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You're Gonna Go Far, Kid
-The Offspring

Luce's Pov:

Als ich aufwachte, war es kalt. Ich lag alleine in einem viel zu großen Bett, und doch wollte ich nicht aufstehen. Obwohl ich nicht mehr müde war, drehte ich mich auf die andere Seite, schloss meine Augen und sog Nate's Geruch ein, welcher an dem Kissen und der Matratze, sowie der Decke zu kleben schien. Bei ihm fühlte ich mich wohl. Ich wusste, was ich tun konnte, und was nicht, er gab mir Sicherheit und Unterstützung. Vermutlich wusste er nichtmal, wie dankbar ich ihm für alles war, was er für mich getan hatte. Alles hatte er verändert - verbessert -, ohne, dass er es eigentlich wusste oder wahrhaben wollte.

Schließlich stand ich doch auf, als ich leises Gepolter in der Küche hörte und der Geruch von frischem Essen die Wohnung einnahm. Sobald ich das warme Bett verlassen hatte, zog mich die Kälte in ihre eisige Umarmung und ließ mich frösteln. Also zog ich mir ein T-Shirt über - welches wahllos im Zimmer rumlag und sowohl Nate als auch mir gehören könnte, und öffnete die Zimmertür. Auf dem Flur wurde der Geruch stärker und als ich erkannte, dass es der Geruch nach frischen Pfannkuchen war, floss mir das Wasser im Mund zusammen.

Mit schnellen, leisen Schritten ging ich ins Wohnzimmer, nickte dem ältesten Sohn - welcher auf der Couch saß und aussah, als hätte er die Nacht durchgemacht - zu und warf dann einen Blick in die Küche. Nate nahm gerade eine Kelle Teig aus einer großen Schüssel, und ließ das helle Gebräu in die Pfanne auf dem Herd vor ihm fließen.

Langsam ging ich auf ihn zu und bei ihm angekommen, legte ich meine Arme um seinen Oberkörper und schloss ihn somit in eine Umarmung. Meinen Kopf legte ich auf seiner Schulter ab, während mein Blick direkt auf den nicht mal ansatzweise halb garen Pfannkuchen fiel.

»Na Mr 'ich bin nicht schwul', gut geschlafen?« Seine Stimme war rau, doch unglaublich attraktiv. Ebenfalls schien er müde zu sein, doch gleichzeitig verfolgte er hellwach das Geschehen auf der Herdplatte. Ich seufzte, schloss meine Augen und genoss die Wärme, die er ausstrahlte. Immer musste ich mir versichern, dass er da war, und ich wusste nicht warum. Vielleicht auch so ein Tick von mir, der durch ein Kindheitstrauma ausgelöst wurde?

»Mr 'ich bin nicht schwul' hat wirklich ausgezeichnet geschlafen, solange du bei ihm warst. Außerdem solltest du langsam wirklich aufhören, mich so zu nennen.« »Es war deine Behauptung, ich wiederhole sie nur in einem anderen Kontext«, verteidigte er sich, doch in seiner Stimme lag ein amüsierter Unterton. Langsam schob er den Pfannenwender unter den Teig auf der heißen Platte und drehte das Ganze auf die andere Seite, damit wir von beiden Seiten einen goldbraunen, gut riechenden Pfannkuchen aka. Pancake essen konnten.

»Weißt du eigentlich, wie heiß du aussiehst, wenn du hier stehst und Frühstück machst?«, raunte ich nun leise in sein Ohr, als er nichts mehr in der Hand hielt und sein Kopf drehte sich so, dass unsere Gesichter schließlich voreinander waren und wir den Atem des jeweils anderen spüren konnten. »Weißt du wie unglaublich attraktiv ich es finde, wenn du mich von hinten umarmst, während ich Frühstück mache?«, raunte auch er und wir beide grinsten mit dem selben Hintergedanken.

Kurz und sanft legten sich unsere Lippen aufeinander, dann wandte er sich lächelnd wieder der Pfanne zu, in welcher ein inzwischen goldbrauner, köstlich aussehender Pfannkuchen entstanden war, welchen er auf einen Teller legte, der bereits einige seiner Pfannkuchen gestapelt hielt.

»Seit wann kannst du so etwas?« Der Junge vor mir grinste leicht, während er die nächste Kelle Teig in die Pfanne gab. »Was? Pfannkuchen oder generell kochen?« »Beides« Sein Grinsen wurde breiter und er drehte sich in meinen Armen zu mir um. Ich musterte ihn, er musterte mich und legte seine Hände auf meine Schultern.
»Das solltest du am besten Blaine fragen. Der weiß das eher, als ich.« »Was ist mit mir?«, fragte die müde Stimme von Blaine und ich sah über meine Schulter. Er war aufgestanden und schlurfte nun langsam auf die Küche zu. Im Türrahmen blieb er stehen und lehnte sich mit der Schulter dagegen.

»Also alles was hinter verschlossene Türen gehört, bleibt bitte auch hinter verschlossenen Türen und nicht in der Küche, wenn Essen in eurer Nähe steht. Das arme Essen!«, meinte der Älteste grinsend. Ich sah zu Nate, welcher ebenfalls grinste und sich wieder umdrehte, damit der Pfannkuchen nicht anbrannte. Mein Blick lag auf Blaine, während ich mich von dem anderen Jungen löste und mich schließlich auf einen der Stühle fallen ließ. Dann wandte ich den Blick wieder ab. Manchmal war die Beziehung dieser Familie wirklich schwer zu verstehen.

»Merde ç'est quoi maintenant?«, fluchte der Jüngere und auf dem Gesicht des Ältesten bildete sich ein Grinsen. Manchmal hasste ich meinen eher minder ausfallenden, französischen Wortschatz wirklich. Dadurch, dass ich nicht immer nachfragen wollte, was einer der beiden gesagt hatte, musste ich mich wohl damit zufrieden stellen, dass ich niemanden der beiden verstand, solange sie Französisch sprachen.

»Qu'est-ce qui ne va pas?« »Je n'ai pas de patience, c'est le problème.« Blaine lachte leicht, ging an mir vorbei und klopfte seinem Bruder auf die Schulter. Dann flüsterte er ihm irgendwas auf Französisch ins Ohr und lächelnd wie kopfschüttelnd nahm Blaine seinem Bruder die Last des Kochens ab.

»Und, habt ihr irgendwelche Pläne für heute?«, fragte der Älteste, als wir mit allen Geschwistern am Tisch saßen. Melli verschlang gerade grinsend ihren zweiten Pfannkuchen, doch dadurch, dass sie den Mund voll hatte, konnte sie nicht antworten. Das war vermutlich auch der Grund dafür, dass sie schnell und hektisch kaute und schluckte. Cynthia beteiligte sich generell nie an Gesprächen, und aß lustlos an der ersten Hälfte des Pancakes, welcher vor ihr auf dem Teller lag. Sie sah müde aus, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass da mehr hinter war. Sie konnte doch nicht immer so miesepetrig sein, wenn es keinen Grund dafür gab. Es war wie bei Nate; sie waren beide Miesepeter, doch eigentlich verbargen sie nur Angst und Schmerz in sich.

»Ich glaube nicht wirklich, dass irgendwer Pläne für heute hat, Blaine. Jeder hier geht zur Schule, dich ausgeschlossen, was niemandem von uns sonderlich viel Freizeit beschert.« Nate's Antwort ließ den Ältesten frustriert aufstöhnen, doch als Melli sich zu Wort meldete, schlich sich ein Lächeln zurück auf seine Lippen. »Wir gehen in den Zoo heute! Und da gucken wir uns dann ganz viele Tiere an und dann gehen wir noch zu den Bären und dann noch auf den Spielplatz! Können wir da auch alle zusammen hingehen?« »Oh wow! Die Bären. Da musst du aufpassen, dass du nicht gefressen wirst!«, scherzte Blaine, doch Melli's grinsen wich ihr nicht vom Gesicht. Sie freute sich unglaublich dolle darauf, dass sie in den Zoo gingen.

»Klar können wir da mal alle hingehen. Da müssen wir uns nur einen Tag aussuchen, an dem Luce nicht da ist, ich aber schon«, übernahm Nate nun und ich aß kopfschüttelnd meinen Pfannkuchen weiter, welcher übrigens vorzüglich schmeckte. Diese Familie war mir zwar häufig ein Rätsel, doch eigentlich hielten sie immer zusammen und jeder war für jeden da. Und diesen Zusammenhalt immer wieder beobachten zu können, war irgendwie wunderschön.

»Luce kann doch mitkommen!« Ich sah Melli an, lächelte gezwungen und wusste jetzt schon, dass mich diese Idee nicht begeistern würde. »Ich muss doch nicht mitkommen, Melli. Ihr könnt einen schönen Familientag machen und an diesem Tag kann ich dann auch mal nicht da sein.« »Aber was machst du dann?« Die Kleine schien verzweifelt eine Ausrede zu suchen, dass ich mitkommen sollte, was mich ehrlich gesagt ziemlich verwirrte. »Warum soll ich denn mitkommen, Melli? Ich gehöre doch gar nicht dazu und ihr könnt doch auch ohne mich etwas schönes unternehmen.« »Du gehörst dazu! Komm mit, komm mit, bitte!«, protestierte die Kleine weiter und ich sah hilfesuchend die Älteren am Tisch an.

Blaine seufzte schließlich und sah mich fragend an. »Willst du nicht mitkommen, kannst du nicht mitkommen oder willst du einfach nur aus Höflichkeit nicht dabei sein?«, fragte er mich schließlich und ich seufzte genervt. »Gute Frage! Ich tendiere zu Nummer drei.« »Komm mit, Luce!«, begann nun auch Blaine und ich sah Nate an, der sich zwar nicht die Mühe machte, sich am Gespräch zu beteiligen, jedoch grinsend weiter aß.
»Verschwört ihr euch jetzt alle gegen mich oder wie?« »Ist das ne Zustimmung?«, stieg auch Nate mit ein und ich gab auf. »Wenn ihr dann aufhört mich zu nerven!« »Juhu!«, jubelte die Kleine sofort los und leicht lächelnd aß ich zuende. So leicht ließ ich mich in einen Familientag mit reinziehen. Na super!

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Neuer Tag, neues Kapitel🤭 Ich nehme mir gerade zu viel vor für die folgenden Kapitel, doch irgendwie werde ich das schon alles mit rein bekommen, glaube ich. Ich würde erstmal sagen, dass ich versuchen werde, jeden Mittwoch und Sonntag ein Kapitel zu veröffentlichen. Wenn ich auch das nicht schaffe, muss ich den Plan ändern und wenn ich mal vergessen sollte, ein Kapitel hochzuladen, könnt ihr mich gerne daran erinnern.😅
Dann noch einen wunderschönen Tag und vermutlich bis Mittwoch!🫶👋

You'll Lose In Love | Boy×BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt