Kapitel 76

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Kyra Philipps
by MusicalGirl200

Ich begleitete Mum und Dad noch zu ihrem Auto, ehe sie abreisten. Mum betrachtete mich mit einem stolzen Lächeln und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. „Wir sind so stolz auf dich Schätzchen. Du bist so eine starke Frau geworden.

Endlich hast du den Ort gefunden, wo du hingehörst. Und dein Freund Jace ist wirklich wundervoll", sagte sie zu mir und ich umarmte sie ganz fest. Ich würde sie so sehr vermissen. „Danke Mum, das bedeutet mir viel. Jace hat euch auch sehr ins Herz geschlossen. Ich habe euch lieb."

Liebevoll streichelte mir auch Dad über den Kopf. „Wir haben dich auch lieb Schatz, für immer. Komme uns doch bald mal mit deinem Jace besuchen. Er soll immerhin auch sehen, woher du kommst", meinte Dad und ich nickte begeistert. Das war eine schöne Idee. Ich hatte die besten Eltern der Welt.

Immer noch strömten Tränen über mein Gesicht. Meine Eltern waren die besten Menschen der Welt gewesen. Und da war wieder das Wort. Waren! Ich konnte es nicht glauben, dass sie tot waren. Es konnte nicht wahr sein. Ich war immer noch wie erstarrt und fühlte mich leer.

Dabei versuchte ich den Sturm, der in mir tobte zu bändigen. Aber es war praktisch unmöglich. Irgendetwas machte sich in mir breit. Eine Dunkelheit. Und es fiel mir schwer sie in Schach zu halten. Es war so verlockend ihr nachzugeben, um nichts mehr zu fühlen.

Plötzlich klopfte es an Jace und meinem Zimmer. Jace öffnete die Tür. Es war Noomi. Sofort erkundigte sie sich wie es mir ging und erblickte mich wie ich auf dem Bett saß und einfach nur vor mich hin starrte. Meine Augen waren vom vielen Weinen immer noch rot und angeschwollen. Aber der Schmerz war nichts gegen den in meinem Herzen.

"Ich hol eine Kleinigkeit zu essen. Bleib bitte hier bis ich zurück bin", meinte Jace und Noomi gab ihm ihr Wort. Dann setzte sie sich neben mich auf das Bett und streichelte über mein Haar. "Süße, es tut mir so wahnsinnig leid."

Ich sagte nichts. Seit die Polizisten mir gesagt hatten, dass meine Eltern tot waren und nie mehr kommen würden, sagte ich kein Wort mehr. Nie wieder würden sie mich in den Arm nehmen. Nie mehr würden sie mir sagen, wie lieb sie mich hatten. Ich würde nie mehr ihr Lächeln sehen.

Ich hatte mich nicht einmal verabschieden können. Vor zwei Tagen hatten wir noch telefoniert. Ich hatte geplant, sie sehr bald mit Jace zu besuchen und jetzt? Jetzt war alles dahin. Sie waren weg und würden nie wieder kommen. Wieder liefen Tränen über mein Gesicht.

Noomi respektierte es, dass ich jetzt erstmal Zeit brauchte. Sie blieb einfach neben mir sitzen und legte ihre Hand auf meine. Plötzlich fühlte ich mich ganz seltsam und dann war es als würde ich träumen.

Ich sah zwei Menschen, eine Frau und ein Mann. Das waren meine Eltern. Meine wahren Eltern. Sie liefen davon und weinten. Sie wurden verfolgt. Dann wurde mein Vater gepackt und ein jemand rammte ihm ein Messer in die Brust. Meine Mutter weinte. Sie versuchte ihre Kräfte zu nutzten, die selben, die Mio und ich hatten.

„Bitte! Wieso? Unsere Kinder werdet ihr niemals bekommen!", schrie sie vor Schmerzen, ehe auch sie erstochen wurde.

„Nein!", schrie ich und meine Atmung beschleunigte sich. Das Bild, das ich gerade gesehen hatte war auf einmal wieder verschwunden. Aber ich konnte mich an alles noch genau erinnern. Ich sah immer noch den Tod von Mios und meinen Eltern vor Augen, wie sie kalt erstochen wurden, um ihr Leben gekämpft hatten, aber ohne Erfolg.

„Sie wurden getötet! Sie wurden getötet!", brabbelte ich vor mich hin und zitterte am ganzen Körper, während wieder Tränen in Strömen mein Gesicht hinab liefen. Erst meine Adoptiveltern und jetzt sah ich den Tod meiner wahren Eltern als Vision. Wieso? Ich hielt das nicht mehr aus.

Ich wollte diesen Schmerz nicht mehr fühlen. Ich war nicht stark genug. Die Dunkelheit in mir nahm mich völlig in Besitz. Sie lockte mich ihr nachzugehen, damit der Schmerz betäubt war. Und ich war so kurz davor mich fallen zu lassen.

Völlig erschrocken sah Noomi mich an. "Was redest du denn da? Kyra, es war ein Autounfall. Niemand hat deine Eltern getötet", versuchte sie mich zu beruhigen. Dann kam Jace wieder zurück und er sah irritiert zu uns. "Was ist los?", fragte er besorgt und Noomi zuckte ahnungslos mit den Schultern.

"Ich weiß nicht, sie sagte plötzlich sie wurden getötet", erklärte sie verzweifelt und sah mich voller Sorge an. Dann stieg die Temperatur meines Körpers und Noomi musste ihre Hände von mir zurück ziehen, damit sie nicht verbrannten.

Ich konnte nicht mehr ankämpfen. Ich gab auf. Ich war gebrochen. Die Dunkelheit gewann die Oberhand und ich wollte hier nur noch weg. Ich wusste, wo ich jetzt hin musste. An einen Ort, wo ich den Schmerz vergessen konnte. Vor Zorn glühten meine Augen auf und ein Sturm begann um mich zu toben.

„Mios und meine Eltern wurden getötet. Ich habe es gesehen. In einer Vision. Ich halte das nicht mehr aus. Ich will all diesen Schmerz nicht fühlen. Erst die schrecklichen Dinge, die Mio erlebt hat und jetzt der Tod meiner beider Eltern. Ich kann nicht mehr", sagte ich mit fester Stimme.

Ich schlüpfte in meine Schuhe und zog meine Jacke über und stürmte so schnell ich konnte aus dem Zimmer. Ich musste hier weg. Noomi und Jace waren mehr als verwirrt und liefen mir sofort hinterher. Sie sollten mich gehen lassen. Jace war schneller als alle anderen und stellte sich vor mich und hielt mich fest.

"Kyra, ich weiß nicht wie es möglich war, dass du eine Vision hattest, aber selbst wenn es wahr ist, wir stehen das zusammen durch, hörst du? Wie wir alles andere auch immer zusammen durchgestanden haben. Ich liebe dich, Noomi liebt dich und alle unsere Freunde. Wir sind für dich da, hörst du?", versuchte er verzweifelt auf mich einzureden.

Ich schüttelte meinen Kopf und riss mich von Jace los. Er musste mich los lassen. Irgendwann war es genug. Ich war kaputt. Ich war nicht so stark wie alle anderen. Ich ertrug das nicht mehr. Ich gehörte nicht hierher. „Nein. Ich kann nicht mehr und werde gehen, akzeptiere das.

Mein Bruder wurde entführt und gefolgert, meine Eltern wurden getötet und meine Adoptiveltern starben durch einen Unfall. Ich bin kaputt. Irgendwann ist es genug. Ich bin nicht so stark wie ihr, ich bin schwach und am Ende. Ich möchte all das nicht mehr fühlen.

Du hast etwas besseres verdient als mich. Lebe wohl Jace", sagte ich ausdruckslos zu ihm und eilte weiter und ehe er mir folgen konnte ließ ich ein Feuer hinter mit entstehen, damit er mir nicht nach konnte. Ich lief immer weiter und tiefer in den Wald, bis ich bei meinem Ziel ankam. Das riesige Anwesen der Blackstones.

Doch als ich dort ankam, kamen mir gleich Wachen entgegen. „Was willst du hier, eine Kriegerin des Lichts?", fragten sie mich barsch, aber ich schüttelte den Kopf. „Nein, das war einmal. Ich habe ihnen abgeschworen. Ich möchte zu Luan Blackstone und Teil der Krieger der Finsternis werden." Mein Leben als Kriegerin des Lichts war vorbei. Die Dunkelheit hatte gewonnen und ich war zu schwach um dagegen anzukämpfen.

Fortsetzung folgt....

Light&Dark - Truth and AngerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt