Kapitel 10

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Xenia Pratt
By LuanaWhite

Ich hatte völlig das Zeitgefühl vergessen. Ana, Hudson und Cadric waren zu guten Freunden geworden, das musste ich zugeben und ich erwischte mich sogar dabei, wie ich die Zeit hier genoss. Aber das hier war nicht mein zu Hause, ich hatte ein Leben da draußen. War jetzt eine Woche vergangen? Oder zwei oder drei? Luan Blackstone hatte gemeint nach zwei Wochen stünde es mir frei zu gehen.

Aber ich musste trotzdem immer wieder diesen Trank nehmen, der meine Kräfte blockierte. Angeblich nur um sich selbst zu schützen aber wenn die zwei Wochen vorbei wären, müsste ich den Trank auch nicht mehr nehmen. Auch Hudson hatte mir das versichert. Aber als ich sah dass das Haupttor unbewacht war, konnte ich nicht wiederstehen.

Ich holte tief Luft und begann dann zu rennen. Doch kaum öffnete ich das Tor, um hindurch zu laufen, stürzte jemand von oben auf mich herab! Krieger mit Flügel. So eine Scheiße! Das war echt fies. War das sogar eine Falle gewesen? Es waren eine Frau und ein Mann, sie hatten Gesichter die mir noch völlig unbekannt waren und der Mann umgriff meine Kehle. Ich versuchte mich zu wehren, aber er drückte immer fester zu und ich bekam kaum noch Luft.

Plötzlich kam ein weiterer Krieger auf uns zugeflogen und erst als dieser meinen Angreifer von mir weg riss und ich nach Luft schnappte, erkannte ich ihn. Es war Hudson und er stellte sich schützend vor mich.

"Sagt mal habt ihr sie noch?! Was fällt euch ein Xenia anzugreifen?" ging er die beiden Krieger an und schien auch bereit zu sein seine Kräfte einzusetzen.

"Sie wollte abhauen, Hudson! Deine Eltern wären über dein Verhalten nicht begeistert." setzte die Frau dagegen und der Mann nickte.

"Das geht mir wirklich am Arsch vorbei und jetzt haut ab. Ich werde euer Vergehen Luan melden und er wird nicht begeistert sein. Fordert mich lieber nicht heraus." drohte Hudson ihnen und schien es wirklich ernst zu meinen.

Ich griff mir an meinen Hals der schrecklich weh tat und tatsächlich zogen die beiden ab. Hudson drehte sich zu mir um und reichte mir seine Hand um mir aufzuhelfen. Wie sollte ich mich hier jemals wohl fühlen wenn mir ständig jemand weh tun wollte?

"Es wird wohl zur Gewohnheit dass du mir immer zur Hilfe kommst, was?" sagte ich zu ihm und seufzte etwas aus. Ich hoffe er war nicht sauer weil ich weg laufen wollte. Das war eine völlig spontane Entscheidung gewesen, aber ich hatte irgendwie sowieso nicht daran geglaubt dass es mir gelingen würde. Ich hätte mich in den umliegenden Wäldern bestimmt sowieso verlaufen.

Hudson trat noch näher auf mich zu und schob mir mein Haar zur Seite, um meinen Hals zu betrachten. "Ich rette die holde Maid immer." scherzte er und entlockte mir ein Lächeln. "Im Krankenflügel gibt es eine Salbe, die hilft deinem Hals." erklärte er mir und nickte mir zu damit ich ihm folgte. "Was hast du hier draußen ganz alleine eigentlich gemacht?" erkundigte Hudson sich dann bei mir.

"Ich bin bloß gedankenverloren spazieren gegangen und dann habe ich gesehen dass das Tor unbewacht war. Ich weiß gar nicht mehr wie lange ich eigentlich schon hier bin und Luan meinte nach zwei Wochen stünde es mir frei zu gehen, aber da ich den Trank noch bekomme und mich diese Idioten aufgehalten haben, nehme ich wohl an dass es noch keine zwei Wochen sind, oder?

Naja auf alle Fälle habe ich gar nicht richtig nachgedacht und bin auf das Tor zugelaufen. Ich handle manchmal einfach unüberlegt aber habe eigentlich nicht daran geglaubt dass ich weit komme ohne Hilfe. Aber dann sind die Idioten vom Himmel auf mich gestürzt und den Rest kennst du ja." erzählte ich Hudson und beobachtete dabei seine Reaktion.

"Ich wäre zurück gekommen um mich zu verabschieden Hudson. Du bist mir ein wirklich guter Freund hier geworden und werde niemals vergessen was du für mich getan hast." versicherte ich ihm dabei noch und dann kamen wir auch schon im Krankenflügel an. Hudson suchte diese Salbe und trug sie mir am Hals auf. Dabei beobachtete ich ihn weiter und seine Finger hinterließen eine Gänsehaut an meinen Körper.

Hudson schien nachzudenken. Und egal an was er gerade wohl dachte, schien ihm richtig mitzunehmen. Er verräumte die Salbe wieder und wusch seine Hände. "Die zwei Wochen sind vorüber. Es steht dir frei zu gehen, wohin du willst.

Luan hält sein Wort. Entführungen sind tabu und er hat versprochen, dass du selbst entscheiden kannst." erklärte er mir ruhig.

Die zwei Wochen waren wirklich um? Ich könnte also wirklich zurück in mein altes Leben. Ich freute mich dass ich endlich wieder meinen eigenen Willen hatte und keine Gefangene mehr war. Aber es tat mir schon irgendwie weh, wenn ich gehen würde. Würde ich Hudson dann überhaupt wieder sehen?

"Hudson Theodore!" ertönte dann die laute Stimme von Hudson's Mutter.

"Ruh dich etwas aus. Ich kümmere mich drum. Wir sehen uns nachher." zwinkerte Hudson mit grinsend zu und drückte nochmal meine Hand, ehe er ging, doch ich eilte ihm hinterher.

Ich wusste dass dieses Verhältnis zwischen ihnen mehr als gestört war und seit Hudsons Eltern zurück gekommen waren, machten sie ihm das Leben schwer. Ich wollte für meinen guten Freund da sein, ebenso wie er auch für mich da gewesen war.

"Hudson, was fällt dir ein Andrea und Jack so anzufahren. Dieses Mädchen wollte abhauen und sie haben richtig gehandelt. Wie konntest du nur?" wies Hudson's Mutter ihn zurecht und er verdrehte genervt die Augen.

"Du scheinst wohl Luan's Anweisungen vergessen zu haben. Und ich habe das getan, was richtig ist, im Gegensatz zu dem, was du und Dad die ganze Zeit tut." entgegnete er scharf.

Dann entdeckten die beiden mich und Vanessa funkelte mich wütend an.
"Entschuldige, dass ist eine Familienunterhaltung, die dich nichts angeht!"

Hudson hingegen sah mich sanft an. "Ich komme wirklich klar, Xenia. Wir sehen uns im Speisesaal gleich, versprochen." bat er mich sanft.

Ich biss meine Lippen zusammen, denn mir lagen einige Dinge auf der Zunge mit denen ich Hudson gerne verteidigt hätte. Aber ich akzeptierte seinen Wunsch dies hier allein mit seinen Eltern zu regeln.
"Okay. Dann bis gleich." antwortete ich ihm und sah seine Eltern mit finsteren Blick an.

Sobald ich meine Kräfte wieder hatte, würde ich ihnen eine Lektion erteilen, mal sehen ob sie ohne ihre Fähigkeiten auch noch so eine große Klappe hatten.

Light&Dark - Truth and AngerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt