Du weisst nicht, wie krass du bist. Aber ich hoffe du verstehst immerhin trotzdem, wie falsch die anderen liegen, die das auch nicht wissen.
(Auf dem Heimweg rastest du in Schlangenlinien über die Straße und ich musste lächeln. Über die Kreuzung drehest du eine riesen Runde, um dann wieder genau neben mir zu fahren. Du warst so aufgedreht und schön in diesem Moment. Dann rastest du wieder los, nur um an der nächsten Kreuzung wieder zu bremsen, indem zu dein ganzes Rad 90° herum gerissen hast, weil deine Bremsen gerade kaputt sind. Du bist kindisch und mutig und niedlich. Und oft hab ich Angst um dich.
Ich sah in diesem Moment vor meinem inneren Auge ein Auto auf der leeren Kreuzung, und - ich will gar nicht dran denken. Ich will mir das nicht vorstellen. Du nimmst dir für jeden der dich etwas fragt Zeit um ihm zu helfen, du denkst an die Leute in der Szene die drogenabhängig sind und es zieht dich oft runter, du redest mit jedem Menschen auf die gleiche liebe Art. Du denkst dir Dinge aus und setzt sie alle selber um, wenn man dich einmal kritisiert machst du es danach sofort anders, wenn man dich anruft gehst du ran, und wenn man dich einlädt nimmst du dir Zeit und kommst vorbei. (Und das ist die Spitze vom Eisberg, aber der Rest wäre ein völlig anderes Buch.))
Einmal bist du wegen mir, als eine Straßenbahn kam, fast mit dem Rad in den Schienen gestürzt. Du hast mich kurz gestresst angeschrien und dich danach aber sofort entschuldigt. Und ich mich erst. Abends lag ich an dich gekuschelt und du fragtest mich, ob alles okay ist. Ich dachte daran, dass du so ein guter Mensch bist und ich manchmal so ein schlechter und hab fast geweint.
Es ist manchmal ein bisschen schwer wieder so unbeschwert zu sein, wenn das Leben einmal an Tiefe gewonnen hat. Aber andererseits gehört zu tiefer Trauer auch tiefe Freude, und ganz ehrlich, das möchte ich gegen nichts wieder zurück tauschen. Niemals.