Dein Energiemanagement.
(Wie du frierst und müde bist und dir nichts anmerken lässt, ich es aber genau spüre, wenn du dich kurz an mich kuschelst und deine Hände wahrscheinlich kälter sind als die Pflastersteine unter uns und die kalte Nachtluft. Vielzukallllt.
Wie wir zu zweit mit dem E-Roller durch die Kante cruisen als gäbe es kein Morgen und keinen Unterschied zwischen Straße und Gehweg. Wie ich dir vertraue und du mir, und wie wir immer lachen und uns aneinander festklammern. "Ich bin kurzsichtig.", sag ich "Du guckst und ich fahre." "OK.", sagst du, und guckst, über meine Schulter.
Wie du dich über Backlava aus dem Späti freust und wie wie langsam du jetzt klitzekleine Stückchen mit der wabbeligen Plastikgabel herauspiekst und unendliche Ewigkeiten darauf herumkauen und vor Seligkeit die Augen verleiern kannst. Obwohl du sonst immer isst wie ein kleiner aufgeregter Labrador.
Wie wir die schönsten Restaurants finden. Eine Weile standen wir unschlüssig vor einem kleinen Vietnamesen, und mit klein meine ich so 12 m² Fläche zum Sitzen. An Mini-Biertischen. Halb so groß wie normale Biertische. Wir standen so davor und überlegten, plötzlich kam die Besitzerin, winkte uns grinsend rein und meinte "Einfach reinkommen - bei uns alles lecker!". Alleine darüber, welche Welten in diesem kleinen Imbiss aufeinandertrafen, könnte ich eine eigene Kurzgeschichte schreiben. Das stille ernste Pärchen mit dem kleinen Hund, der frei herumlief und uns den Weg gezeigt hatte, der Opi der mit ihnen zwar auf der selben Bank saß, aber weggedreht mit dem Teller auf dem Fensterbrett aß, die Startup-Coworking-Space-Meschen die die ganze Zeit nur über Podcasts und Powernaps redeten und sich nicht zwischen deutsch und englisch entscheiden konnten und vor allem: die polnischen Bauarbeiter die sich dann neben uns setzten. Einer war alt, einer mittel und einer jung. Alle drei kamen glücklich rein. Die Ladenbesitzerin streichelte dem mittleren den Arm "Wie imma?" Er nickte lachend "Wie immer!". Irgendwie machte mich das sehr glücklich und ich wollte ihnen dann guten Appetit wünschen, traute mich aber nicht. Da fragte mich der Mittlere: "Hallo, könnt ich die Soße mir borgen?" Und ich reichte sie ihm und sagte fröhlich "Guten Appetit!" Und er bedankte und freute sich. Am Ende winkte er uns sogar und sagte Tschüß.
Ich liebe solche Erlebnisse und mit dir passieren solche Momente so oft.
Am Ende des Tages kamen wir ziemlich durchgefroren und fertig am Bahnhof an. Auf einmal ranntest du die Rolltreppe die nach oben führte - herunter. Und warst die letzten Paar Minuten die wir auf den Zug warteten total aufgedreht und ich verstand es mal wieder nicht, aber fand es toll.
Wie du im Zug dich an mich kuscheltest und wir fast die ganze Zugfahrt bis nach Hause so schliefen, als wäre es kein bisschen total unbequem.
Wie wir es irgendwie vom Bahnhof dann noch nach Hause geschafft haben, ohne uns vor Müdigkeit und Kälte anzupflaumen.)
Und wie du am nächsten Morgen um 8:30 hellwach bist und mich hyperaktiv wachkuschelst, als hättest du 8 Stunden geschlafen. So wie fast jeden Morgen. Obwohl wir glaube ich nie 8 Stunden schlafen. "Wer braucht schon Schlaf wenn er Freude im Herzen hat?" Würde meine Oma sagen.