Fluch der Klinge

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Auf ihre Bitten hin ließ Ignatus die Nebelsirene in eine Kammer bringen und postierte zur Sicherheit einige Wachen davor, nachdem sie ihn eindringlich gewarnt hatte, wie gefährlich die Verletzte war.

Der Cousin Araticas hatte nicht gezögert. Kaum hatte er seine Verwunderung ob ihres Auftauchen in der Ordensburg überwunden, stellte er Favulkos bereits an ihre Seite.

»Bei Raden-Surs Glanz, da schickt der Großmeister Dairos los, um euch zu finden und um Hilfe zu bitten, dabei hätte ich nur ein Buch aufklappen müssen und ihr wärt herausgepurzelt.«

Cyriana musterte den früheren Wissenswahrer eindringlich. »Lajetan vom ewigen Quell braucht meine Hilfe?«

»In der Tat. Ihr seid somit hier ein gern gesehener Gast. Wir sollten aber möglichst bald schon Richtung Perlhafen aufbrechen.«

Er gab einigen Ordensgardisten ein Zeichen. »Sattelt die Pferde ... und für die Hexe eine Kutsche.«

»Ich werde euch zur Ordensmission begleiten, Ignatus, aber zunächst müssen wir uns um Valaria kümmern. Sie ist eine Nebelsirene.«

»Es tut mir aufrichtig leid, werte Druidin, aber die Order eines Großmeisters verlangt keinerlei Aufschub. Der Magierzirkel steht unter einem Bann. Niemand mag sich ausmalen, was passiert, wenn unsere Feinde ihn gegen das Reich einsetzen.«

»Ich war am Dryadenturm. Dort hat der Regent davon gesprochen, dass die Nebelsirenen die Kaiserfeste eingenommen hätten. Was auch immer in der Muränenbucht geschieht, Valaria könnte Antworten haben.«

Cyriana sah es dem buckligen Ordensabt an, dass ihm diese Entwicklung nicht sonderlich gefiel.

»Wir verlieren wertvolle Tage, jemanden zu heilen, der uns ... möglicherweise ... etwas erzählen könnte.«

»Wie wird es euer Großmeister aufnehmen? Eröffnet ihr ihm, dass ihr die Nebelsirene habt sterben lassen, obwohl die fähigste Heilerin weit und breit vor Ort war?«

Ignatus grinste, gab sich geschlagen. »Natürlich, werte Druidin, werden wir uns zunächst der Verletzten annehmen. Die heilige Pflicht des Ordens ist es, sich um das Wohl eines jeden zu kümmern. Sobald sie aber transportiert werden kann, brechen wir auf.«

Sie suchte in seinen Augen zu lesen. Obwohl der Wissenswahrer falsch wie eine Schlange war, so war er alles andere als ein Dummkopf. Er erkannte Chancen, die sich ihm boten. Auf diese Weise hatte er sich auch des Amts eines Ordensabts bemächtigen können. Cyriana wusste bis zum heutigen Tage nicht, ob Ignatus ihr damals in den Marmorhügeln beigestanden und sich gegen Tanat zum Weidentor gestellt hatte, weil es das einzig Richtige war. Oder hatte er vielmehr die Gelegenheit am Schopf gepackt, seinen Vorgesetzten loszuwerden.

Vermutlich lag die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Seit jenen Ereignissen war sie sich aber sicher, dass Ignatus nicht zögern würde, sie verschwinden zu lassen, hätte dies einen Vorteil für ihn. Die Order des Großmeisters würde ihn nicht davon abhalten.

»Lasst uns nach der Nebelsirene sehen«, brach sie schließlich die unangenehme Stille, die sich wie ein Leichentuch zwischen sie geschoben hatte.

Valarias Körper zitterte vor Schmerzen. Von der Wunde ausgehend hatten sich mehrere grünliche Verfärbungen die Adern entlang ausgebreitet. Sie legte ihr die rechte Hand auf die Verletzung und versuchte, mit ihrer Magie das Gift aufzuhalten. Doch sie bekam kaum Zugriff auf diese merkwürdige Substanz, konnte bestenfalls einige Stunden rausschlagen.

»Ignatus, ihr seid doch sehr bewandert. Es war ein wellenförmiger Dolch mit einer blauen Klinge, der ...«, sie unterbrach sich und versuchte, sich zu erinnern. Wie hatte ihn Siquotan bezeichnet? »... Muränenklinge genannt wird.«

Nocturnenzorn - Die Legende der Bluthexe  (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt