Youth
- DAUGHTERNate's Pov:
Ich grinste ihn an, als er auf mich zu kam. Es grenzte schon fast an ein Wunder, aber tatsächlich hatte ich Liam wieder getroffen. Er war weiterhin überrascht darüber, dass ich nicht mehr der schüchterne, kleine Junge von damals war, den er dominieren konnte, da ich inzwischen nen Kopf größer und definitiv breiter als er war. Wir dominierten uns quasi gegenseitig, doch irgendwas an ihm gefiel mir nicht mehr so sehr, wie früher. Irgendeine gute Eigenschaft, die er früher gehabt hatte, war weg, ich wusste nur nicht, welche es war.
Ich legte meinen Arm um seine Hüfte, während mir das Bild von Luce in den Kopf schoss und was Blaine über ihn gesagt hatte. »Luce geht es extrem scheiße. Er ist verletzt, durch seinen Vater. Willst du ihn nicht sehen oder kannst du es nicht übers Herz bringen, dich so wie normalerweise zu verhalten?« Ich schüttelte meinen Kopf, schob Liam vor mir in das viel zu große Haus und nickte einem Angestellten zu. Er wollte seine Eltern ein wenig verblüffen, also hatte er mich darum gebeten, dass ich seinen Freund heute Abend spielte. Es war ein Treffen, welches er als »Réunion des seniors« - sprich Seniorentreffen - erklärt hatte, wobei man bedenken musste, dass ein paar weiterhin arbeiteten.
»Sei einfach höflich, aber mir gegenüber so wie immer«, murmelte er in seinem französischen Singsang, der so angenehm als Hörbuch sein könnte. Okay, eigentlich war ich nur hier, da er mir dafür eine »Belohnung auf seine Art« versprochen hatte. Doch meine Gedanken waren schon lange nicht mehr bei ihm oder dieser Veranstaltung, sondern nur bei dem Jungen, der mein Herz in Besitz genommen hatte. Ich machte mir Sorgen um Luce, doch ich konnte nicht zurück und fühlte mich dumm, wenn ich ihn anrufen würde. Obwohl ich live und in Farbe direkt vor ihm stehend mit ihm reden wollte und nicht über ein Telefonat, hatte ich es nichtmal annähernd geschafft, um auch nur nachzufragen, was genau passiert war. Vielleicht sollte ich ihm einfach eine Nachricht schreiben und alles erklären?
Das Gemurmel um mich herum war nicht nur französisch. Ein paar Worte hörten sich russisch und deutsch an, doch man verstand nicht wirklich irgendwas, egal auf welcher Sprache geredet wurde.
Liam ging voraus, direkt auf seine Eltern zu, und ich folgte ihm, als ich mir einen Drink genommen hatte. Irgendein teurer Sekt, wie ich vermutete. Doch es war mir egal, Hauptsache irgendwas zu trinken, wo wenigstens ein kleines bisschen Alkohol mit drin war. Alkohol war immer gut. Mit Alkohol konnte man die Tage gut überstehen. Mit Alkohol konnte man vergessen. Mit Alkohol musste ich nicht an Luce denken. Und mit Alkohol musste ich nicht dieses grässliche, schmerzhafte Gefühl spüren, welches ich mit Luce in Verbindung brachte. Also war Alkohol die Lösung für all meine Probleme. Dazu noch Liam, der mich ein wenig ablenkte und es war ein guter Tag.
»Hallo Sohn!«, begrüßte Liam's Vater seinen Sohn. Sein Französisch war stockend und stolpernd, doch man konnte ihn verstehen. »Hallo Vater, hallo Mutter!« »Hi William!« Die Begrüßungen, die die Familie austauschten, waren so höflich und stockend, dass ich mir kaum vorstellen konnte, dass diese drei ein schönes Zusammenleben gelebt hatten, bevor Liam in eine WG mit seinen Freunden gezogen war - in welcher ich inzwischen auch ein Mitbewohner war.
Seine Hand zog mich näher an die Familie und ich legte meinen Arm erneut um seine Hüfte. Kritisch betrachteten mich seine Eltern, während ich mein höflichstes Lächeln aufsetzte. Sie hatten noch nicht meine Arme gesehen, also konnten sie sich im Moment nur darüber beschweren, dass ich ein Junge war.
Der Junge neben mir nahm mein Glas und nahm selbst einen Schluck, bevor er das Gesicht verzog und den Inhalt begutachtete. Liam hasste Sekt genauso wie Wein. Sein Vater grinste bei dem Gesichtsausdruck seines Sohnes und erinnerte mich damit irgendwie an meinen Vater. Dieser jedoch hatte mich seit Jahren nicht mehr gesehen und war hoffentlich weiterhin hinter Gittern. Hoffentlich würde er im Knast verrecken.
»Guten Tag Monsieur und Madame Lloyd! Mein Name ist Nathan Aundrie und ich bin - wie sie es sicherlich schon festgestellt haben - der Freund ihres Sohnes.« Die beiden nickten mir kritisch zu, die typische Begrüßung mit den Luftküsschen schien zum Glück auszubleiben. Ich hasste Luftküsschen. Sie waren für mich immer unangenehm und mit zu viel Körperkontakt verbunden. Nichtmal mit meinen Geschwistern würde ich sowas ausführen.
»Hallo Nathan!« Die trockene Begrüßung ließ meinen Blick kühler werden. Irgendwas an den Beiden war mir unsympathisch. Sie waren nicht so wie die Eltern von Maël oder Louis. Zum Glück hatten nicht alle meine Freunde so beschissene Eltern wie Luce oder Liam, sonst würde ich irgendwann wirklich aufgeben.
»Arbeitest du schon oder gehst du noch zur Schule, Nathan?«, fragte sein Vater. Ich seufzte lautlos, räusperte mich kurz und nahm Liam wieder das Glas ab, um den Rest auszutrinken. Dieses Gespräch würde mehr als ein Glas brauchen, doch für den Anfang war es okay. Trotzdem hatte ich jetzt schon keine Lust mehr, und die Gedanken an Luce plagten mich wie die Pest. Wieso verdammt nochmal konnte er nicht einfach aus meinem Kopf verschwinden und einfach ... glücklich ohne mich sein? Warum verdammt nochmal musste alles so verdammt scheiße laufen? Warum hatte ich es nicht weiter versucht?
»Im Moment kellner ich in einem viel besuchten Restaurant, aber ich mache dieses Jahr noch mein Abi. Sprich ich mache beides.« Mein Lächeln wurde kühler, als dieser Mann - welcher ungefähr zwei Köpfe kleiner als ich war - mir einen extrem arroganten Blick zuwarf und mich von oben bis unten musterte. Oh Darling, die Show hatte gerade erst begonnen, es würde noch besser werden.
»Welches Restaurant?« »Au top Paris« »Oh schön. Ein sehr schönes Lokal und das Essen ist immer gut. Wie ist es dazu gekommen, dass sie jemanden wie dich genommen haben?« Die Dame begutachtete mich kritisch und mit falschem Lächeln. Kam es mir nur so vor oder hassten die beiden mich, ohne mich zu kennen? Trieben sie den Smalltalk gerade im Ernst aus Höflichkeit ihrem Sohn gegenüber?
»Nun, sie hatten Personalmangel und ihnen war es egal, wie ich aussehe oder mit wem ich zusammen bin. Durch meine vorige Berufserfahrung in diesem Job, haben sie mich schließlich eingestellt. Ganz einfach.« Mein Unterton wurde zurechtweisender, fieser, doch Liam grinste nur darüber und seine Eltern sahen empört drein. Sie wussten nicht, mit wem sie sich angelegt hatten, als sie mich kritisieren wollten.»Ähm ... gut, gut ... ähm ... Raphaël, sei so nett und bringe uns zu unseren hoch angesehenen Gästen, ja?« Einer der Angestellten nickte und führte Liam's Eltern davon, Liam sah mich grinsend an und nahm meine Hand. »Genau das war mein Plan«, raunte er und küsste mich sanft, bevor er mich weiter zog, zu den nächsten Gästen. Also wenn das den ganzen Abend so weiter gehen würde, hätte er aber wirklich eine fette Belohnung für mich - ganz auf seine Art - zu erledigen.
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Mal wieder ein Kapitel aus Nate's Sicht, da ich mir dachte, dass er auch einfach nochmal dran kommen musste. Ich habe die Geschichte fertiggestellt - sprich, die anderen Kapitel sind noch Entwürfe aber grundsätzlich fertig -, weshalb ich versuchen werde, sie in den nächsten drei bis vier Tagen alle zu veröffentlichen - weshalb mehrere Kapitel innerhalb von einem Tag kommen könnteb. Unter diesen Kapiteln werde ich vermutlich auch keinen ewig langen Text mehr schreiben, weshalb ich euch jetzt schon frohes Lesen weiterer Kapitel wünsche und hoffe, dass sie euch gefallen werden. Hinterlasst doch gerne ein paar Votes oder Kommentare, wenn ihr mich unterstützen wollt. Sonst noch einen wunderschönen Tag🫶👋
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You'll Lose In Love | Boy×Boy
Teen FictionEr ist ein Fuckboy, ein Player, ein Arsch. Und doch ist er bekannt, beliebt, Prom King und damit der hübscheste Typ seiner Highschool, bis sich alles ändern soll, mit seinem besten Freund angefangen. Denn auch wenn sie sich ihren Gefühlen für den je...