Epilog (Tw)

204 11 23
                                    

Tw! Tod, Verlust, Erwähnung eines Rückfalls, Erwähnung von Gewalt und Vergewaltigung!

---

Nate's Pov:

Ich fühlte mich leer, ausgelaugt und gleichzeitig war dort dieser Schmerz, der sich durch meinen ganzen Körper zog. Luce war angefahren worden und noch vor Ort an inneren Blutungen gestorben. Vielleicht ging es ihm jetzt besser, wo auch immer er war. Nie wieder würde ich fühlen, wie ich mit ihm gefühlt hatte.

Für mich war es unbegreifbar, dass er tot sein sollte. Es fühlte sich so an, als könnte er jeden Moment auf mich zu springen, mich umarmen oder sonstiges. Ich hatte viel geweint, die letzten Tage, hatte viel geschrien und war rückfällig geworden. Vielleicht war ich deswegen ausgelaugt. Lange hatte ich die Hoffnung gehabt, dass der Schmerz bald für immer weg wäre, doch scheinbar würde er mich nun immer begleiten. Gestern hatte Blaine mir erzählt, was mit Luce bei seinen Eltern passiert war. Und dieser Schock saß mir ebenfalls noch in den Knochen.

»Luce war noch draußen, vor dem Haus und hat überlegt, ob er reingehen sollte. Sein Vater packte ihn jedoch plötzlich, knallte ihn gegen die Mauer des Gebäudes, schrie ihn an und zog ihn in das Haus. Er hat sich nicht genau an eines der Worte erinnert, die er an den Kopf geworfen bekam, doch er wurde angeschrien und geschlagen, so wie früher. Vermutlich hat sein Vater seinen Kopf gegen die Wand geknallt, da er eine Platzwunde am Hinterkopf hatte. Seine Nase war ebenfalls gebrochen, doch niemand weiß, wie dies passiert ist. Irgendwann hat sein Vater ihn auf den Boden fallen lassen, hat ihn getreten und ist dabei auf seine Kniescheibe getreten. Er hat sie zertrümmert, als er auf den Knochen sprang. Ebenfalls brach er seinem Sohn den Ringfinger. Er ist im Gefängnis für jahrelange Misshandlung und Vergewaltigung seines Sohnes, sowie Drogenkonsum und -besitz. Seine Mutter ist in einer Entzugsklinik.«

Ich stand vor seinem Grab. Er war vor zwei Wochen gestorben. Luce, mein Luce, war tot. Die Nachricht war gerademal in meinem Kopf angekommen. Ich verdrängte sie meistens, genauso wie jedes Gefühl, welches ich fühlte. Eigentlich konnte und wollte ich nicht hier sein, doch Blaine zwang mich. Der Tod schien mich zu verfolgen. Wieso war er tot? Wie konnte Luce tot sein? Er hatte es nicht verdient. Er hätte leben sollen, können und müssen.

Etwas Warmes, leicht Kribbelndes rannte über meine Wange und kam an meiner Oberlippe zum stehen. Ich schmeckte Salz, wischte mit meinem Ärmel über meine Augen und merkte, dass ich weinte. Wie sollte ich ohne Luce leben? Ich wollte bei ihm sein. Er konnte nicht tot sein. Wieso kam er mir noch so lebendig vor? Als würde er gleich hier auftauchen, mein Gesicht sanft in seine Hände nehmen, die Tränen wegwischen, mich küssen und in den Arm nehmen - so fühlte es sich an.

Ein anderer Arm legte sich um mich, zog mich in eine feste Umarmung und ich legte meinen Kopf einfach auf Blaine's Schulter, ließ mich in seine Arme fallen und war froh darüber, dass er da war.

»Ich werde immer verlieren, wenn es um Liebe geht, oder?«, fragte ich leise und drückte mich von Blaine weg. Er sah mich zerknirscht an, sah auf das Grab und dann wieder in meine Augen. Seine Augen waren so leer und gleichzeitig mit Schmerz gefüllt, wie ich mich fühlte. Und dann nickte er, kaum merklich aber er tat es.

»Ja. Du wirst verlieren, solange du Luce liebst. Aber ich bin da, Melli und Cynthia, Liam, Jax, alle sind da und wir unterstützen dich alle. Auch Cody ist für dich da.« Ich würde verlieren. Immer und immer wieder, würde ich verlieren. War es überhaupt noch sinnvoll, den Verlusten hinterher zu trauern? Ich wusste es nicht, doch ich tat es bei vollem Bewusstsein. Und das nur, um abends zu vergessen, dass ich existierte. Vielleicht musste es so sein? Vielleicht sollte es so sein? Vermutlich sollte ich so fühlen. Vermutlich hatte ich es verdient, nie wieder bei ihm zu sein. Hätte ich anders gehandelt, wäre er vielleicht noch da. Doch dies hatte ich nicht. Und nun musste ich mit den Konsequenzen leben.

Seine Gefühle hinunter zu drücken brachte nichts, wusste ich nun. Diese Gefühle, sie würden zurück kommen, einen überrennen und dann alles nehmen, was einem wichtig war. Ich hatte nichts davon gehabt, meine Gefühle zu ignorieren, sie wegzustecken und sie einfach zu vergessen. Im Endeffekt hatte sich der Tod geholt, was er wollte. Ich lebte, während Luce unter der Erde lag. Sein Körper war eingeäschert worden, nach dem Wunsch seiner Mutter. Diese war inzwischen drogenfrei, weshalb der Verlust ihres Sohnes sie scheinbar traf.

Mein Blick wanderte zu der Frau, die ich vermutlich nur einmal zuvor gesehen hatte. Ihre Augen strahlten nicht mehr, doch man sah ihr an, dass der Entzug tat, was er tun musste. Wir hatten alle verloren. Manche nur den Menschen, andere vielleicht mehr. Und einige hatten etwas gewonnen. Erkenntnisse, Gewissensbisse, sowas in der Art, gab es zu gewinnen. Vielleicht hatte ich ja den Hauptpreis?

Mein Lächeln wurde trauriger, als mein Blick auf ein Bild von ihm fiel. Er sah glücklich aus, ohne mich. Ohne mich wäre alles besser gewesen. Und mein verdammtes Herz schlug weiter, während seines aufgegeben hatte.

»Tu perdras en amour«, flüsterte ich mir selbst zu. Es war die Wahrheit. Sobald ich liebte, verlor ich.

---

Das Ende dieser Geschichte tut mir sehr leid, ich habe selber fast geweint und weiß nicht, was ich nun tun soll. Doch hier ist immerhin der Epilog. Ich hoffe, dass es euch wenigstens ein bisschen gefallen hat, würde mich sehr über Kommentare und Votes freuen und könnte ein Feedback gut vertragen. Vermutlich werde ich nächste Woche noch ein Nachwort veröffentlichen, doch im Moment habe ich keine Zeit, um überhaupt zu schreiben.
Vielleicht sehen wir uns ja in einer anderen Geschichte wieder? Wenn nicht, dann Bye und schön das du da warst🥹🫶
In diesem Sinne, tschüss und danke fürs lesen🫶👋

You'll Lose In Love | Boy×BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt