Dass es dir immer egal ist, vor wem wir uns küssen oder umarmen und wie doll. So egal, dass es mir manchmal nicht mehr egal ist.
(Als ich dich am Flughafen abholte versteckte ich mich eine Stunde lang hinter einer Säule, du wartetest eine Stunde lang auf dein Gepäck, deine Familie eine Stunde lang genau vor dem Ausgang. Die Vorfreude und Aufregung ließ es mich komischerweise total gut aushalten, keine Sekunde langweilte ich mich wirklich. Ziemlich verrückt, zurückblickend. Ich hatte mir schon alle möglichen Begrüßungszenarien voller Zärtlichkeit und Freude ausgemalt, und vor allem: voller Überraschung. Aber du überraschtest mich anders. Als du mit deiner Familie an der Säule vorbeiliefst, schlich ich euch kurz hinterher, machte geduckt einen Bogen, und zog dein Gesicht an mich, um dir einen Kuss zu geben. Du regetest dich in dem Moment gerade über irgendetwas auf. Drehtest dich nicht einmal zu mir um. Und schubstest mich fast weg. Denn Kuss auf die Wange bekamst du trotzdem noch ab. Die Hände die mich wegschubsen wollten hielten mich nun fest, dein Blick wechselte von wütend zu total verwirrt-wütend und dann erst wurden deine Augen groß, und du freutest dich, mich zu sehen.
Den ganzen Weg bis zum Auto hab ich nicht nur den Arm um dich gelegt, sodern dich auch ein bisschen festgehalten vielleicht, aus Angst, du würdest gleich in den nächsten Flieger steigen.
Als wir nach einem Fühstück und einer kleinen Shoppingeskapade in Berlin den Nachhauseweg antraten, drehtest du dich von deiner Schwester weg und kuscheltest dich an mich. Manchmal schliefst du auf meiner Schulter, manchmal ich auf deiner, aber die meiste Zeit küssten wir uns im Rücksitz. Ein bisschen nervig und peinlich wahrscheinlich, oder vielleicht auch ein bisschen dolle. War dir egal. Ich ließ mich von deiner Haltung anstecken.)
Als wir wieder zuhause waren gingen wir mit deiner Familie auf den Weihnachtsmarkt. Deine Eltern und deine Schwester verschwanden irgendwann kurz in einer Drogerie, du und ich warteten draußen. Wir stellten und vor ein hell erleuchtetes Schaufenster, es war schon ziemlich dunkel. Auf einmal stelltest du dich auf den kleinen Sims, drehtest dich zu mir um und küsstest mich. Oben und im Licht, mitten in der Stadt, Leute liefen an uns vorbei. Ich küsste dich zurück.