Kapitel 44

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Mit grimmigem Gesicht stand Ragnar im Hof und schimpfte vor sich hin. Die ganze Nacht lang, hatte er kein Auge zu tun können. Zu hören, dass Marian ihn nicht mehr ertragen konnte, hatte ihm ziemlich zugesetzt, so sehr, dass er am frühen Morgen beschlossen hatte, ihr ihren Willen zu gewähren. Begeistert war er dennoch nicht.
Er hatte schon viele gesehen, die sich mit einer Waffe in der Hand für stark hielten und einen Kampf wagten, den sie verloren. Er fürchtete, dass Marian genauso enden könnte. Doch sein Aufbruch nach Greenhill war nur noch wenige Tage fern und er wollte diese Zeit nicht damit verbringen, sich mit Marian zu streiten. Noch dazu brachte sie sich mit ihrer Sturheit unnötig in Gefahr.
Er konnte kaum glauben, dass sie alleine den langen Weg zu den Kindern geritten und erst bei Dunkelheit zurückgekehrt war. Es hätte alles Mögliche passieren können. Ein wildes Tier hätte sie im Wald als köstliche Mahlzeit erachten können. Oder aber ein Feind, der bisher unentdeckt geblieben war, hätte ihren Weg gekreuzt. Ob er es wollte oder nicht, doch es war besser, nachzugeben.
"Ich werde ein strenger Lehrer sein, sie wird vor mir auf die Knie gehen und um eine Pause flehen", grollte er und Lucian, der dem Training beiwohnen wollte, lachte schallend.
"Das will ich mit eigenen Augen sehen", sagte er und beide blickten zu Burg, wo Marian nach draußen gestürmt kam. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
"Ich liebe dich", rief sie und warf sich ihrem Mann in die Arme. Ragnar fiel sofort über ihre Lippen her, die er nun endlich wieder Küssen durfte. Erst als sich Lucian lauthals räusperte, löste er sich von seiner Frau.
"Du musst mir eines versprechen, Marian", sagte er und versuchte sein Verlangen, sie sofort in das Bett zu tragen, zu kontrollieren.
"Ich tue alles, was du willst", rief sie und seine Mundwinkel zuckten, da ihm da einige sehr interessante Dinge einfielen, die er noch nicht mit ihr ausprobiert hatte. Doch rasch riss er sich zusammen und wurde Ernst.
"Wage es niemals, deine Waffe gegen einen Feind zu erheben, wenn du die Möglichkeit hast, diesem zu entfliehen", sagte er und sie nickte.
"Kämpfe nur, wenn dein Leben davon abhängt".
Wieder nickte sie.
"Versuche nicht unnötig, den Kampf zu gewinnen. Verletze deinen Feind und nutze die erstbeste Möglichkeit zu entkommen".
Erneut nickte sie.
"Gut, dann lass uns beginnen", meinte er.
"Ich bin so aufgeregt", gab sie zu.
"Die Freude wird dir schnell vergehen", hörte sie Ragnar grummeln und die Gesichtszüge entglitten ihr, als er zu einigen Gewichten zeigte, die am Boden lagen.
"Bevor du ein Schwert bekommst, solltest du deine Arme stärken", sagte er.
"Ich will ein Schwert führen und keine Muskeln aufbauen", erwiderte sie trotzig.
"Die wirst du jedoch brauchen. Es gibt zwar Schwerter, die gut für dich geeignet sind, doch bedenke immer die Kraft deines Feindes. Wenn ein einziger Hieb von ihm, dich schon niederringt, brauchst du erst gar kein Schwert zu ziehen", sagte er und mit einem Murren hob Marian die Gewichte an. Lucian lachte schallend los, da sie damit sichtlich Probleme hatte.
"Und nun, läufst du damit ein paar runden im Kreis", verlangte Ragnar.
"Du willst mich Ärgern, oder?", fragte sie keuchend.
"Keiner hat gesagt, dass es leicht werden würde", antwortete er und grinste.

Am Abend war Marian fix und fertig. Ihre Arme schmerzten so sehr, dass sie nicht einmal mehr ihr Besteck richtig halten konnte. Böse schielte sie zu Ragnar, der mit einem breiten Grinsen neben ihr saß. Er hatte sie den ganzen Tag lang über den Hof gescheucht und sie gewichte heben lassen. Sicher war sie sich, dass er sich damit an ihr gerächt hatte. Doch auch, wenn es anstrengend war, würde sie nicht Aufgeben und sie war froh, dass sie nicht mehr stritten.
Nachdem sie ihren Teller geleert hatte, stand Ragnar auf. Unter den Anwesenden im Saal wurde wild getuschelt, als er Marian auf seine Arme hob und davon trug. Marian schlug das Herz bis zum Halse, da sie genau wusste, was er nun plante. Als er sie kurz darauf im Bett ablegte, konnte sie sich vor Erschöpfung kaum rühren. Dennoch hieß sie ihn mit einem Lächeln willkommen, als er über sie kam und verlangend ihre Lippen eroberte. Schnell verloren sie sich in dem Rausch ihrer Lust und Ragnar zeigte kein Erbarmen, als er den Körper seiner Frau mit tiefen Stößen eroberte.
Sehr schnell erlagen beide ihrer Lust und nachdem die Wellen des Höhepunktes verebbt waren, begann Ragnar sich nun deutlich ruhiger um Marians zitternden Leib zu kümmern. Es raubte ihr den Atem und erst, als Mitternacht vorüber war, schlief sie erschöpft in seinen Armen ein.

Der Ragan Clan (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt