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Inside Out
-Duster

Nate's Pov:

»Nathan? Möchten Sie mir eine Antwort auf meine eben gestellte Frage geben?«, riss mich mein Geschichtslehrer aus meinen Gedanken. Alle Augen waren auf mich gerichtet und mein Atem wurde unruhig. Fuck, ich hatte die Frage nicht mitbekommen. Mein Herz begann schneller zu schlagen, doch nicht vor Freude, sondern vor Panik. Ich hasste Panik. Sie war mein größter Feind in Situationen wie dieser.

»Wenn Sie die Frage nochmal stellen, dann vielleicht.« Ich versuchte ruhig zu bleiben, kühl zu bleiben, mir nichts anmerken zu lassen, während meine Stimme mit meinen Händen begann zu zittern. Wieso verdammt nochmal konnte ich nicht ein einziges Mal nicht in Panik verfallen, wenn mich jeder ansah und die Aufmerksamkeit auf mir lag. Es war sinnlos, wenn ich panisch war, ein Gespräch mit mir zu führen. Langsam aber sicher wurde das ruhige Atmen schwerer und mein rechtes Bein begann hin und her zu wippen. Meine Güte, wieso traf es immer mich? Und wieso hatte dieser Lehrer es eigentlich auf mich abgesehen? Immer wenn ich nicht aufpasste, zog er die Aufmerksamkeit auf mich und erniedrigte mich. Solche Lehrer hasste ich.

»Sie müssen schon aufpassen. Wenn Sie meine Frage nicht mitbekommen, sollten Sie es am besten sofort sagen.« »Ich habe es sofort gesagt!«, zischte ich zurück. Jetzt kam die Wut dazu. Fuck! »Seien Sie nicht so unhöflich zu mir! Ein wenig Respekt erwünsche ich mir schon von meinen Schülern!« »RESPEKT müssen Sie mir entgegen bringen, wenn ich diesen erwidern soll! Ich habe keinen Respekt vor Ihnen, wenn Sie mich wie ein Stück Scheiße behandeln, in welches man auf der Straße hinein tritt und sich davor ekelt!« »DAS GEHT ZU WEIT! VERLASSEN SIE AUGENBLICKLICH MEINEN UNTERRICHT!« Sobald er mich anschrie schulterte ich meinen Rucksack und ging mit schnellen Schritten durch den Raum. Als die Tür offen war, drehte ich mich erneut zu dem Mann um, dessen Namen ich mir nicht merkte.
»Glauben Sie es mir, genau das hatte ich von Anfang an vor! Ist sowieso unnötig, Geschichte zu haben, und zum vierten Mal die französische Revolution durchzugehen!« Und somit verließ ich den Raum, holte meine Zigaretten raus und lief die Treppen runter, um diese Schule zu verlassen. Die restlichen Stunden waren genauso scheiße.

Sobald ich an der frischen Luft ankam, sog ich diese in meine Lungen, lehnte mich im Schatten an das Schulgebäude und schloss die Augen. Dann begann ich tief durchzuatmen, damit mein Herzschlag und meine Atmung sich wieder normalisieren konnten. Es war nur Panik, nichts weiter. Panik davor, dass jeder mich ansah, hatte ich schon so gut wie immer gehabt, bloß versteckte ich sie manchmal. Ich wusste nichtmal, ob irgendjemand in meinem nahen Umfeld davon wusste, oder nicht.

»Na du, wie war's?«, fragte Luce, nachdem er seinen Arm um meine Schultern gelegt hatte. Ich verdrehte die Augen, um den Anschein, dass es mich nervte, zu erwecken, doch ein kleines Lächeln schlich sich trotzdem zurück auf meine Lippen. »Wie immer halt«, wich ich der Frage aus, doch Luce ließ nicht locker. »Ach komm schon, irgendwas muss doch gewesen sein!« »Wieso hast du schon wieder so gute Laune? Du hast gleich Mathe und ich habe dich in einer Pause vor Mathe noch nie mit guter Laune gesehen.« Der Blonde grinste einfach weiter und ich wandte den Blick ab, um nicht zu lächeln. Er schien mich mit seiner guten Laune förmlich anzustecken.

»Ich sehe dich wieder, da darf ich doch wohl gut gelaunt sein, oder?« Und so schnell sah ich wieder zu ihm, kniff ein Auge gegen die Sonne zu und widerstand dem Bedürfnis, ihn zu küssen, mehr zu berühren oder ihm zu widersprechen.

»Was ist passiert in den letzten Stunden?« »Nichts besonderes« Ich seufzte, verschränkte die Arme vor der Brust und sah direkt in seine Augen. »Okay, okay, schön!«, gab er auf, ließ seinen Arm von meinen Schultern fallen und zog mich an meinem Ärmel hinter sich her. Als wir vom Schulgelände runter waren, ließ er mich los, öffnete grinsend seinen Rucksack und zeigte mir den Inhalt.

»Vergiss das, du Alkoholiker! Ich will dich nicht nochmal erleben, wenn du dich betrinkst!« »Ach komm schon! Wir können mit allen Jungs von mir aus raus und dann feiern wir den Beginn der Sommerferien mal so richtig!«, grinste er weiter und ich zog ihn am Kragen näher an mich. »Luce, ich warne dich! Wenn du mich dahin mitnimmst, dann kriege nicht nur ich eine Krise!« Er sagte nichts, sein Grinsen war verschwunden und plötzlich war sein Blick anders, wanderte über mein Gesicht und dann sahen wir uns in die Augen. Ich konnte ihn nicht loslassen, wollte seinen Atem spüren und seine Anwesenheit genauso.

Erst als seine Lippen auf meinen lagen, realisierte ich, dass er keinen Abstand zwischen unseren Körpern gelassen hatte und mich nun ein wenig zu ihm hinunter zog. Nach einer Sekunde der Realisierung, begann auch ich meine Lippen gegen die seinen zu bewegen und ließ meine Hand an seine Seite wandern. Er küsste mich. Vor anderen. Und das so selbstbewusst, wie ich es früher niemals selbst gekonnt hätte. Und fuck war dieses Selbstbewusstsein attraktiv.

Als wir uns lösten lächelte Luce, und ich lächelte ebenfalls, bevor ich ihn umarmte. Er wusste nicht, wie stolz ich auf ihn war. Vielleicht war es auch einfach eine Art Reflex oder sowas, doch trotzdem fühlte ich mich glücklich, stolz, und verdammt verliebt. Wieso konnte ich mich nicht hier Zuhause fühlen, mich einfach damit abfinden, dass ich nicht mehr zurück gehen sollte? Wieso war es mir nicht genug, für und mit Luce hier zu bleiben? Wieso machte es mich nicht glücklich genug?

»Ich bin unglaublich stolz auf dich, Luce!« »Oh wow, so nette Worte hört man echt selten von dir!« Ich löste mich von ihm, schüttelte meinen Kopf und doch lächelte ich.

»Oh mein Gott!«, schrie plötzlich eine hysterische Mädchenstimme die mich wie automatisch an meine Tasche greifen ließ, in der meine Zigaretten waren. Ich hatte heute nicht viel geraucht, doch irgendwie war gerade nicht so wirklich das Bedürfnis danach da.

»Betrügst du etwa Cassie, Nate?«, schrie das Mädchen weiter und ich drehte mich zu ihr um. Die Stimme kam mir bekannt vor ... und das Gesicht erstrecht. Natalie Gerold, Cassie 2.0 und die beste Freundin meiner Ex, hatte sich mit aufgeplusterten Wangen und verschränkten Armen vor der illegal gemachten Brust vor mir aufgestellt und sah mich geschockt sowie herablassend an. Ich zog eine Augenbraue hoch, ging auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen. Mich interessierte nicht, dass sie einen extrem weiten Ausschnitt trug, aus welchem alles an Brust herauszufallen drohte. Ebenfalls interessierte mich auch nicht, wie sie mich ansah. Als würde sie mich jemals rum bekommen. Schon früher war sie gescheitert, warum sollte sie jetzt also Erfolg haben?

»Könnte es sein, dass du und Cassie ... pardon, Cassandra, lange nicht mehr miteinander geredet haben oder lügt sie einfach weiterhin?«, fragte ich ruhig, während ich direkt in die Matschbraunen Augen sah, die mir trotzig entgegen sahen. Ich verspürte Hass, wenn ich diesem Weib gegenüber stand, doch warum, wusste ich selbst nicht. Sie ging auf unsere Schule, doch meistens ließ sie sich nicht blicken, da sie und ihre Mitläufer genau wussten, dass ich alles tun würde, um Natalie von der Schule fliegen zu lassen.

»Wieso denn das?«, fragte sie, während ihre sowieso schon hohe Stimme weitere zwei Oktaven in die Höhe zu schießen schien. Ich räusperte mich, lächelte sarkastisch über ihren trotzigen Gesichtsausdruck und schüttelte den Kopf. »Weil ich zum Glück, keine Verbindung mehr zu ihr habe. Dort ist nichts, was definitiv mehr als nur besser ist.«

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Der Mittwoch hat angefangen, dieses Kapitel ist beendet und ich freue mich sehr, dass ich es trotz des Zeitdrucks fertigstellen konnte. Vielleicht ist hier für den ein oder anderen auch die Erklärung, wieso Nate nicht länger in Luce's Heimatstadt bleiben möchte🫣
Jedenfalls freue ich mich, die folgenden Kapitel zu schreiben und euch zu sagen, dass diese Story noch lange nicht vorbei ist. Über Votes und Kommentare freue ich mich wie immer sehr und dann wünsche ich euch noch einen wunderschönen Tag🫶
Bis (vorraussichtlich) Sonntag👋

You'll Lose In Love | Boy×BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt