischte. Bevor er allerdings antwortete, schaufelte er sich einen neuen Berg an Essen in den Mund und meinte dann schließlich: „Klar doch." Gekonnt wich sie den Essensstückchen aus, die bedrohlich weit in ihre Richtung flogen, und sie versuchte, den Schwarzhaarigen mit ihren Blicken zu töten. Dieser beachtete sie allerdings gar nicht, da er seine Aufmerksamkeit vollstens seinem Teller gewidmet hatte. Doch wie konnte sie auch etwas anderes von ihm erwarten? Wenn es ums Essen ging, war er noch viel schlimmer als sie, wenn es um Pudding ging. Es glich fast einer Sucht, wie viel er aß und vor allem hatte er ständig Hunger, ständig! Es kam einem vor, als hätte er alle zwei Stunden Hunger und das, obwohl er zu den Essenszeiten für drei aß. Was Lio aber am wenigsten verstehen konnte, war dass es nirgendwo ansetze. Wie war es möglich, dass in einen Menschen so viel reinpasste, ohne auch nur Auswirkungen auf seinen Körper zu haben? Klar, er trainierte viel und war insgesamt unglaublich gut gebaut, aber... wie? Wie machte er das mit dem ganzen Essen?

Immer der Freiheit entgegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt