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Alien Blues
- Vundabar

Nate's Pov:

Ich seufzte, als ich keine neue Packung Zigaretten mehr fand. Meine letzte würde ich nun rauchen, weshalb ich mir in der Pause scheinbar neue besorgen müsste. Immerhin fuhr mich Luce heute wieder, der hoffentlich die Klappe hielt, bis wir in der Schule waren. Doch so wie ich ihn kannte, würde das wohl nichts werden.

Als ich an Luce dachte, huschte ein Lächeln über meine Lippen. Was auch immer dieses Gefühl in meiner Brust war, abschütteln wollte ich es nicht. Luce war wie ein Zuhause für mich. Vielleicht war es deswegen häufig so schwer, ihn abzuweisen. Irgendwas an ihm machte mich verrückt und fast schon ... glücklich.

Sein Wagen fuhr vor, als ich meine Zigarette fast zuende geraucht hatte, und mit dem üblichen Grinsen auf den Lippen stieg er aus. Trotz dem hohen Kragen seines T-Shirts, erkannte ich eine lila Verfärbung auf seinem Schlüsselbein. Ich ging mit ernsten Blick auf ihn zu, blieb vor ihm stehen und sah ihn an. Seine Haare waren nicht so ordentlich gemacht wie sonst, was meistens ein Zeichen dafür war, dass er so starke Schmerzen hatte, dass er seine Arme nicht lange oben behalten konnte. Dieser Junge war echt alles andere als vernünftig. Ein Lächeln huschte über meine Lippen, während ich ihn ansah.

»Arme hoch!«, befahl ich ihm, er sah mich verwirrt an. »Was ...?« »Arme hoch!« Als er sich immernoch nicht regte, legte ich meine Hände an seine Ellenbogen und hob seine Arme. Auf der Hälfte des Weges zischte er, ich hielt an und ließ seine Arme los, dann seufzte ich und betrachtete ihn von oben bis unten.
»Okay Luce, mitkommen!« Er war weiterhin verwirrt, folgte mir jedoch ohne weitere Widerrede in das Haus.

Ich schloss die Wohnungstür auf und hörte quasi sofort, dass meine Schwestern wieder stritten. Immer das selbe mit den beiden.
»Streitet mal leiser, man kann sich selbst hier ja nichtmal verstehen!« »Nathan, was machst du wieder hier? Hast du was vergessen?« Meine besorgte Mutter kam aus der Küche, warf sich das Handtuch in ihrer Hand über die Schulter und sah Luce neben mir an.
»Das ist Luce. Wir müssen noch schnell was erledigen und dann sind wir weg.« Die Frau nickte, anscheinend komplett überfordert, also zog ich Luce an mir vorbei und den Gang entlang, bis wir an meinem Zimmer ankamen.
»Denk aber ja nicht, dass ich aufgeräumt habe!«, warnte ich ihn vor, er kicherte leise und wir traten in mein Zimmer. Zwei Wände waren dunkel gestrichen, die Möbel und gesamte Einrichtung waren ebenfalls dunkel. Er drehte sich einmal um sich selbst und schien zu staunen, doch ich führte ihn zum Bett, drückte ihn auf dieses und sah ihn bestimmend an. »Je weniger du mich nervst, desto schneller bist du hier wieder raus!« Irgendwo in der Wohnung fiel etwas um und mit einem lauten Krachen viel der Gegenstand zu Boden und zersprang hörbar. Luce zuckte zusammen, ich blieb ruhig.

»Shirt aus!« Auf dem Bett hörte ich, wie er sich von seinem T-Shirt befreite und als ich mich wieder umdrehte, sah er mich an. Seine blauen Augen schienen hilflos zu sein und ich versuchte zu ignorieren, dass er nicht nur alte und neue Blutergüsse, sondern auch alte und neue Narben wie Wunden hatte. Meine Mutter begann leise zu schimpfen und der Blick von Luce wurde etwas zwischen ängstlich und verzweifelt. Ich berührte seine Haut vorsichtig, um das Blut wegzuwischen, dann begann ich die Wunden zu säubern. Er zischte ein paar Mal, wehrte sich jedoch nicht gegen mich. Ich hatte ihn schon häufig oberkörperfrei gesehen, doch meistens sah ich nur ein paar verblasste Blutergüsse. So frisch hatte ich die Wunden bei ihm noch nicht gesehen.

»Warum ... warum tust du das? N-n-nate?« Seine Stimme zitterte, als er meinen Namen aussprach, ich sah in seine Augen. »Weil niemand sich selbst mit Schmerzmitteln betäuben soll, niemand die Entzündungen der Wunden ignorieren soll und vorallem du mal ein bisschen das Gefühl brauchst, dass sich jemand um dich sorgt und kümmert.« Meine Stimme war ruhig, ich war in meinem Element. Ich klebte die größeren Schnitte und als ich das nächste Mal in sein Gesicht sah, sah ich eine Träne auf seiner Wange glänzen. Er hob seine Hand, um sie weg zu wischen, doch ich war schneller und nahm ihn in den Arm. »Ich dachte du hasst Körperkontakt.« Ich grinste nur, denn genau danach war mir gerade. Irgendwas in mir fühlte sich ein wenig glücklich. Glücklich, dass Luce noch da war.
»Glaub mir, dass dachte ich auch.« Als ich ihn wieder los ließ, lächelte auch er und ich packte die Sachen, die ich für seine Verpflegung gebraucht hatte, wieder weg.

»Sind die Jungs auf dem Bild von deiner alten Schule?« Er meinte vermutlich das Bild, welches auf meinem Schreibtisch in einer Ecke stand. Lächelnd nickte ich. »Hattest du einen Freund?« Seine Stimme war eine Mischung aus aufgeregt und glücklich, was mich erneut zum grinsen brachte. »Wir waren nicht offiziell zusammen, sind irgendwie in der Dating-Phase stecken geblieben, doch wenn du willst, dann könntest du ihn als meinen ersten und vermutlich auch letzten Freund bezeichnen.« Ich lächelte, sah den Jungen auf dem Bild an, welcher damals fast mein Freund geworden war und mir auf dem Bild einen Kuss auf die Wange drückte. Er hielt damals meine Hand so sanft, als könnte sie zerbrechen, wobei ich zu dem Zeitpunkt, als wir den Moment eingefangen haben, auch noch ziemlich dünn war. Mein Grinsen war glücklich und ich würde mich wohl immer daran erinnern, dass ich ihn im nächsten Moment feste in den Arm geschlossen und gesagt hatte, dass ich ihn niemals verlieren will. Es war die vermutlich schönste Erinnerung, die ich an damals hatte.

»Du lächelst bei dem Anblick des Bildes.«, bemerkte der andere Junge in meinem Zimmer, der sich sein T-Shirt wieder nahm. »Und die junge Version von dir lächelt noch glücklicher.« Schmunzelnd sah ich ihn an. »Ach sag bloß. Da ist dir ja mal was aufgefallen!« Er lachte leicht sein wunderschönes Lachen, ich lächelte nur vor mich hin. »Wie viel hast du überhaupt in den letzten Jahren trainieren müssen, um so ein Muskelpacket zu werden, wenn du davor eine normale Statur hattest?« Er hatte mir den Rücken zugedreht und ich schlich mich an ihn heran, stellte mich hinter ihn und sah über ihn drüber. »Genug, um Zwergen wie dir zu helfen, sich wieder anzuziehen und sie dann über die Schulter zu werfen, damit wir wenigstens in die dritte Stunde gehen!« Er lachte, nachdem er sich erschrocken hatte, zog sein Shirt endlich wieder an und wir nahmen unsere Sachen, bevor wir die Wohnung - welche inzwischen still geworden war - verließen.

»Danke«, sagte Luce, als wir in seinem Wagen saßen und ich lehnte mich seufzend in den mir bekannten Sitz zurück. »Fahr los Luce, oder wir tauschen Plätze!«, drängte ich ihn, er startete grinsend den Wagen und fuhr aus der Straße.

»Kommst du gleich mit zum Kiosk? Brauch neue Zigaretten.« Der Junge neben mir seufzte, sah mich schnell an und dann sah er wieder auf die Straße.
»Du solltest echt aufhören zu rauchen, Nate!« »Spar dir das. Meine Eltern, meine Schwestern, mein Bruder und Cassie sagen es mir auch jeden Tag und - sieh an - ich höre nicht drauf.« Kopfschüttelnd bog er ab, doch als wir das Thema darauf verlegten, dass wir mal wieder feiern gehen müssten, da das letzte Mal beinahe eine Woche her war, grinste er wieder.

You'll Lose In Love | Boy×BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt