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Run Boy Run
- Woodkid

Luce's Pov:

Wir traten aus dem Schulgebäude heraus, die Sonne schien warm auf uns herab und spiegelte sich in verschiedenen Farben in den Wagen auf dem Schulparkplatz wieder. Nate hatte mich heute morgen überrascht, vorallem der plötzliche Stimmungswechsel war irgendwie ... gruselig für mich. Doch eigentlich verhielt er sich nun wieder ganz normal, wie immer. Vielleicht hatte ihm die Verteidigung einen kleinen Euphorie-Schub verpasst oder sowas in der Art? Er hatte mir Angst gemacht, bis ich realisiert hatte, dass er mich verteidigt hatte und mich an meinem Vater vorbei brachte, ohne das jemand verletzt wurde.

»Was meintest du damit, dass es nicht deine erste Prügelei war, die du beendet hast?«, fragte ich, als wir uns wieder in meinen Wagen setzten. »Was?« Er wusste, worum es ging, das sah ich ihm an. Seufzend drehte er sich zu mir, sah mich genervt an und lehnte seinen Kopf an die Kopflehne des Beifahrersitzes.
»Ich wurde in der sechsten Klasse häufiger mal verprügelt und irgendwann hat mein Bruder davon Wind bekommen. Er ging immer dazwischen und hat selber begonnen, die anderen zu verprügeln. Ich hab ihn weggezogen und runtergebracht. Somit wurden die meisten beendet.« Ich war still, war geschockt davon, zu hören, dass Nate ebenfalls die ein oder anderen Schläge einstecken musste und dann musterte ich ihn von oben bis unten.

»Hast du deswegen gelernt, wie man sich verteidigt?« Es war allgemein bekannt, dass Nate sich zwar aus Prügeleien raushielt, doch wenn er angegriffen wurde ebenfalls kein Problem damit hatte, zur Verteidigung auch mal zuzuschlagen. Wir hatten alle gesehen, wie brutal dies aussehen konnte, wenn er zuschlug - und dies tat er trotz seiner ständigen Wut nur selten.

»Ja, ich musste.« Ein müdes und trauriges Lächeln huschte über seine Fassade, schien sich allerdings bei Kontakt mit der Sonne sofort wieder im Schatten zu verkriechen. Ich fuhr los, ohne weiter mit ihm darüber zu reden. Es war ihm scheinbar selbst nicht so recht, sich mit mir über seine Vergangenheit zu unterhalten, und ich wollte ihn nicht ausfragen. Also wechselte ich schnell das Thema und wir begannen darüber zu sprechen, was wir in den Sommerferien vorhatten, die in etwas mehr als einem Monat anfangen würden. Niemand von uns würde richtig weg fahren, Nate würde mit seinem Bruder nach Frankreich und vielleicht noch woanders hin, während ich mich dazu entschieden hatte, einfach mal ein bisschen durch ganz Deutschland in den Ferien zu fahren. Vielleicht würde ich auch ins Ausland, wenn ich etwas mehr Freizeit von meinen Eltern haben wollte. So genau wusste ich das noch nicht, Hauptsache weg von hier.

»Cassie und du könntet euch eigentlich ziemlich gut verstehen, wenn ihr euch zusammenreißen würdet«, bemerkte Nate zwischendurch und genervt sah ich ihn an. »Ich mag deine Freundin aber nicht, also komm drüber hinweg und vergiss das mit dem vertragen, denn das werden wir uns niemals, glaub ich.« Wir waren schon beim Thema Cassie und wie immer zog sich mein Magen zusammen. Auch wenn ich Cassie hasste, hatte ich mit ihr Sex gehabt, ohne das ich sie erkannt hatte. Von Nate wusste ich, dass die beiden keine offene Beziehung führten, weshalb ich somit auch wusste, dass sie mich dreist angelogen hatte. Doch Nate würde mich dafür hassen, wenn er erfahren würde, was passiert war. Würde er verstehen, wenn ich die Umstände erklären würde? Würde er mich nicht viel mehr hassen, wenn ich es ihm weiterhin verschweigen würde? Fuck, was sollte ich machen?

»Willst du mit zu mir?«, fragte Nate und riss mich aus meinen Gedanken. Seine Frage überraschte mich extrem, da er dies normalerweise nicht fragte. Die Frage war meistens eher, ob er mit zu mir wollte, aber nicht andersrum. Trotzdem war ich froh über sein Angebot.
»Wenn es okay ist und keine Umstände bereitet ...« »Parke diesen Wagen und es ist kein Problem.« Ich grinste, tat was er mir gesagt hatte und wir stiegen aus. Wie automatisch schob er sich eine Zigarette zwischen die Lippen, welche er sich mit dem Feuerzeug seines Bruders anzündete. Dann führte er mich zum Eingang des Hauses, schloss die Türe auf und führte mich erneut hoch, in die kleine aber hübsche Wohnung.

Es war ruhig, als er die Türe aufschloss und mich hinein ließ. Kein Ton war zu hören, doch er zog nur eine Augenbraue hoch, ließ langsam die Tür ins Schloss fallen und sofort sah man ein kleines Mädchen um die Ecke auf ihn zu laufen. »Du bist wieder da, du bist wieder da!«, freute sich die Kleinere. Ich schätzte sie auf acht oder so.

»Hast du mich etwa vermisst?« Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen meines besten Freundes, als er sich vor die Kleine kniete. Sie umarmte ihn, dann sah sie mich an. Und löste sich wieder von Nate.

»Wer ist das Nati?« Den Spitznamen 'Nati' hatte ich zwar noch nie gehört, doch er war so süß, dass ich automatisch grinste. »Das ist Luce ...«, Nate wurde quasi sofort unterbrochen. »Von dem du immer erzählt hast? Der ...« Er legte seine Hand auf ihren Mund, brachte sie damit grinsend zum schweigen und nickte. »Ja, genau der.« »Was hast du denn bitte über mich erzählt?«, fragte ich nun neugierig. »Immer nur das Beste natürlich!«, grinsend richtete er sich auf und führte mich ins Wohnzimmer, wo ich sofort den Jungen von gestern sah. Die dunklen Haare lagen ihm durcheinander in der Stirn, sein Körper war diesmal in eine schwarze, weite, kurze Hose und ein schwarzes Tanktop gehüllt. Seine Arme waren von Narben übersät, doch niemandem in dieser Familie schien dies etwas auszumachen. Mir machte es ebenfalls nichts aus, ich war einfach nur davon überrascht, dass jeder dran vorbei lief und dem Ganzen nicht einen Blick würdigte.

»Hey Nate!«, der schwarz gekleidete stand auf, Nate ging auf ihn zu und die beiden schlossen sich brüderlich in die Arme. Nate war glücklich mit seiner Familie, wie ich nun einsah. Und wirklich dazu passte ich nicht. Man könnte schon fast sagen, dass ich eher im Weg war. Genau dort lag das Problem; solange ich mich im Weg und unbrauchbar fühlte, fühlte ich mich unwohl und wollte weg. Hatte mich Nate vielleicht niemals mit zu ihm genommen, damit ich das Bild seiner Familie nicht kaputt machte?

»Hast du den Jungen von letztens wieder mitgebracht?«, der Kommentar riss mich aus meinen Gedanken und ich sah die Brüder wieder an. Sie hatten sich gelöst und nun drehte sich Nate zu mir um und sah direkt in meine Augen.
»Jap. Das ist Luce. Luce, mein Bruder Blaine und-«, er drehte sich nach seinen Schwestern suchend um. »Melli und Cynthia stelle ich dir vor, wenn wir ihnen wieder über den Weg laufen.« »Hi Blaine!«, sagte ich mit ruhiger Stimme und wir schüttelten uns die Hand, doch auf dem Gesicht des Älteren breitete sich - ziemlich schnell und genauso überraschend wir bei Nate - ein Grinsen aus und er zog mich in eine Umarmung, die ich natürlich erwiderte.

In den folgenden Minuten lernte ich, dass Blaine und Nate sich extrem ähnlich waren. Nate war bi, Blaine war schwul. Nate trainierte viel, Blaine ebenfalls. Beide hatten extreme Stimmungsschwankungen und beide sahen unglaublich gut aus. Langsam sollte ich echt mal akzeptieren, dass Mädchen vielleicht nicht mein einziges Jagdgebiet waren, sondern Jungs auch zumindest eine kleine Chance bei mir hatten.

»Also Luce ist mir definitiv sympathischer als diese kleine Göre. Mach doch einfach mit Cassie Schluss und komm mit deinem kleinen Freund zusammen, dann bin ich wunschlos glücklich.« Nate und ich grinsten uns an und ich begann leise zu lachen. »Ich stehe nicht auf Jungs.« Ich war so überzeugt von dieser Aussage, dass mir nichtmal in den Sinn kam, richtig darüber nachzudenken. Blaine zog wissend die Augenbrauen hoch, sah zwischen Nate und mir hin und her und lächelte kopfschüttelnd. »Outings sind befreiend Luce, weißt du das?«, meinte er dann und ich sah ihn leicht verwirrt an. Wie kam er nun auf Outings? »Ich glaube, dass wir ihn ein wenig überfordern, Blaine.« Der älteste Bruder seufzte, doch im nächsten Moment schlug er lächelnd vor, mal die Mädchen zu suchen, damit ich diese auch noch kennenlernen konnte. Und somit ließ er uns alleine.

»Wie kam dein Bruder jetzt auf Outings?«, fragte ich Nate, der sich leise lachend durch die Haare fuhr. Seine grünen Augen scannten mich ab und zugegebenermaßen wurde mir ein wenig warm, unter seinem Blick. Wieder entstand in mir dieses komische Kribbeln und ich wurde nervös. Mein Blick scannte sein Gesicht ab, stoppte an seinen Lippen und ich musste mich dazu zwingen, wieder in seine Augen zu sehen. Ich war nicht schwul, aber sein Blick, sein Körper, seine Stimme, seine Berührungen und die Vorstellung, von seinen Lippen auf mir, war berauschend und atemberaubend schön. Und für diese Gedanken, hätte ich mich am liebsten geohrfeigt.

Ich.war.nicht.schwul! Niemals! Punkt, Ende, aus!

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Und da bin ich wieder!😅
Das zweite Kapitel für heute, und an jeden, der gerade etwas enttäuscht ist: es tut mir sehr leid, aber es wird besser ... *denkt nach* ich sollte echt aufhören zu spoilern. Naja, ich wünsche euch noch einen schönen Abend/Morgen/Tag oder wann auch immer ihr dieses Kapitel lest. Und natürlich hoffe ich wie immer, dass euch auch dieses Kapitel gefallen hat!🫠🫶

You'll Lose In Love | Boy×BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt