Kapitel 52

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Als Marian zu sich kam, fühlte sie die Weichheit eines Bettes unter sich und wie sie mit Freuden verspürte, hatte man sie endlich von dem kalten Eisen befreit. Es war erleichternd, nicht mehr diese schwere fühlen zu müssen, die ihr die Haut wundgescheuert hatte.
Allerdings verflog die gute Stimmung sehr schnell wieder und es wurde ihr ganz bang, so sehr, dass sie es nicht wagte, ihre Lider zu heben. Sie fürchtete, wenn sie es täte, musste sie erkennen, dass ihr Geliebter nicht bei ihr war und dass sie sich alles nur erträumt hatte.
"Und, wie sieht es aus?", hörte sie Ragnar im scharfen Ton fragen und ihr Herz überschlug sich. Das war definitiv kein Traum und rasch öffnete sie ihre Augen. Marian begann über das ganze Gesicht zu strahlen, als sie ihren Mann erblickte.
Er stand nicht unweit des großen Bettes und sah mit einem erschreckend finsteren Blick auf eine ältere Frau nieder, die sehr nervös vor ihm stand und es kaum ertrug, ihn anzusehen. Marian konnte ihr dies nicht verübeln, denn ihr Mann konnte manchmal sehr einschüchternd sein. Selbst ihr, machte er manchmal noch Angst, besonders, wenn er zornig war.
"Ich kann ihnen versichern, dem Kind geht es gut. Was die Mutter betrifft, so besteht bei der Wunde am Arm kein Handlungsbedarf mehr. Auch bei der Verletzung an der Schläfe nicht, das getrocknete Blut hat es schlimmer wirken lassen, als es in Wahrheit war", antwortete die Ältere, die offensichtlich eine Heilerin war und Marian während des Schlafes untersucht hatte.
Zu deutlich sah man, wie Ragnar erleichtert ausatmete. Auch Marian war überglücklich zu hören, dass es ihrem Kind gut ging.
"Allerdings ist es kein Wunder, dass eure Frau so schwach auf den Beinen ist. Sie hat wohl schon seit längerem nicht mehr richtig gegessen. Das sollte man schleunigst ändern", sprach die Heilerin weiter und schreckte sogleich vor Ragnar zurück, als er dunkel knurrte.
"Mit etwas Ruhe wird sie sich bald erholt haben" stammelte die Ältere hastig.
"Gut, ihr könnt gehen", sagte Ragnar und die Frau ließ sich dies nicht zweimal sagen. So schnell, dass es Marian erstaunte, war sie auf und davon. Ein leises Lachen entfloh ihr, was dazu führte, dass sich Ragnar ihres Erwachens bewusst wurde und sogleich zu ihr kam. Nachdem er sich neben sie in das Bett gesetzt hatte, zog er sie in eine innige Umarmung. Eine Zeitlang verweilten sie so und genossen einfach nur die Nähe zueinander. Doch da Marian viele Fragen an ihn hatte, löste sie sich bald etwas von ihm.
"Woher wusstest du, dass du mich hier finden würdest?".
Ragnar begann, mit einer Strähne ihres Haares zu spielen und während er sie Verträumt betrachtete, erklärte er, dass sie dies Ashildr zu verdanken hatten.
"Geht es ihr gut?".
Er nickte und schien sich kaum an ihr Satt sehen zu können.
"Aber wie konntest du mit ihr reden? Haben Halvdan und seine Männer, dich nicht bemerkt?".
"Der Bastard hat keine Ahnung, dass ich hier bin. Wir sind weit im Osten an Land gegangen. Zusammen mit Lucian und Haldor habe ich mich der Festung, im Schutze des Waldes genähert und nachdem es mir gelungen war, mit Havati zu reden, brachte er Ashildr zu mir. Sie hatte von Huxley erfahren und auch wenn dein Hiersein nur vermutet wurde, brach ich sofort auf. Bevor ich Halvdan meinen Zorn spüren lasse, wollte ich dich erst sicher wissen", erzählte er.
"Verstehe, aber was ist mit Havati? Warum ist er dir treu und doch an der Seite von Halvdan?".
"Nach unserer unschönen Begegnung mit den Wölfen, war klar, dass ich Greenhill vielleicht verlassen muss. Doch ich war fest entschlossen, zurückzukehren. Daher ließ ich Havati zurück. Er sollte so viele Informationen sammeln wie möglich und mich, bei meiner Rückkehr, damit zu versorgen. Er spielte Halvdan vor, das seine Treue zu mir brach. Doch er hatte es schwer, das Vertrauen der Thorvaldssons zu gewinnen. Man hielt ihn an der kurzen Leine. Als sich die Lage in deinem Land zuspitzte, schickte Halvdan einige Männer zu seinem Vater. Havati war einer von ihnen. Doch er durfte nicht an Land gehen. Daher war es ihm nicht möglich, mich zu warnen, als er erkannte, dass Hegvaldr dich entführen wollte", erklärte Ragnar.
"So war das also. Havati ist ein guter Mann, er hat mir sehr geholfen", sagte sie.
"Ich weiß, dafür werde ich ihn gut entlohnen, genau wie Ashildr", flüsterte Ragnar und kurz verdunkelte sich sein Blick vor Wut und sie begriff, dass die beiden ihm wohl schon über jeden noch so kleinen Vorfall aufgeklärt hatten. Marian schluckte schwer, denn ihr wurde auch bewusst, dass das Grauen noch nicht vorbei war und ihr Mann bald in den Krieg ziehen würde.
Sie wünschte, er würde es nicht tun, doch ihr war klar, dass es sonst keinen Frieden würde geben können. Rasch löste sie sich von diesem Gedanken, als er seine Finger sanft über ihren Hals gleiten ließ. Als er ihre Wunde Haut sah und fühlte, hielt er den Atem an und kämpfte sichtbar gegen seine Wut. Marian schenkte ihm ein Lächeln, wodurch er sich wieder beruhigte.
"Haben sie dir von dem Fluch erzählt?".
Er nickte.
"Hältst du es für möglich, dass es ihn wirklich gibt?".
Sie sah, wie er angestrengt nachdachte und schließlich nickte. Er erzählte ihr, dass es, als sie im Fieberschlaf gelegen hatte, bereits zu merkwürdigen Vorfällen gekommen sei. Damals hatte er es sich nicht erklären können, doch nun ergab es für ihn einen Sinn.
"Wenn der Fluch wirklich echt ist, dann vermutlich auch die Macht des Ringes. Oh nein, was sollen wir nur tun? Halvdan hat ihn und wenn er ihn benutzt, dann ...", begann sie, stockte aber, als er mit seinen Daumen über ihre Lippe glitt.
"Ich weiß, Havati hat mich ausführlich informiert".
"Wie kannst du dann so ruhig bleiben. Wenn er ihn benutzt, dann ...", erneut unterbrach er sie, in dem er ihre Wange küsste.
"Hab keine Angst. Havati behält ihn im Auge. Sobald sich eine Gelegenheit bietet, wird er ihm den Ring stehlen. Im Moment steht Halvdan nicht der Sinn danach, den Ring zu testen, er ist ziemlich außer sich, dass du ihm wieder entflohen bist", flüsterte er und sie sah, wie er schadenfroh grinste.
"Hat dir Havati auch erzählt, dass ich angeblich eine ...".
"Hexe bist? Ja".
Ihr Puls beschleunigte sich. Er wusste es?
"Und du hast keine Angst vor mir?".Überrascht sah er sie an.
"Warum sollte ich?".
"Was, wenn ich dich mit einem Zauber an mich gebunden habe?", fragte sie und er lachte.
"Selbst, wenn es so wäre, würde ich mich nicht dagegen wehren wollen. Denn du meine Schöne, machst mein leben erst Lebenswert", flüsterte er und im nächsten Moment lagen seine Lippen auf den ihren. Es war ein Kuss voller Sehnsüchte und Marian konnte nicht anders, als diesen mit derselben Inbrunst zu erwidern. Das Verlangen nacheinander, ließ beide schnell die Kontrolle verlieren. Immer stürmischer wurde der Kuss und Ragnar drückte Marian in das Bett zurück. Begierig schlang sie ihre Arme um ihn.
Doch als ihnen bewusst wurde, dass es mehrmals an der Tür klopfte, erlangten sie ihre Beherrschung wieder und lösten sich voneinander. Mit einem grummeln ging Ragnar die Tür öffnen, während sich Marian mit hochrotem Kopf wieder aufsetzte. Wie sich herausstellte, war Magda der Störenfried. Doch Ragnar verzieh ihr dies mit einem Lächeln, als er sah, dass sie ein Tablett voller Köstlichkeiten für seine Frau dabei hatte.
Kaum hatte die Ältere ihr dieses an das Bett gebracht, fiel Marian wie eine ausgehungerte darüber her. Zufrieden beobachtete Ragnar sie dabei, während Magda rasch einen Becher mit Wasser füllte und ihn Marian reichte. Auch diesen leerte sie in einem Zug.
Nachdem sie alles, bis auf den letzten Krümmel verputzt hatte, lehnte sich Marian in die Kissen zurück und genierte sich etwas, da ihr Schlingen sicherlich nicht ansehnlich gewesen war.
"Wenn es ihnen recht ist, werde ich ein Bad vorbereiten", meinte Magda und noch bevor Marian antworten konnte, nickte Ragnar und die Ältere ging wieder.
"Da gibt es noch etwas, was mich verwirrt und ich will dir davon erzählen", sagte Marian, nachdem er wieder zu ihr an das Bett gekommen war. Aufmerksam hörte er ihr zu, als sie begann, ihm von der körperlosen Stimme und dem Vorfall bei der Höhle zu erzählen. Sicher war sie sich, dass er sie für verrückt erklären würde, doch das tat er nicht. Ragnar glaubte ihr ohne zu zögern und gemeinsam überlegten sie, was es damit auf sich haben könnte.
Es war klar, dass etwas Großes in der Höhle lauerte und dieses etwas versuchte zu Marian zu sprechen. Was steckte dahinter? Hatte es etwas mit dem Fluch zu tun?
"Ich habe das Gefühl, dass ich diese Höhle aufsuchen sollte", meinte Marian.
"Nur über meine Leiche. Ich lasse dich nicht dorthin", entfuhr es Ragnar.
"Aber irgendetwas sagt mir, dass dieses Wesen, was immer es ist, mir nichts Böses will".
"Da können wir uns nicht sicher sein und ich werde dich das Risiko nicht eingehen lassen".
"Aber ...".
"Kein aber", sagte er und sie gab auf, wissend, dass mit ihm zu diskutieren keinen Sinn hatte. Da nun einige Bedienstete im Zimmer ein und aus gingen, um im Waschraum den Zuber mit warmen Wasser zu befüllen, war es sowieso klüger, nicht vor ihnen darüber zu reden. Während sie darauf warteten, dass der Zuber fertig wurde, ließ Marian ihre Finger durch den Bart ihres Mannes gleiten.
"Es gefällt mir, doch wir sollten ihn entfernen. Er ist beim Küssen lästig", sagte sie und er grinste.
"Wie auch immer es dir beliebt", meinte er und befahl Magda, die das Füllen des Zubers beaufsichtigte, ihm ein Rasiermesser bringen zu lassen.
Nachdem sie dies getan hatte und der Zuber fertig war, ließ man die beiden alleine. Ragnar half seiner Frau aus dem Bett und führte sie in den Waschraum.
"Setzt dich und ich werde dich Rasieren", schlug Marian vor, denn oft hatte sie dies bei ihrem Vater getan und war daher durchaus fähig das Messer richtig zu benutzen, ohne sein schönes Gesicht mit schnitten zu verunstalten. Ragnar wusste dies zwar nicht, doch er gehorchte ohne zu zögern und ließ sich auf dem Rand des Zubers nieder. Mit einem Lächeln zog er sie zwischen seine Beine und musterte sie, während sie die Rasur begann und sich einzig darauf zu konzentrieren versuchte.
"Daran könnte ich mich gewöhnen, ab sofort wirst du das immer übernehmen", meinte er, als sie fertig war und er keinen einzigen Schnitt erlitten hatte.
"Mit großem Vergnügen", sagte sie und musterte ihn. Egal ob mit oder ohne Bart, er war die reinste Versuchung. Ihr Herzschlag begann sich zu beschleunigen, als er sie von sich schob und sich erhob, um ihr das Kleid von den Schultern zu ziehen. Mit einem rascheln fiel es zu Boden und sie erschrak als er Böse knurrte.
"Ich werde ihn umbringen", grollte er und als sie an sich hinab sah, erkannte sie, dass ihr Körper mit unzähligen blauen Flecken gezeichnet war. Sie sah, wie sein Augenlid zuckte und rasch machte sie sich daran, auch ihm beim Ausziehen zu helfen. Zu ihrer Erleichterung, lenkte es ihn von seinem Zorn ab und er kam ihr zur Hilfe. Marian konnte sich kaum an ihm sattsehen. Ihr Körper reagierte mit starker Erregung auf ihn.
Während sie gemeinsam in den Zuber stiegen, versuchte sie, die Lust zu zügeln. Sie saß mit dem Rücken zu ihm und Ragnar begann sogleich sie zu waschen. Marian ließ es zu und seine sanften Berührungen, sowie die Wärme des Wassers machten sie schnell schläfrig. Daher stieg sie auch rasch aus dem Zuber, als er fertig war und sich nun selber wusch. Gähnend nahm sie ein Tuch und tupfte ihren Körper trocken.
Schlagartig war die Müdigkeit jedoch verschwunden, als Ragnar aus dem Zuber stieg und dicht hinter sie trat. Sie erschauderte als er ihre Schulter küsste.
"Beuge dich nach vorne mein Schatz und halt dich am Zuber fest", hauchte er und sie gehorchte. Aufgeregt war sie und ihr ganzer Körper zitterte vor verlangen. Sie hörte, dass er schnell atmete und wohl genauso wie sie fühlte. Sanft bedeckte er ihren Rücken mit mehreren Küssen, ehe er sich quälend langsam in sie schob. Ein Stöhnen entfuhr ihr und ihn endlich wieder auf diese Weise spüren zu können, ließ sie fast den Verstand verlieren. Ihre Beine wollten nachgeben, doch er hielt sie mit seinem starken Arm aufrecht. Sie hörte ihn stöhnen und es machte sie schier Wahnsinnig, dass er still in ihr verharrte und sich nicht bewegte.
"Ragnar, bitte", flehte sie.
"Hab Geduld, das letzte Mal war zu lange her, gib mir Zeit, mich zu kontrollieren", raunte er und genoss mit geschlossenen Augen die gemeinsame Verbundenheit. Doch Marian wollte nicht warten und begann verlangend ihr Becken zu bewegen. Ragnar knurrte dunkel und er packte sie fester.
"Willst du mich um den Verstand bringen?", fragte er keuchend.
"Ragnar, bitte", flehte sie erneut und er lachte leise, ehe er ihre Wunsch nachkam und sich in ihr zu bewegen begann. Beiden entfloh ein Stöhnen.
Seine Stöße waren langsam aber tief und Marian verlor schnell die Kontrolle über ihren Körper. Ein raues grollen entfuhr seiner Kehle, als er spürte, wie sie mit einem Aufschrei um ihn herum kam. So schnell, dass es selbst ihn Überraschte. Ihre Lust zu fühlen und zu hören, trieb ihn dazu an, schneller zu werden.
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er hörte, wie sie lustvoll seinen Namen rief. Als ihre zitternden Beine vollends nachgaben, hob er sie etwas an, sodass sie den Boden unter ihren Füßen verlor. In ihr verbleibend, trug er sie zum Bett. Dort war er nicht mehr in der Lage, sein Verlangen zu kontrollieren. Schnell und tief eroberte er sie. Ihre beiden Körper verzehrten sich voller Inbrunst nachdem des anderen und beinahe zeitgleich erlagen sie kurz darauf ihrem Höhepunkt.
"Ich liebe dich", hauchte Ragnar ihr rau zu, während sich seine Lust in ihr verströmte.


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