Die Nacht brach herein, aber Marian konnte keinen Schlaf finden. Sie sorgte sich sehr um ihren Vater und die anderen Verletzten. Halvdan hatte ihnen nicht nur den Zugang zu den Verliesen verweigert, sondern Rawena kurz darauf auch all ihre Salben und Tränke abgenommen. Marian hatte jegliche Hoffnung verloren, denn sie wusste, selbst wenn sie doch noch zu den Verliesen durften, hätten sie nichts mehr, um die Verletzten zu behandeln. Doch Rawena hatte ihr schnell wieder Mut gemacht und gemeint, dass sie einfach neue Medizin herstellen konnte.
Marian hatte nicht gezögert ihr dabei zu helfen und viele Stunden hatten sie damit verbracht, die nötigen Kräuter zu sammeln. Laut der Älteren wuchs das beste Kraut dafür, tief in den Wäldern. Soweit konnten sie aber nicht gehen, ohne das die Männer es für eine Flucht hielten und sie bestraften. Daher war ihnen nichts anderes übrig geblieben, als mit den minderen Kräutern nahe der Festung vorliebzunehmen.
Die Wirkung würde deutlich schwächer sein, doch sie wussten, es war besser als nichts. Marian riss sich von diesen Erinnerungen los, als es in der Festung laut wurde. Männer jubelten und sogar der erstaunte Ausruf einiger Frauen war zu hören. Verwirrt lauschte sie dem wilden Stimmenwirrwarr. Ihr Puls begann sich schlagartig zu beschleunigen als sie hörte, dass Ragnar mit reichlich Gold zurück war. Es verwunderte sie nicht, dass er in den Bergen fündig geworden war, da ihr Vater die Existenz des Goldes bestätigt hatte. Doch es erstaunte sie, dass ihr Herz freudig hüpfte und seine Rückkehr sie glücklich machte. Sie redete sich ein, dass sie nur so fühlte, weil er ihr eine gewisse Sicherheit versprach. Zwar nicht vor ihm selbst, aber sehr wohl vor den anderen Männern.
Marian zögerte nicht lange und verließ das Gemach. Als sie kurz darauf die Treppe erreichte, die hinab zur Eingangshalle führte, hielt sie inne. Sie sah, wie die Männer sich gierig über einen Sack voller Gold hermachten. Schnell war dieser geleert und das Gold in mehreren Taschen verschwunden. Der Jubel war Ohrenbetäubend und das Gold für alle ein Beweis, dass es in den Bergen noch viel mehr davon gab. Diese Erkenntnis wollten die Männer feiern und sie scheuchten die Frauen auf, die ihnen die Tische reich decken sollten. Unter lauten Jubelgesängen, lichtete sich die Masse und Marian konnte Ragnar erblicken. Er sah ein wenig mitgenommen aus und sie war sich sicher, dass seine Reise in die Berge nicht ohne Probleme verlaufen war. Ein eindeutiger Beweis dafür war der Rothaarige, denn er hatte mehrere Prellungen und Schürfwunden. Die Wunden schienen nicht sonderlich Tragisch zu sein, doch seine Mimik wirkte etwas gequält. Ein weiterer Mann stand bei ihnen und trug einen Sack bei sich, der eine rötliche Verfärbung hatte, die sie an Blut erinnerte.
Die drei sahen der begeisterten Menge mit undeutbaren Blicken nach, ehe sie zu Halvdan sahen, der ihnen raschen Schrittes entgegen kam. Er verlangte zu erfahren, was mit seinen Männern geschehen sei. Marian hörte, wie Ragnar ihm versicherte, dass er beim Essen alles erzählen würde. Mit einem murren akzeptierte Halvdan dies und stampfte davon. Nun kamen einige aus dem Ragan Clan zu ihnen. Ragnar ließ seine Männer nicht zu Wort kommen, da er Marian entdeckte und sie sofort der Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit war. Seine Blicke wanderten langsam über ihre Gestalt, während ein Lächeln seine Lippen zierte. Der Atem stockte ihr, als er in ihr Gesicht sah und sich seine Mimik sofort versteinerte. Mit einem Fluch, stieß er seine Männer aus dem Weg und kam raschen Schrittes zur Treppe. Der Zorn loderte in seinen Augen als er die Stufen empor kam.
Marian war über seine Wut so erschrocken, dass sie liebend gerne vor ihm geflohen wäre. Doch ihre Beine wollten sich nicht rühren. Mit einem gefährlichen Knurren, kam er vor ihr zum Stehen. Marian wimmerte leise, als er behutsam ihr Kinn ergriff und mit seinen Daumen über die dortige Schwellung strich.
"Wer hat das getan?", wollte er wissen, doch seine bedrohlich klingende Stimme schüchterte sie so sehr ein, dass sie ihm eine Antwort verweigerte. Ragnar rief daraufhin nach einem Ivar und einer seiner Männer kam gehorchend zu ihm.
"Erzähl mir, was passiert ist", verlangte Ragnar voller Ungeduld und der Mann erstattete ihm Bericht. Mit jedem seiner Worte, schien die Wut in Ragnar zu steigen. Nachdem er sich alles angehört hatte, eilte er die Treppe hinab und stürmte in den Thronsaal. Seine Männer folgten ihm hastig und kurz darauf wurde es Laut. Krachend ging etwas zu Bruch, die Frauen schrien und einige Männer brüllten. Marian erschauderte und so schnell ihre Fesseln es erlaubten, suchte sie den Saal ebenfalls auf.
Die Frauen hatten sich in die Ecken geflüchtet, während die Männer von Halvdan versuchten, zu dem Thron zu gelangen. Sie wurden jedoch vom Ragan Clan aufgehalten. Die Augen von Marian weiteten sich, als sie sah, was der Auslöser für all das war. Ragnar war gerade dabei, gnadenlos auf Halvdan einzuschlagen. Letzterer konnte sich gegen dessen Ansturm nicht zur Wehr setzten. Erst als er mehrmalig Blut spuckte und sein Gesicht gefährlich anschwoll, ließ Ragnar mit einem dunklen Grollen von ihm ab.
"Vergreifst du dich noch einmal an ihr, werde ich dich Kastrieren und Tamir und Temos zum Fraß vorwerfen", drohte Ragnar und Marian fragte sich sogleich, wer die beiden genannten waren. Halvdan murrte etwas Unverständliches und wirkte sichtlich verwirrt. Er wusste wohl immer noch nicht, was er in seinem Rausch getan hatte. Ragnar wandte sich von ihm ab und blickte zu dessen Männern. Diese beruhigten sich erstaunlich schnell und nahmen wieder auf den Bänken platzt. Sie wussten, dass Halvdan gegen den Eid verstoßen hatte und Ragnar das Recht gehabt hatte, ihn dafür zu bestrafen. Noch dazu schien es keiner von ihnen zu wagen, sich persönlich mit dem Anführer des Ragan Clans anzulegen. Marian konnte nicht umhin, etwas Schadenfroh zu sein. Halvdan musste die Hilfe seiner Männer beanspruchen, um auf die Beine zu gelangen. Sein Gesicht sah schrecklich aus und obwohl in seinen Augen die Wut loderte, unternahm er nichts und fügte sich.
Ragnar, der sich äußerlich wieder beruhigt hatte, setzte sich in den Thron nieder und wartete geduldig, bis die Tische gedeckt waren und die Männer nach Informationen heischend zu ihm sahen. Erst dann, begann er davon zu berichten, was in den Bergen geschehen war. Niemand wollte ihm die Geschichte mit dem Ungeheuer glauben. Halvdan war sich sogar sicher, wie er etwas Kleinlaut verkündete, dass Ragnar seine Männer gemordet hatte. Daraufhin rief Ragnar nach einem gewissen Halvar. Der Mann mit dem Sack am herbei und Ragnar nickte ihm zu. Marian und den anderen Frauen entfuhr ein Aufschrei, als Halvar in den Sack griff und den Kopf einer schrecklichen Kreatur emporhielt.
Selbst die Männer waren schockiert und Halvdan traute seinen Augen kaum. Ragnar erklärte ihm nun, wie einer seiner Männer in den Tod gestürzt war und zwei andere von dem Monster getötet worden seien. Der vierte sei geflohen und verschwunden. Halvdan knirschte hörbar mit seinen Zähnen und ärgerte sich, dass er Ragnar nicht die Schuld geben konnte. Nachdem sich der Schock bei allen ein wenig gelegt hatte, erklärte Ragnar, dass nur Gold das Monster töten konnte. Die Männer schienen nicht davon abgeschreckt zu sein, dass sie mit ihren Waffen machtlos waren und planten sofort ihr weiteres vorgehen.
Sicher sei man sich, dass in den anderen Höhlen noch mehr dieser Kreaturen lauern könnten. Man beschloss ein wenig des Goldes zum Schmelzen zu bringen und die Waffen damit zu benetzen. So schnell wie möglich wollten sich mehrere Gruppen auf den Weg machen, um die anderen Höhlen zu erforschen. Marian hörte Aufmerksam zu. Aufregung erfüllte sie, denn sie wusste, wenn die Männer in die Berge gingen, würde es in der Festung ruhiger werden. Das würde besonders für Huxley ein Vorteil sein, sollte er in der Zeit einmarschieren. Doch schnell vergaß sie dies, als sie bemerkte, dass Ragnar zu ihr sah.
Als er sie zu sich winkte, hätte sie liebend gerne die Flucht ergriffen. Doch sie ermahnte sich, was er mit ihr machen könnte, wenn sie nicht gehorchte und fügte sich mit Widerwillen. Sein Blick wich nicht von ihr, während sie zu ihm kam und mit jedem Schritt wurde sie Nervöser. Als sie ihn erreichte, musterte er ihr Kinn, ehe er einen boshaften Seitenblick zu Halvdan warf. Dieser bemerkte es nicht, da er zwei Goldklumpen mit großer Neugier musterte. In der Lage seinen Zorn zu zügeln, sah Ragnar wieder zu ihr und schenkte ihr ein Lächeln. Marian spürte, wie ihre Wangen sich erhitzten und sie musste sich eingestehen, dass sie ihn gerne Lächeln sah. Ihre Augen weiteten sich, als er einen Arm um sie legte und ihren zitternden Körper auf seinen Schoss zog. Sogleich sahen einige Frauen erschrocken zu ihnen und erwarteten das schlimmste. Die Überraschung war ihnen deutlich anzusehen, als Ragnar sanft über ihr geschwollenes Kinn streichelte.
Marian musste schwer schlucken und mied seinen Blick. Es nervte sie, dass er ihr Herz zum Rasen brachte. Warum musste sie ausgerechnet jetzt an den Kuss denken? Ihre Atmung beschleunigte sich immer mehr und zu ihrem Ärgernis entging ihm dies nicht. Ein Keuchen entfloh ihr, als er mit seinen Daumen über ihre Unterlippe strich. Sein Gesicht kam dem ihrem Näher und sie war sich sicher, er würde sie küssen. In Panik lehnte sie sich von ihm weg und nur sein Arm um ihren Leib hinderte sie daran, rücklings von ihm zu fallen. Sein Lächeln wurde breiter und er musterte ihre geröteten Wangen. Als er dann jedoch bemerkte, dass viele, selbst Halvdan, zu ihnen sahen, ließ er sie ruckartig los. Dadurch verlor sie ihren Halt und stürzte von ihm hinunter zu Boden. Marian war darüber sehr erbost und er warf ihr einen belustigten Blick zu, als sie ihn wild verfluchte. Dann, so schnell es ihre Fesseln erlaubten, erhob sie sich und floh aus dem Saal.Von einer sichtlichen Unruhe ergriffen, machte es sich Marian mit einem Kissen auf dem Boden des Gemaches gemütlich. Sie wollte sich dem weichen Bett verweigern und Erstrecht dem Mann, der darin schlafen würde. Immer wieder flog ihr Blick zu der Tür, fürchtend, das Ragnar kam. Doch es vergingen noch lange Minuten, ehe sie seine Schritte nahen hörte. Ihr Puls beschleunigte sich. Sie fürchtete ihn und gleichzeitig konnte sie sein Erscheinen kaum erwarten. Das war sehr verwirrend und erneut ermahnte sie sich. Der Atem stockte ihr, als Ragnar schließlich eintrat. Er warf ihr einen verwunderten Blick zu, als er sie mit einem Kissen auf dem Boden kauernd entdeckte. Sie wandte ihm rasch ihren Rücken zu und versuchte, seine Anwesenheit zu ignorieren.
Zu ihrer Erleichterung, schien er dies zu dulden. Prüfend schielte sie zu ihm, als er zum Bett lief und sich seines Schwertes und dem Waffengurt entledigte. Sie konnte nicht umhin, dabei das Spiel seiner Muskeln zu beobachten. Errötend fiel ihr auf, wie groß seine Hände waren und das sie von ihnen berührt werden wollte. Ragnar sah überrascht zu ihr, als sie sich selbst eine Ohrfeige verpasste und sogleich aufheulte, da sie ihre Schwellungen vergessen hatte und es mehr schmerzte als erwartet. Marian war über sich selbst verärgert und verstand einfach nicht, was mit ihr los war. Sicher war sie sich, dass ihr Vater ausrasten würde, wenn er von ihren Gedanken wüsste. Erschrocken keuchte sie auf, als Ragnar plötzlich bei ihr war und sie auf seine Arme hob.
"Was soll das werden? Lass mich sofort runter", keifte sie ihn sogleich an. Doch er gehorchte ihr natürlich nicht, trug sie zum Bett und warf sie dort hinein. Wie erstarrt war sie, als er über sie kam. Er schloss ihre Hände in den seinen ein und presste sie zu beiden Seiten ihres Kopfes nieder. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an und ihre Atmung beschleunigte sich rasant.
"Ich habe dich vermisst, meine kleine Raubkatze", flüsterte er und auch wenn seine Worte sie erfreuten, hatte sie nicht vor, sich ihm oder ihren Gefühlen zu ergeben.
"Wenn du nicht willst, dass ich meine Krallen ausfahre, dann geh runter von mir", sagte sie und war bereit bis zum letzten Atemzug gegen ihn zu kämpfen.
"Nur zu, lass mich deine Krallen sehen", erwiderte er. Nur einen Augenblick später stöhnte er vor Schmerz auf, als sie ihre Knie schwungvoll anhob und wuchtig gegen seinen Schritt stieß. Mit einem Fluch rollte er sich von ihr hinunter und schien sehr zu leiden. Ihr Tritt war genauso wirkungsvoll, wie sie es sich erhofft hatte. Leider, hatte sie ebenso Schaden abbekommen, denn die Fesseln hatten ihr diese Bewegung nicht gedankt und ihre Haut stark aufgeschürft. Sie ignorierte den Schmerz jedoch und erhob sich rasch aus dem Bett. Wissend, dass sie es übertrieben hatte, floh sie zur Tür. Doch Ragnar hatte sich erstaunlich schnell wieder gefasst und hechtete ihr hinterher. Er holte sie schnell ein, wirbelte sie herum und drückte sie mit dem Rücken gegen die Tür. Erneut schloss er ihre Hände in die seine ein und presste sie gegen das massive Holz. Marian sah ihn erschrocken an und war sich sicher, dass er sie für ihren Tritt bestrafen würde. Doch was er nun tat, erschütterte sie so sehr, das sie kurzzeitig wie erstarrt war. Seine Lippen nahmen ohne Gnade, von der ihren Besitz. Sein Ansturm war überwältigend und ihre Gefühle spielten verrückt. Verzweifelt versuchte sie, sich gegen ihn zu wehren. Doch er presste sie nur noch fester gegen die Tür und drängte seinen Leib gegen sie. Er plünderte ihren Mund ohne Unterlass und schließlich konnte sie nicht anders, als sich ihm zu ergeben. Ragnar konnte sein Verlangen kaum noch bändigen, als er spürte, wie sie seine Leidenschaft zaghaft zu erwidern versuchte. Auch, wenn es ihn erfreute, mühte er sich, seine Kontrolle zu behalten.
Seine Strafe für sie, bestand nun darin, ruckartig von ihr abzulassen. Ihre wunderschönen Augen waren geweitet und ihre Knie zitterten so sehr, dass sie an der Tür entlang, zu Boden rutschte. Ihre Wangen glühten wie Feuer und er wusste, dass er ihr Begehren geweckt hatte.
Mit einem Grinsen wandte er sich von ihr ab und begab sich Wortlos zu Bett.
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Der Ragan Clan (1)
RomanceWährend Marian Callahan von einer körperlosen Stimme gepeinigt wird, muss sie gleichzeitig miterleben, wie boshafte Krieger in ihrer Heimat einfallen und diese an sich reißen. Schneller als ihr Lieb ist, erhebt der Anführer des Ragan Clans seinen An...