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Save That Shit
- Lil Peep

Nate's Pov:

Es hatte einen einzigen Anruf gebraucht, um Jax davon zu überzeugen, ein paar Tage mit mir weg zu fahren. Liam wäre auch mitgekommen, doch er musste arbeiten und konnte durch meine kurzfristige Planung keinen Urlaub nehmen. Tja, dann müsste er halt ungefähr eine Woche auf mich verzichten. Selber Schuld.

Ich hatte Heimweh, auch wenn ich nicht genau wusste, wonach. Nach meiner Familie? Nach Luce? Nach Blaine? Komisch war das. Auch wenn ich mich hier Zuhause fühlte, fehlte mir etwas oder jemand. Doch ich würde es herausfinden. Ich musste es herausfinden. Eigentlich verpasste ich damit Unterricht und hielt Jax davon ab, weiter zur Therapie zu gehen, doch dies war mir wie ihm relativ egal. Dadurch, dass nur Blaine davon wusste, dass ich kommen würde und ich ihn darum gebeten hatte, es niemandem sonst zu erzählen, würde der Überraschungseffekt wohl auf meiner Seite liegen. Und ich freute mich extrem, wirklich.

»Was ist, wenn Luce mich hasst? Oder Blaine? Oder Cynthia? Oder ... obwohl ... ne, Melli nicht. Aber ... was hat sich alles verändert und-« Jax legte seine Hand über meinen Mund und ließ mich damit verstummen. Genervt sah er mich an und leicht grinsend stieß ich mit meiner Zungenspitze gegen seine Handinnenfläche, weshalb er diese angewidert wegzog und sie an meinem Shirt abwischte. Es war ihm scheißegal, dass ich in T-Shirts rumlief und alles zeigte, was die letzten Jahren mit meinen Armen passiert war. Er meinte, dass es nichts änderte, doch vor ein paar Wochen hatte er im Halbschlaf erwähnt, dass Blaine's Narben ähnlich waren, und er ihn trotzdem wunderschön fand. Allerdings bestritt er, dass dies jemals vorgekommen war. Seine Arroganz in Sachen Gefühlen war wirklich bemerkenswert. Er bestritt sogar, jemals Gefühle für meinen Bruder gehabt zu haben - solange er nüchtern und nicht im Halbschlaf war.

Luce's Pov:

Wiedermal versuchte ich, mir den Lernstoff zu merken, machte mir immer wieder Notizen zu dem Text den ich las, bis ich die Klingel hörte. Blaine war Zuhause, auch wenn er mir nicht gesagt hatte, warum. Es war irgendwie merkwürdig. Eigentlich versuchte er jede freie Minute zu arbeiten, um seinen vollen Stundenlohn zu bekommen, doch heute schien ihm das relativ egal zu sein.

Heute war ich genau ein Mal aus diesem Zimmer heraus gegangen. Und dieses eine Mal war dafür da, um aufs Klo zu gehen und direkt einen Kaffee aus der Küche mitzunehmen. Ich hatte keinen Hunger, wollte nicht Frühstücken und Blaine war vermutlich kurz davor gewesen, mir das Essen aufzuzwingen, doch dann hatte er es doch gelassen. Seine Hoffnungen, dass ich beim Mittagessen wenigstens da sein würde, hatte ich zerstört, da mein Plan, mich mit einem der Jungs zu treffen, genau um die Mittagszeit herum lag. Ebenfalls brauchte ich neues Ibuprofen, weshalb ich einen kurzen Abstecher zur Apotheke machen musste, um dort mein Rezept abzugeben und hoffentlich 600er zu bekommen.

Die Tür öffnete sich und eigentlich versuchte ich, nicht hinzuhören und weiter zu lesen, doch mein Gehirn hatte auf Durchzug gestellt und las den Text nicht mehr mit, weshalb ich hoch sah und zuhörte, was draußen passierte. Es erinnerte mich an die Situation, als Nate und Blaine bedroht worden waren. Als ich mich versteckte, weil es mir gesagt wurde. Doch heute wurde hoffentlich niemand verprügelt. Heute entwickelte sich nach einem aufgeregten »Hi« ein leises Gespräch, welches ich nicht verstand.

Mein Blick fiel auf die Uhr. 13:09. Cody würde mich in sechs Minuten abholen. Zumindest hatte er dies gesagt, da seine Unpünktlichkeit sich nie an Zeitpläne hielt. Er kannte keine Zeitpläne und meistens vergaß er einfach, wie viel Uhr es war, nur um sich dann zu spät auf den Weg zu machen.

Cody hatte die Schule mehr oder weniger abgebrochen. Er würde sein Abi nicht schreiben. Seine Begründung war, dass er andere Pläne hatte, was allerdings wenig Sinn ergab. Luis war in die Stufe unter mir gekommen, womit er offensichtlich nicht zufrieden sah. Zwei Mal war ich in der Schule gewesen. Ein Mal, um eine Prüfung zu schreiben - die ungefähr drei oder vier Wochen nach meinem Unfall geschrieben wurde - und dann um mit der Schulleitung darüber zu reden, dass ich am restlichen Unterricht nicht teilnehmen könnte. Am Anfang musste ich häufig zum Arzt und hatte mehr Termine, die nicht mit den Schulzeiten vereinbar waren. Ebenfalls war der Weg weit und die Zeit knapp. Die Schulleitung ließ mich Zuhause lernen und die Lehrer unterstützten mich mit Material aus den Stunden und Wiederholungsaufgaben.

Ich stand von meinem Stuhl auf, schlug grob meine Sachen zusammen und stopfte sie in eine der Schubladen unter dem Schreibtisch. All meine Schulsachen waren hier, da ich nicht wusste, wohin damit. Schule war nervig, doch nerviger war es, wenn die Sachen ständig in meinem Weg lagen.

Dann fiel mein Blick erneut auf die Uhr. 13:16. Cody würde mir schreiben, wenn er da wäre. Und mein Blick blieb an etwas haften. Ein Bild. Es war von Nate, er hatte es nicht mitgenommen. Er war darauf zu sehen, zusammen mit Blaine, Liam und noch jemanden, den ich nicht identifizieren konnte. Alle lächelten, Liam hielt den Arm fast schon beschützerisch um Nate und Blaine's Hand war mit der des anderen Jungen verschlungen. War das Jax, von dem er geredet hatte? Oder jemand anderes? Ich wusste es nicht, doch wollte ich auch nicht nachfragen.

Mein Handy begann zu vibrieren, weshalb ich den Anruf annahm und es an mein Ohr hob. »Du kannst runterkommen, ich bin fast pünktlich«, trällerte mir Cody's Stimme entgegen. Grinsend nahm ich mein Portemonnaie und den Haustürschlüssel, welchen Blaine mir anvertraut hatte. Dann schlüpfte ich in meine Schuhe und griff nach meinen Kopfhörern, bevor ich aus dem Zimmer trat.

»Wow. Ein Wunder ist geschehen. Cody Pitt ist fast pünktlich.« Er seufzte gespielt genervt und ich konnte förmlich sein Grinsen vor meinen Augen sehen. »Warte ne Minute und ich bin unten.« »Brauchst du inzwischen so lange, um die Treppe runter zu gehen?« Ich seufzte genervt und ging ins Wohnzimmer. In der Küche standen mehrere Personen und unterhielten sich, Blaine sah ich aus meinem Winkel heraus nicht.

»Sei froh darüber, dass ich überhaupt die Treppe runter komme. Hat lange gedauert, also mach mir diesen Erfolg nicht zunichte. Außerdem ... mit welchem Wagen bist du gefahren? Seit wann hast du einen Wagen?« Ich nickte Blaine zu, als er einen Schritt aus der Küche trat und meinen Blick mit seinem kreuzte. Er sah seltsam fröhlich und glücklich aus.

Langsam ging ich auf den Wohnzimmertisch zu, hob die Ibuprofen-Packung an und er nickte leicht, während Cody im Hintergrund lachte. »Na dann bin ich leise. Aber im Ernst, ich kann mir keinen niedergeschlagenen Luce vorstellen. Das ist ja wie Schokolade ohne Kakao.« »Also Schokolade ohne Kakao kann man auch weiße Schokolade nennen, Cody. Und ich denke denke, dass es besser ist, wenn du mich niemals niedergeschlagen oder zusammengebrochen erlebst.«

»Willst du unseren Gästen noch 'hallo' sagen, oder bist du jetzt direkt weg?«, fragte Blaine mich leise und ich sah ihn kurz an. Diese Gäste hatten mir den Rücken zugewandt, wobei einer allerdings Nate ziemlich ähnlich sah. Moment ... war Nate hier? Aber ... nein. Nein, ich sollte über ihn hinweg kommen. Ganz einfach.

»Ich muss los, Cody's Geduldsfaden ist ... sagen wir schmal.« »Okay«, meinte er und ich ging an ihm vorbei, wobei ich spürte, wie es weiterhin in meinem Kniegelenk zog, wenn ich mein Knie beugte. Das war auch der Grund dafür, dass ich weiterhin humpelte und mir Mühe gab, zwar nicht affig aber auch halbwegs schmerzfrei durch die Welt zu laufen.

»Ich kriege also kein 'hallo' mehr, Luce?«, raunte plötzlich seine tiefe, warme Stimme und ich erstarrte in jeder Bewegung, die ich ausführte.

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Ich habe kaum korrigiert, weshalb in diesem Kapitel Rechtschreibfehler vorkommen könnten. Dadurch, dass ich noch mindestens zwei oder drei Stunden Zugfahrt vor mir habe, kann ich Moment trotz schlechter Internetverbindung Kapitel hochladen. Wünscht mir Glück für die weitere Zugfahrt👍🫶

You'll Lose In Love | Boy×BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt