Kapitel 41

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Marian erwiderte den Kuss ihres Mannes mit wilder Leidenschaft und ihr Herz schlug ihr bis zum Halse. Nun war sie eine Ragan. Sie war Ragnars Frau. Marian konnte kaum in Worte fassen, wie glücklich sie war.
Erst als ein lautes Räuspern neben ihnen ertönte, lösten sich ihre Münder und Marian bemerkte, dass sich die Menge aufgelöst hatte. Die meisten verschwanden in der Ferne, während andere in die Burg gingen. Lucian stand mit einem breiten Grinsen neben ihnen.
"Ich freue mich so sehr, man könnte meinen, ich hätte geheiratet", sagte er und Marian keuchte erschrocken auf, als er sie zu sich zog und einen Arm um ihre Hüfte legte.
"Vielleicht solltest du Ragnar vergessen und mich ehelichen", schlug er lachend vor, während Ragnar hochrot anlief und sein Augenlid zu zucken begann.
"Lucian", entfuhr es ihm, gefolgt von einem dunklen Grollen. Rasch ließ der rothaarige sie los und klopfte dem zornigen auf die Schulter.
"War nur ein Witz, komm runter", sagte er.
"Irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich dich umbringe", flüsterte Ragnar und Lucian lachte schallend los. Marian fragte sich, wie oft er dies wohl schon zu hören bekommen hatte. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie die beiden Freunde beobachtete. Sie war sich sicher, dass sie ohne einander nicht konnten und da Ragnar dem rothaarigen sehr viel durchgehen ließ, bewies es, wie wichtig er ihm war.
"Herzlichen Glückwunsch ihr beiden", rief Fjorleif, die mit Ashildr und einigen anderen Frauen zu ihnen kamen.
"Kümmert euch um Marian, während ich Ragnar kurz entführe", bat Lucian und zog seinen Freund mit sich. Marian sah ihnen nach, verlor aber schnell die Sicht auf die beiden, da sie von unzähligen Frauen umringt wurde. Viele verneigten sich und schworen ihr die Treue. Nachdem dies geschehen war, führten sie Marian auf die Burg zu.
Ragnar stand beim Eingang, mit vor der Brust verschränkten Armen. Wie Marian bemerkte, lag vor ihm, ein Schwert auf dem Boden.
"Du darfst die Schwelle und das Schwert, nicht selbst überschreiten. Es ist seine Aufgabe, dich dabei zu tragen. Wenn er dabei stolpert oder schlimmeres, beweist dies, dass die Götter gegen eure Verbindung sind", erklärte Ashildr ihr.
Marian wurde nervös, die Türschwelle und das Eisen boten kein gefährliches Hindernis, doch was, wenn er doch stolperte? Mit wild schlagendem Herzen, hielt Marian vor der Tür inne und sah Ragnar an, der die anderen Frauen eintreten ließ, ehe er zu Marian kam und sie schwungvoll auf seine Arme hob.
"Wehe, du stolperst", flüsterte sie ihm zu.
"Das werde ich nicht", sagte er und trug sie über die Hindernisse und in die Burg hinein. Erleichtert war sie, dass alles ohne Probleme geschah.
"Du kannst wieder Atmen", sagte er belustigt, da er bemerkt hatte, wie sie vor Schreck den Atem angehalten hatte. Sie nickte und schlang ihre Arme um seinen Hals, während er sie in die große Haupthalle trug. Diese war nicht wiederzuerkennen. Viele Tische standen bereit und waren reich gedeckt für jene, die die Ehre hatten, an den Feierlichkeiten teilnehmen zu dürfen. Alle sahen zu den beiden, als Ragnar sie auf seinen Thron zutrug. Wie Marian erkannte, war ein weiterer, etwas kleinerer Thron dazu gekommen und in genau diesem, setzte er sie ab.
Das ließ ihr erst so richtig bewusst werden, dass sie nun die Herrin über das Volk der Ragan war. Ivar kam herbei und reichte Ragnar ein Schwert, während Haldor und Lucian ein gewaltiges Stück Holz brachten. Marian ahnte, dass nun wohl ein weiterer Brauch bevor stand und sah aufgeregt zu Fjorleif, die rasch an ihre Seite eilte.
"Umso tiefer das Schwert im Holz versinkt, umso größer wird das Glück in eurer Ehe sein", flüsterte die Ältere ihr erklärend zu. Marian spannte sich sogleich an und sah nervös zu Ragnar. Er holte zu einem Hieb aus und versenkte das Schwert. Lauter jubel brach aus, aber Marian war nicht in der Lage zu erkennen, wie weit die Klinge eingedrungen war. Erst als Ragnar beiseite trat, sah sie es. Ihre Augen weiteten sich.
Das kalte Eisen war bis zum Schaft im Holz versunken. Weiter hinein ging es nicht. Erleichtert atmete sie aus. Fjorleif klatschte vergnügt in ihre Hände, während Ragnar zu seiner Frau kam und sie mit den Worten, - wir werden großes Glück haben, küsste.
Danach taten sich alle an den Speisen gütlich.
Marian fühlte sich wie benebelt und es kam ihr alles, wie ein schöner Traum vor. Nach dem Essen ging das muntere Treiben weiter. Es gab Schaukämpfe und zu ihrer Freude wieder die, wie Fjorleif es nannte, Lügenmärchen. Sie alle drehten sich diesmal um das Thema Hochzeit und der Liebe. Es machte Marian großen Spaß ihnen zu lauschen, während sie einen Becher, nachdem anderen leerte und schließlich erkannte, dass es ihr schwummrig wurde. Nachdem fünften Becher schwankte sie auf ihrem Sitz und den sechsten nahm ihr Ragnar aus den Händen.
Sie begriff, dass sie die ganze Zeit über Alkohol zu sich genommen hatte und jeder konnte sehen, dass sie ihn nicht sonderlich gut vertrug. Was auch immer das für ein Gebräu war, es war sehr gefährlich. Es hatte einen süßlichen Geschmack und ihr war der Alkohol darin völlig entgangen.
"Das waren einige Becher zu viel", meinte Ragnar belustigt. Sie nickte und war froh, dass sie noch bei Verstand geblieben war. Nur ihr Körper wollte ihr nicht mehr gehorchen. Mit großen Augen sah sie dabei zu, dass Ragnar da anders war. Er vertrug eindeutig mehr. Lucian jedoch nicht, wie sie belustigt bemerkte. Nach dem siebten Becher fing er an zu Tanzen. Zuerst mit der Luft und danach mit einem völlig verblüfften Ivar. Die beiden sorgten für großes Gelächter.
"Lass uns auch Heiraten, mein Weib", rief Lucian und gab dem entsetzen Ivar einen Klaps auf den Hintern. Im nächsten Moment hatte der rothaarige einen gewaltigen Hieb von Ivar kassiert und fiel rücklings in die Hände von Halvar.
"Das genügt für heute Lucian", sagte dieser lachend.
Marian konnte kaum an sich halten und stimmte in das Gelächter der anderen mit ein.

Bis zum Abend wurde ausgiebig gefeiert. Die Stimmung war sehr ausgelassen und inzwischen waren die meisten ziemlich angetrunken. Selbst Fjorleif hikste sehr viel herum und leerte mit Ashildr einen Becher nachdem anderen. Die beiden waren aber deutlich trinkfester als Marian. Als es schließlich ruhiger zu werden schien und die meisten noch auf ihren Plätzen einschliefen, beugte sich Ragnar zu seiner Frau.
"Ich glaube, unser Bett ruft nach uns", flüsterte er ihr zu. Marian, die ebenfalls ziemlich schläfrig geworden war, fühlte sich schlagartig hellwach. Als sich beide erhoben, schwankte Marian und war ganz froh, als Ragnar sie auf seine Arme hob. Jene, die noch bei Sinnen waren, wünschten ihnen eine schöne Nacht und da sie dabei zwinkerten, war klar, dass es gewiss nicht auf das Schlafen bezogen war.
Marian errötete und während Ragnar sie die Treppe emportrug, begann sie in Vorfreude zu schwelgen. Mit einen Lächeln küsste sie Ragnar am Hals, ehe sie ihm mit einem leisen Kichern in das Ohrläppchen biss. Ragnar, der gerade den Gang betrat, stellte sie sofort auf ihren Füßen ab. Marian keuchte, als er sie gegen die Wand drückte und ihre Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss versiegelte. Er raubte ihr wortwörtlich jeglichen Atem, während seine Hände begannen ihr das Kleid emporzuschieben. Mit einem lachen löste sie sich von seinen Lippen.
"Doch nicht hier", sagte sie.
"Dann hättest du das eben nicht tun dürfen", raunte er ihr zu und mit großen Augen sah sie dabei zu, wie er seine Hose öffnete.
"Bis zum Bett ist es nicht mehr weit", sagte sie errötend.
"Ich will dich hier und jetzt", erwiderte er, packte ihren Hintern und hob sie hoch.
"Aber ...".
"Keine Sorge, ich bringe jeden um, der es wagt, ausgerechnet jetzt hier entlangzukommen", raunte er mit rauer Stimme.
"Aber ...", weiter kam Marian nicht, den er ließ sie auf sich nieder und ihre Worte gingen in einem lauten Stöhnen unter. Zu spüren, wie er in sie kam, ließ sie alles vergessen. Voller verlangen begann sie an seinem Ohrläppchen zu knabbern, während er sich davon, angestachelt, immer schneller in sie versengte. Sie reizte ihn damit so sehr, dass seine Lust schnell barst und sie spürte, wie er in ihr kam.
"Dafür werde ich dich büßen lassen müssen", raunte er keuchend und ließ von ihr ab. Marian sah ihn herausfordernd an und seine Mundwinkel zuckten.
"Warts nur ab", sagte er, hob sie auf seine Arme und trug sie geschwind zu Bett. Dort kümmerte er sich mit dem größten vergnügen darum, sie mehrmals zum Höhepunkt zu bringen. Am Ende war sie so erschöpft, dass sie nur noch um Gnade winseln konnte.

Als Marian am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich noch immer erschöpft, aber gleichzeitig war sie von unglaublichem Glück erfüllt. Während sie in den Armen ihres Mannes lag, betrachtete sie lächelnd den Ring an ihrem Finger. Sie konnte noch immer kaum Glauben das sie nun eine Ragan und Ragnar ihr Mann war.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie spürte, wie Ragnar erwachte und er sie dabei dichter an sich zog. Scharf sog er die Luft ein, als er ihren Duft inhalierte.
"Ich liebe es, mit dir in meinen Armen zu erwachen", raunte er.
Lachend drehte sie sich in seinen Armen herum und raubte sich einen Kuss von ihm.
"Mir gefällt es auch sehr", gab sie dann zu.
"Ich schlage vor, wir bleiben heute den ganzen Tag im Bett", sagte er und wollte sie anscheinend nicht mehr loslassen. Marian war durchaus damit einverstanden, doch seine Mutter offensichtlich nicht. Denn im nächsten Moment flog die Tür ziemlich schwungvoll auf und Fjorleif marschierte mit einem breiten Grinsen herein.
"Raus mit euch. Wir sollten dem Volk endlich seine Herrin zeigen. Es gibt so vieles, was Marian von unserem Land noch nicht gesehen hat", rief sie.
"MUTTER WAG ES NICHT", brüllte Ragnar los, als die Ältere die Decke ergriff und daran zog. Sein rasches eingreifen verhinderte, dass sie ihnen diese entziehen konnte. Marian war ganz froh darüber, denn sie hatten beide nichts an.
"Ich hab dich schon oft genug nackt gesehen mein junge und Marian hat nichts, was ich nicht auch habe", rief Fjorleif und zog noch einmal an der Decke. Doch Ragnar hatte deutlich mehr Kraft als sie, sodass sie schnell keuchend aufgab.
"Okay, aber bitte, kommt endlich aus dem Bett", bat sie außer Atem und lief zur Tür.
"Ich werde ein Schloss anbringen lassen", meinte Ragnar, nachdem sie gegangen war und Marian musste lachen.


Der Ragan Clan (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt