Kapitel 46

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Trotz seiner schweren Verletzung, kam Ivar taumelnd auf die Beine und war bereit, die beiden Frauen bis zu seinem letzten Atemzug zu beschützen. Sein Schwert schleifte über den Boden, als er schwerfällig einige Schritte machte. Marian schluchzte, als ein weiterer Pfeil sich in sein Fleisch bohrte und nun auch sein anderer Arm unfähig war, das Schwert zu halten. Keuchend ging Ivar in die Knie, doch er blickte Hegvaldr voller Hass entgegen.
Mehrere Gestalten traten nun aus der Dunkelheit der Bäume hervor und zielten mit ihren Bögen auf Ivar und auch auf Ashildr.
"Was wollt ihr?", fragte Ashildr mit zitternder Stimme, da Marian vor Furcht wie gelähmt war und kein Wort herausbrachte. Hegvaldr trat zu ihnen heran und schlug Ashildr wuchtig in das Gesicht. Erschrocken kniete sich Marian zu Ashildr nieder, als sie davon zu Boden geschleudert wurde.
"Ich werde nur mit Marian reden", sagte Hegvaldr und trennte die beiden Frauen, in dem er Marian packte und zu sich zerrte.
"Es ist von großer Dringlichkeit, dass du mit mir kommst. In deinem Land geschehen Dinge, die du dir nicht vorstellen kannst. Laut dem, was mein Sohn aus deinem Vater herausbekam, besitzt du etwas, was dieses Chaos beenden kann", sagte Hegvaldr und Marian traute ihren Ohren nicht. Was um Himmelswillen, geschah in ihren Landen und was hatte es mit ihr zu tun?
Ihr Vater lebte er etwa noch?
"Ja, das tut er", antwortete Hegvaldr, als ob er ihre stumme Frage erkannt hätte. Die Augen von Marian weiteten sich. Freude überkam sie, doch gleichzeitig wurde sie von der Angst gepeinigt. Ihre Beine drohten ihr zitternd zu versagen.
"Lasst sie los", knurrte Ivar, der trotz allem versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
"Bleib, wo du bist oder ich befehle meinen Leuten, zu schießen. Sei dir gewiss, der nächste Pfeil tötet dich", warnte Hegvaldr.
"Bitte nicht", flehte Marian.
"Ich werde die beiden verschonen, wenn du brav mit mir kommst", sagte Hegvaldr.
"Das wird sie nicht. Ihr seid eindeutig zu weit gegangen. Wenn Ragnar erfährt, was hier passiert, wird euer Tod ein sehr grausamer werden", schimpfte Ashildr, deren Gesicht von dem Schlag rasch angeschwollen war.
"Bis er davon erfährt. Sind wir längst über alle Berge", spottete Hegvaldr und er schien sich nicht im Geringsten davor zu fürchten, dass nur wenige Kilometer entfernt, ein gewaltiges Heer darauf wartete, ihn zu vernichten.
Er war eindeutig mutiger als sein Sohn.
Marian wollte Ivar und Ashildr schützen, doch um keinen Preis der Welt, wäre sie bereit, freiwillig mit diesem Bastard von Hegvaldr zu gehen. Ihr Kampfgeist erwachte und bevor Hegvaldr sich versah, packte sie ihn an seinem Gürtel. Dort hing ein Schwert, das sie rasch zog. Hegvaldr wich ihrem Hieb mit dem kalten Eisen aus und musste sie dabei loslassen. Doch ihr Angriff sorgte dafür, dass einer der Männer mit dem Bogen auf sie zielte und den Pfeil abschoss, um seinen Herrn zu schützen.
Marian entfuhr ein Schmerzensschrei, als sich der Pfeil in ihren Oberarm bohrte. Ashildr war mit bleichem Gesicht sofort bei ihr, als sie in die Knie ging.
"DU BASTARD", brüllte Ivar und zog eine kleine Axt, die an seinem Gürtel hing und schleuderte sie mit letzter Kraft dem Mann entgegen, der auf Marian geschossen hatte. Sie bohrte sich in dessen Brust und er fiel rücklings um. Die anderen Männer fluchten, doch sie wagten es nicht ihre Pfeile auf Ivar abzuschießen, da Hegvaldr ihnen mit einem Handwink Einhalt gebot.
"Das hat mich ziemlich überrascht", gestand Hegvaldr und blickte auf Marian nieder. Ihr ganzer Arm war bereits blutunterlaufen und der Schmerz drohte ihr die Sinne zu rauben.
Wuchtig stieß er Ashildr von ihr fort und zerrte Marian auf die Beine.
"Wir sollten jetzt gehen. Noch länger hier zu verweilen birgt das Risiko bemerkt zu werden", sagte er und stieß Marian in die Arme einer seiner Männer. Ashildr versuchte vergeblich zu Marian zu gelangen. Als sie erkannte, dass sie keine Chance hatte, ging sie vor Hegvaldr in die Knie und flehte, dass sie Marian begleiten dürfe.
"Tu, was dir beliebt, solange du nicht lästig wirst", sagte er und verschwand in der Dunkelheit der Bäume. Seine Männer taten es ihm nach. Wie Ashildr erkannte, hatte Marian bereits ihr Bewusstsein verloren und lag schlaff in den Armen ihres Peinigers. Mit einem letzten Blick zu Ivar, der regungslos am Boden lag, kam sie auf die Beine und folgte ihrer Herrin.

Der Ragan Clan (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt