Kapitel 45

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Auch am nächsten Tag, nahm sich Ragnar einige Stunden, um mit Marian zu trainieren. Er bemerkte durchaus, dass sie sich besserte, aber er lobte sie nicht. Marian verlor ihre Scheu davor, gegen ihn zu Kämpfen, aber ihre Hiebe parierte er weiterhin mit Leichtigkeit.
"Was soll das werden, Marian, zu sehen, wie schwach meine Frau ist, beschämt mich", ärgerte er sie, als der späte Nachmittag hereinbrach und er beschloss, sie wütend zu machen, da dies oftmals ungeahnte Kräfte hervorrief. Sie grummelte und er sah ihr an, dass sie völlig fertig war. Es erstaunte ihn immer wieder, dass sie dennoch nicht aufgab.
"Wenn das so weiter geht, werde ich mir wohl eine andere Frau suchen müssen", scherzte er und wusste sofort, dass er damit zu weit gegangen war. Marian hielt inne und ihre Augen schienen Funken zu sprühen.
"Was soll das denn heißen?", fauchte sie.
"Du bist zu schwach".
"Soll das ein Witz sein? Wenn du meine Schwäche nicht magst, warum hast du dich dann dagegen geweigert, mich das Kämpfen zu lehren", schimpfte sie und ging zornig auf ihn los. Ragnar war begeistert, als sie wie eine wilde gegen ihn kämpfte. Doch schnell verging ihm das lachen, denn er bekam Mühe, ihre wütenden Angriffe zu parieren. Marian bewegte sich unglaublich schnell, von einem Moment auf den anderen, war sie hinter ihm und er wich ihrer Klinge dank eines schnellen Sprungs zur Seite aus.
"Wag es nie wieder, zu sagen, dass du dir eine andere Frau suchen willst", rief sie und er versuchte, ihre Hiebe zu parieren, ohne sie dabei zu verletzen. Gleichzeitig wurde er von Stolz überrannt und hätte nichts lieber getan als sie zu Küssen. Doch Marian war außer sich und ging weiterhin auf ihn los. Oftmals waren ihre Hiebe so schnell, dass er sie kaum kommen sah. Lucian und einige anderen, die den beiden zusahen, klappte die Kinnlade hinab. Marian selbst, nahm gar nicht wahr, dass sie Ragnar in Bedrängnis brachte und auch nicht, dass ihre Klinge ihn an seinem Oberarm erwischte. Es war nur ein leichter Schnitt, der kaum blutete. Von großem Stolz ergriffen, setzte Ragnar dem Kampf rasch ein Ende, in dem er Marian entwaffnete, sie packte und schwungvoll zu sich heranzog.
"Nun beruhige dich, meine Schöne, ich habe doch nur einen Witz gemacht", sagte er und presste seine Lippen auf die ihre. Marians Zorn verrauchte schnell und als er sich von ihr löste, wurde sie sich des Schnittes gewahr. Ihre Augen weiteten sich.
"Oh nein, das wollte ich nicht", rief sie erschrocken.
"Ich merke es nicht einmal", winkte er ab und betrachtete sie lächelnd.
"Das hast du gut gemacht", lobte er.
"Das war, in der Tat, ziemlich gut. Doch zu einer Kämpferin macht es dich noch lange nicht", meinte Lucian, der nun zu ihnen kam und ihr Pfeil und Bogen reichte.
"Diesen Part werde ich nun übernehmen, bei mir wirst du nicht viel zu lachen haben", sagte er und Marian nahm den Bogen an sich.
"Geh nicht zu hart mit ihr um", drohte Ragnar.
"Sagt gerade der richtige, wer hat sie den Tagelang gewichte schleppen lassen", meinte Lucian und führte Marian davon.

Wie sich herausstellte, hatte Lucian gelogen. Während des Trainings mit ihm konnte sich Marian oftmals nicht halten vor Lachen. Er hatte großen Spaß daran, in Erinnerung zu schwelgen und ihr ein paar ziemlich witzige Geschichten über Ragnar zu erzählen, während sie das Spannen und halten des Bogens übten. Marian musste vor Lachen sogar weinen, als er berichtete, dass Ragnar einmal einen Zusammenstoß mit einem Stinktier gehabt habe und man ihm Tagelang aus dem Weg gegangen sei.
"Einmal, als ich ziemlich wütend auf ihn war, - warte, halte die Spannung, lass nicht locker, - da habe ich seinen Hengst mit bunten Schleifen geschmückt. Ragnar ist fast durchgedreht als er sein Ross so erblickt hatte", erzählte Lucian und korrigierte die Art, wie sie den Bogen hielt. Marian schmunzelte und versuchte sich den Anblick des Pferdes vorzustellen. Sie mochte es sehr, mit Lucian zu trainieren, denn sie erfuhr viel aus Ragnars Vergangenheit. Nach einer guten Stunde kam Ragnar zu ihnen.
"Das reicht nun. Marian brauch eine Pause", sagte er und wunderte sich, dass beide bei seinem Anblick zu lachen begannen.
"Lucian, - was hast du ihr erzählt?", fragte Ragnar grollend.
"Nun, ich bin mir sicher, dass du dich nie wieder freiwillig einem Stinktier nähern wirst", sagte Marian und zu ihrem großen Vergnügen lief ihr Mann hochrot an.
"Das hast du ihr nicht ernsthaft erzählt", schimpfte er.
"Doch und nicht nur das", meinte Lucian und beugte sich zu Marian.
"Das Beste hast du noch nicht gehört, ich werde nie diesen Anblick vergessen. Einmal, da war Ragnar so betrunken, dass ich ihn in ...", Lucians Worte gingen unter als Ragnar ihm rasch den Mund zuhielt.
"Ich will es hören", meinte Marian.
"Nein, ansonsten wirst du versuchen es dir vorzustellen und das will ich nicht", sagte Ragnar und blickte seinen Freund mahnend an, ehe er seine Hand sinken ließ.
" ... Frauenkleider gesteckt", sprach Lucian einfach weiter und Marian brach in schallendes Gelächter aus, während Ragnar seinem Freund einen gewaltigen Hieb verpasste, der ihn rücklings zu Boden stürzen ließ.
"Oje, ist er in Ordnung?", fragte Marian, als Lucian sich nicht mehr rührte.
"Der erwacht bald wieder und du vergisst schnell alles, was du gehört hast", grollte Ragnar und brachte seine Frau in die Burg, wo ein köstliches Essen auf sie wartete.

Der Ragan Clan (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt