Wie du redest, und was du dir immer so überlegst über den Tag. Und wie du witzig bist, auch wenn, oder gerade weil du mal schlechte Laune hast.
(Philosophie und Insiderwitze haben was gemeinsam: sie arbeiten mit Begriffen, die nicht allen zugänglich sind. Metaebene eben. Und so haben auch wir beide unsere spezifisch-eigene Sicht auf dieses Life.
Als wir einmal Abendbrot gemacht haben saßen wir vor den dampfenden Tellern und guckten drauf wie Hunde aufs Leckerli, die noch auf das Kommando warten. Du ergriffst die Initiative. "Gute Nacht!" riefst du also ohne mich anzusehen und begannst zu essen. Die ersten Happse verschlingend fragtest du dann mit vollem Mund: "Gucken wir danach noch lecker Film?" Ich schaute dich schmunzelnd an "Als Nachtisch?", fragte ich und du nicktest ohne eine Miene zu verziehen.
Je schlechter die Laune (denn das ist sie nunmal manchmal. ("Sé lle rie!")), desto cooler ist es manchmal, wenn man das Leben ein bisschen abstrahiert. Als wir Abends im Zug nach Haus saßen (wir sind in den Zoo gegangen, du wolltest Tiere malen. Ich hasse Zoos und ich liebe dich. Und du hattest dann keinen Bock mehr und ich hab dein Skizzenbuch den ganzen Tag getragen. Rüsselhündchen sind aber unglaublich niedlich. Ich hab mich ein bisschen verlogen gefühlt, genau wie in den Momenten in denen ich als Veganerin so tue ich würde die Hirtenkäsewürfel im Salat nicht sehen.) als wir also im Zug saßen starrtest du auf einmal die Kopflehne gegenüber von dir an, als würde sie dir mit ner Knarre drohen.
"Mein lieber Max.", sagte ich und fasste dir auf die Schulter. "Du musst aufpassen, dass du nicht überkochst.". "Hä?!" riefst du und ich lächelte lieb und atmete geduldig ein: "Vielleicht mal den Topfdeckel abnehmen." und ich zupfte dir die Mütze vom Kopf "Damit nichts überkocht, weißt du?". Du schnaubtest und ich lachte. Dann machte ich den Reisverschluss von deiner Jacke auf. "Kann ich jetzt endlich mal mein Skizzenbuch haben?", pafftest du mich ironisch an. Ich gab es dir - und war erleichtert. Ich bin froh dass du zeichnest und ich lese. Das ist besser als am Handy zu sein oder zu schlafen. Und vor allem besser als nur zu schweigen. Aber schlechter als zu reden. Finde ich. Du findest das nicht. Darin kann man ein Problem finden.
Du zeichnetest also und ich las, so machen wir das in letzter Zeit immer. Einmal las ich und du zeichnetest mich dabei.
Du willst mir deine aktuellen Skizzenbücher nicht zeigen, nur die alten, wenn überhaupt. Einmal sagte ich zu dir: "Weißt du, was das Problem ist? Ich will deine Sachen sehen und du willst sie mir nicht zeigen. Und ich will allen meine Sachen zeigen, aber niemand will sie sehen.". Du reagiertest lieb darauf, du reagierst immer lieb.
So hatte ich dir also das Problem an den Kopf geworfen, das war gestern. Das Gute an dem Problem: Ich kann von dir lernen ein bisschen weniger zu reden, und du kannst von mir lernen, ein bisschen mehr zu reden. Diese gute Sache wusste ich schon, bevor mir das Problem dazu auffiel.)
Unser neuster Witz, ist der, den wir machen, wenn wir leicht anfangen zu diskutieren. Dieser Hauch von Meinungsverschiedenheit ist aktuell unsere stärkste Form von Streit. Wenn wir also ein bisschen argumentieren und du irgendwann keinen Bock mehr hast (ich hab nämlich immer Bock) dann brüllst du irgendwann: "Jetzt sei doch mal LEISE ich bin SENSIBEL!!" und dann lachen wir und machen ein Fazit und fertig. Ich denke meistens still noch angeregt weiter. Du auch, nur dass es dich meist eher aufregt statt anregt.
Ich glaube, das hier ist eigentlich kein Kapitel über Witz, sondern über Wut. Doch ich finds gut, denn ich find das Humor mutig macht.